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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0051
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ern«i93. Damit wird der heilsgeschichtliche Bogen vom Alten zum Neuen Testament
und Maria als Mutter Christi geschlagenst was meinen könnte, daß »die Königin
auch Mutter eines Christus werden soll«^. Ein weiteres Weihegebet wird vor dem
Altar gesprochen und wendet sich an die Allmacht Gottes:
... cxoramMS, sz'cMf Esdtcr mgzüam Israelis caasa saNh's de caphüüah's saae compe-
de soNfam ad regz's Assaerz fdaiarzzzzm regrzz'^zze szzz cowsorh'zzzrz frazzsz'reyecz'sh, da dazzc
yäzrzzziazw tzzazrz N. dzzmddatz's wcsfrae Izezzedzehowe cdrzsh'azzae pielzzs ^ratz'a salzdz's ad
dz'gzzazzz saMz'rzzezrz^Me regz's wostrz ccpaiazrz regrzz'^ae szzz partz'czpz'azrz zrzzserz'cordzYer
frarzsz're cozicedas ...
Hier wird mit Esther auf eine weitere sich durch Frömmigkeit, Weisheit und Mut
auszeichnende Königin des Alten Testaments verwiesen, die durch ihr Handeln das
Volk Israels vor den Nachstellungen des machtgierigen Haman gerettet hatte und
dafür vom persischen König Ahasveros (= Xerxes I., 486M65 v.Chr.) zur Ehefrau
und Mitherrscherin seines Reiches erhoben wurde^T Dementsprechend solle sich
auch die Königin als würdige und erhabene Gemahlin des Königs und Teilhaberin
an seinem Reich erweisen^.
Diese als Bitte an Gott gerichtete Erwartung ist die einzige Stelle, die das cozzsor-
fzzzw rggrzz in den Mittelpunkt rückt und damit die politische Rolle der Königin be-
tont. Obwohl diese nicht näher umschrieben oder charakterisiert wird, mußte doch
die Bezugnahme auf Esther und Judith, die politisch höchst heikle und für das eige-
ne Leben bedrohliche Situationen meisterten, beim bibelkundigen Publikum Asso-
ziationen freisetzen, die der gottgefälligen und in gleicher Weise klug wie gerecht
vorgehenden Königin einen breiten Handlungsspielraum eröffnen konnten.
Im Zentrum stand dabei der Begriff des corzsorfzzzm mgozz, der hier erstmals in ei-
nem Königinnen-Ordo integriert wurde. Denn im karolingischen Judith-Ordo von
856 wird zwar auch auf Esther Bezug genommen, dabei jedoch nicht der in der Vul-
gata-Version für die Stellung Esthers als Königin erstmals nachweisbare consorh'zzm-
Begriff zitiert^. Vielmehr benennt der Bischof die Wirkung der Salbung, die das
Antlitz Esthers voll Erbarmen lichterstrahlen lasse und dadurch das Herz des Kö-
nigs zur Barmherzigkeit emporhebe^T Der Esther-Bezug im oben zitierten Mainzer
Ordo geht also weit über die hier angesprochene Aufgabe, den König milde zu stim-

193 Per Cfzrz'sfam dozzzzzzazzz zzosfrzzm, z?MZ ex zzzfemerafo izeaiae Mariae uz'rgz'zzz's aiuo zzascz uz'sz'fare ac rezioua-
re Izzzzzc dz'gzzafzzs esi zzzandazzz. Qzzz iecazzz uz'uz'f ei gfonafar Deas z'zz tzzzz'iaie SpzEfas sazzcfz per zzzzzzzorZa-
iz'a saeczda saeczdorzzm. Azzzezz, Ordo III, ed. ELZE, S. 7f.
194 Zur Bedeutung Mariens in den karolingischen Krönungsordines der Königinnen vgl. Domini-
que IoGNA-PRAT, La Vierge et les ordz'zzes de couronnement des reines au DÖ siede, in: Marie. Le
culte de la Vierge dans la societe medievale, hg. von D. IoGNA-PRAT, Eric PALAZZO, Daniel Russo
(1996)S.101-107.
195 SpRENGLER-RuppENTHAL, Theologie S. 97.
196 Ordo III, ed. ELZB, S. 8f.
197 Vgl. Jürgen LBBRAM und Johannes VAN DER KLAAUW, Esther (Buch), in: TRE 10 (1982) S. 391-395.
198 Die von SpRENGLER-RuppENTHAL, Theologie S. 98f. vertretene These, daß das in der oben zitier-
ten Esther-Passage angeführte Gefangenschaftsmotiv ein Hinweis auf das persönliche Erleben
Adelheids und »ihrer Befreiung aus den Fesseln der Gefangenschaft durch Berengar« darstelle,
erscheint sehr vage und entbehrt bislang jeglicher Anhaltspunkte.
199 Zum consors regzzz'-Begriff vgl. unten S. 56ff.
200 ... ei azzcz'Pae iaae Hesferjdcz'em Izac spz'n'taiz mz'sen'cordz'ae izzae zzz-zcfzozze adeo izzcz/lzzazzz reddz'dz'sfz, zzi ep
/eraiMzw cor regz's ad zzzzsencordzazzz..., Ordo of Judith, ed. JACKSON S. 78.

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