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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0083
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Landes samt seinen Burgen und Städten« in ihre HancLA Eine aus den Jahren 1434
und 1435 erhaltene Abrechnung über die in Nordwestungarn gelegenen, zur soge-
nannten »Kremnitzer Kammer« gehörenden Edelmetallbergwerke mit den reichen
Gold- und Silbervorkommen ergibt einen Nettogewinn von mehr als 34 000 Gulden,
was als unterste Ertragsgrenze anzusehen ist. Dabei war jedoch vertraglich verein-
bart worden, daß die Königin davon nur die ihr verschriebenen 28 000 Gulden bean-
spruchen dürfe und alle Überschüsse an die königliche Kammer abzuführen habe^L
Beraten von Adligen und Bürgerlichen, unten denen der ehemalige Ofener Rich-
ter Johann Siebenlinden als der einflußreichste gilt^, besaß sie beim Tod Sigmunds
schließlich die Mehrzahl der Burgdomänen in Ungarn, insgesamt 28, und viele Kron-
domänen, von denen sie einige durch Kauf ihrem Privatvermögen integrieren konn-
te. Die sich jährlich vergrößernde Geldmenge Barbaras machte sie bald zur Haupt-
kreditgeberin ihres GatterP°°, der ihr schließlich auch den Ertrag der anläßlich seiner
Kaiserkrönung erhobenen sogenannten Juden-Krönungssteuer überlassen mußte^L
Nach dem Tod des Kaisers am 9. Dezember 1437^ und der Herrschaftsüber-
nahme des mit der einzigen Tochter Elisabeth verheirateten Habsburgers Albrecht
in Ungarn, im Reich und schließlich auch in Böhmen, die die zwischenzeitlich in
Komorn und Ofen unter Aufsicht gestellte Barbara vergeblich zu verhindern suchte,
mußte sie einige der ihr verpfändeten, strategisch wichtigen Burgen gegen eine Jah-
resrente von 12 000 Gulden herausgeben. Die mit ihrer Flucht nach Polen im Mai
1438 in Verbindung stehenden, wenig durchsichtigen politischen Ambitionen Bar-
baras von Cilli endeten nach dem frühen Tod Albrechts II. und der Geburt ihres En-
kels Ladislaus Postumus im Sommer 1441 mit ihrem Rückzug auf die zu ihrer Wit-
wenausstattung gehörende böhmische Burg Melnik, wo sie bis zu ihrem Pesttod
1451 lebte. Doch auch hier hielt sie sich nicht gänzlich von der Politik fern und stand
in Kontakt mit den die Politik Böhmens bestimmenden mächtigen Männern Hynek-
Ptäcek und Georg von PodiebracHA
Als »ärmste« Königin - und dies nicht nur in materieller Hinsicht - dürfte hin-
gegen Bianca Maria Sforza zu gelten haben, die Maximilian I. des öfteren selbst als

397 Zu diesen Besitzungen in Ungarn: Elemer MÄLYUSZ, Kaiser Sigismund in Ungarn 1387-1437
(1990) S. 91-93; Abdruck einiger Urkunden bei Gusztav WENZEL, Okmänyi adalek. Borbäla es
Erzsebet magyar kirälynek birtokärol (Urkundlicher Beitrag zu den Besitztümern der ungari-
schen Königinnen Barbara und Elisabeth), Magyar Törtenelmi Tär 12 (1863) S. 268-287, hier
S.271-285.
398 Vgl. Pal ENGEL, Die Einkünfte Kaiser Sigismunds in Ungarn, in: Sigismund von Luxemburg.
Kaiser und König in Mitteleuropa 1387-1437. Beiträge zur Herrschaft Kaiser Sigismunds und
der europäischen Geschichte um 1400, hg. von Josef MACEK, Ernö MAROSi und Ferdinand SEiBT
(Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit 5,1994) S. 179-182, hier S. 180f.
399 Zu seinen Ämtern: MÄLYUSZ, Kaiser Sigismund S. 205f.
400 Ob Sigmund lieber mit ihr als den Baronen Pfandgeschäfte abgeschlossen haben soll, wie MÄ-
LYUSz, Kaiser Sigismund S. 93 urteilt, gilt noch zu hinterfragen. Kürzlich hat Heinz-Dieter HEi-
MANN, Herrscherfamilie und Herrschaftspraxis. Sigismund, Barbara, Albrecht und die Gestalt
der luxemburgisch-habsburgischen Erbverbrüderung, in: Sigismund von Luxemburg. Kaiser
und König in Mitteleuropa 1387-1437 (1994) S. 53-66, hier S. 57 Anm. 15 darauf hingewiesen,
daß eine Untersuchung zu den zahlreichen Finanzgeschäften Barbaras, die auch auf unge-
drucktes Archivmaterial zurückgreifen müßte, noch aussteht.
401 HoENSCH, Kaiser Sigismund S. 428.
402 Vgl. HoENSCH, Kaiser Sigismund S. 457M62.
403 Die Diskussion der historiographischen Quellen zu den Plänen Barbaras auf ein ungarisches
und böhmisches Königtum sowie zu ihren politischen Aktivitäten in Melnik vgl. CmLiAN, Bar-
bara von Cilli S. 45-67. - Zu Aufstieg und Königtum Georgs von Podiebrad: Ferdinand SEiBT,

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