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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0046
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Auch für den Zeitraum des ausgehenden Mittelalters seit der zweiten Hälfte des
13. bis ins 15. Jahrhundert hinein ist somit grundsätzlich festzuhalten, daß die Köni-
ginnen gekrönt wurden. Das als Recht der Kurfürsten sich gegen die dynastisch ge-
bundene Designation durchsetzende Wahlkönigtum hatte zur Folge, daß nicht mehr
unverheiratete Kindkönige, sondern verheiratete Fürsten zu Königen gewählt und in
den meisten Fällen mit ihren Gattinnen in Aachen gekrönt wurden. Daß es neben
dem gemeinsamen Krönungszeremoniell auch weiterhin Einzelkrönungen von Kö-
niginnen, vor allem bei weiteren Ehen, gegeben hat, zeigt, daß die Zeremonie der Kö-
niginnen-Krönung auch im späten Mittelalter nicht - wie Paul Krull als Fazit formu-
lierte - »für ganz nebensächlich gehalten«^ wurde. Vielmehr läßt die Tatsache, daß
die Königinnen im Spätmittelalter durch das Hinzukommen der Kronen Böhmens
und Ungarns noch sehr viel häufiger als im hohen Mittelalter gekrönt wurden, dar-
auf schließen, daß die Krönung weiterhin und offensichtlich in einem noch stärkeren
legitimatorischen Sinn als wichtig erachtet wurde und symbolischer Auftakt für die
Stellung der Königin blieb, die mit dem König an der Spitze des Reiches stand.
Bgsfaz-zdfgz'?g &r Közzzgz'zzzzgzz-Krözzzzzzg
In der mittelalterlichen Historiographie wurden die Krönungen der Königinnen mit
ganz unterschiedlichen Begriffen umschrieben. Dabei ist nicht immer von corozzafz'o,
sondern häufig auch nur von dgzigdz'cfz'o und/oder ccztsgcrafz'o die Rede. Das hat in
der Forschung Zweifel laut werden lassen, ob grundsätzlich immer auch von einer
Krönung der Königin ausgegangen werden karurß^.
Das Problem liegt in der oftmals subjektiven Darstellung wie auch nicht immer
präzisen Wortwahl erzählender Quellen, die in unserem Kontext nicht zwingend
wörtlich verstanden werden können. Der Bericht Ottokars in der Österreichischen
Reimchronik zur Krönung der mit Albrecht I. verheirateten Königin Elisabeth von
Görz-Tirol 1298 zeigt vielmehr, daß unter dem Begriff dgzigJz'cfz'o oder - so in den
spätmittelalterlichen deutschsprachigen Quellen - wztzg die Krönung einbezogen er-
scheint:

z?gr gz zg rgtzfg fzzozz so?,
z?gr zg Mgz'zzzg &z'sctzo?/z'sf,
z?gr was IzgrgzY zzzo dgr/rzsf
izzzzf tzggz'g dz'g zrzgssg;
a??gz daz gr wgssg,
z?az zzzo z?gr wz?zg ggtzorf,
z?gs was gr zzzzdgtdrt,
gr dggz'g gz scfzdrzg.
zzzz? z?gr wz?z zzzzz? rzzzY z?gr krozrg
zzzacB? gr z?z'g ?zgz*zogz'zzzzg
zgz'zzgr ?zo?zgzz kzzzzz'gz'zzzzg.

G. RiLL, in: Dizionario biografico degli Italiani 10 (1968) S. 24-26; G. SoLDi RoNDiNiNi, in:
LexMA2(1983)Sp.37.
164 KRULL, Salbung S. 93.
165 WOLF, Königinnen-Krönungen S. 74f.

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