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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0167
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sgmpgr HMgMSfg^. Das anschließend aufgedrückte und heute verlorene Wachssiegel
hat dieses Signum überdeckt. Um welches Siegel es sich dabei handelte, um dasjeni-
ge Richenzas oder Lothars, läßt sich nicht mehr sicher bestimmen. Aufgrund der
Siegelabmessungen auf dem Original geht Waldemar Schlögl davon aus, daß es sich
um eine nachträgliche Besiegelung in der Kanzlei des Kaisers mit einem Siegel Lo-
thars gehandelt haben dürfte. Doch die Möglichkeit, daß ein eigenes Königinnensie-
gel Richenzas aufgedrückt worden sein könnte, schließt Schlögl auch nicht ausU Da
wir von Königinnensiegeln im 12. Jahrhundert Kenntnis haben, andererseits aber
kein Siegel Richenzas erhalten ist, muß diese Frage letztlich offen bleiben.
Die letzte der vier Gerichtsurkunden Richenzas datiert ein Jahr später, am 6.
November 1137, in Isola della Scala. Dieses Diplom unterscheidet sich in mehrfa-
cher Hinsicht von den beiden vorgenannten aus Reggio nelLEmilia. Denn in Isola
hielt sich nicht nur Richenza mit ihrem Gefolge auf, sondern der gesamte Hof mit
Kaiser Lothar III., seinem Schwiegersohn, dem Herzog Heinrich von Bayern, sowie
Herzog Konrad von Staufen und vielen anderen: Cizm in nonzz'ne LohUzzizzs &z gra-
h'z? RowanortirnJ z'wpgrafor gf Rggznza pz'zsszznzz rggz'rza conz'zznx gfz'izs gssgnt z'zz loco z?zzz dz'cz-
fzzr isola Cgzzjgsg gf gssgnf czzzn gz's dzzx Hgnrzctzs gf dzzx Conradzzfs gf...
Die Rechtshandlung läuft folgendermaßen ab: Zwei Boten der Kanoniker der
Veroneser Hauptkirche S. Maria und S. Georg klagen auf den Besitz von Burg und
Hof Cerea^ sowie der Curtis Angiari vor dem »allerheiligsten« Kaiser und der Kai-
serin^. Daraufhin trat am Samstag, den 6. November, das Hofgericht zusammen, als
dessen Vorsitzende die Kaiserin fungierte. Aufgrund einer Anordnung des Kaisers -
gx zzzazz&fo z'zzzpgraforz's Loflzarzz ZTzazah szzz - erteilte sie in Anwesenheit namentlich ge-
nannter Personen, allen voran des kaiserlichen Kammerherrn Berthold, dem Lzzzzz-
prgfzrs zzzzzzxTzz'o^ und Girardus den Befehl, das Domkapitel in den Besitz einzusetzen.
Aus dieser Rechtshandlung sind, wie bereits die Herausgeber des Diploms ver-
merkten, drei konkrete Schritte ableitbar: die Einreichung der Klage vor dem Kaiser
und der Kaiserin, die Entscheidung des Kaisers und schließlich die Durchführung
der Besitzeinweisung durch die Kaiserin.
Insgesamt lassen sich damit für Richenza die gleichen Schlußfolgerungen zie-
hen wie für Mathilde: Beide nahmen der zeitgenössischen Praxis zufolge uneinge-
schränkt die königliche Gerichtshoheit wahr. Sie taten dies jedoch nicht generell,

66 Ebd.
67 Waldemar ScHLÖGL, Die Unterfertigung deutscher Könige von der Karolingerzeit bis zum In-
terregnum durch Kreuz und Unterschrift. Beiträge zur Geschichte und zur Technik der Unter-
fertigung im Mittelalter (Münchener Historische Studien. Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaf-
ten 16,1978) S. 184-186; vgl. Reg. Imp. IY1 Nr. 541.
68 DRich.4,S.232.
69 Das Fodrum der Hintersassen von Cerea war den Domkanonikern bereits auf Intervention der
Kaiserin am 25. September 1136 verbrieft worden; DLoIII. 95; Reg. Imp. IV,1 Nr. 508.
70 iin'zyzze Oio Idz'aconMsJ ei fngieizerz'zzs acoiz'izzs, canonz'cz sancfe Marie ei sancii Georgii znaioris
Uerfonenjsz's ecciesz'e, znissi ei iegaiz' Giiizerii uenerain'iis arcfzz'presfn'feri ei oznninzn aiiornzn canonicorzzzn
szzpradz'cie znaioris Ueronenesis ecciesz'e, uenerzzni ei ceperzzni dz'cere aizyzze deprecarz', z?zzafenzzs idem pz'z's-
sz'zzzzzs z'mperaior aiz^zze z'mperafrz'x dareni ez's possessz'onem de casieilo ei czzrie de Cereia ei de czzrie de
Engiare z?zze diciizzr czzriz's de Casieiio ueieri ei de/endereni aizyzze czzsiodireni szzpradicias czzries ad
izzcrzzm afzyzze commodzznz omnz'zzm canonicorzzm maiorz's Ueronensis ecciesz'e, DRich. 4, S. 233. Zu den
casieiiz' und Höfen vgl. Reg. Imp. IV,1 Nr. 651.
71 Zur Person siehe Reg. Imp. IV, 1 Nr. 651.

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