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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0174
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zuschließerß°°. Indem er zuletzt versuchte, den bayerischen Adel auf seine Seite zu
ziehen, setzte er schließlich sein bayerisches Herzogtum aufs Spießt.
Die Frage, wie Kunigunde diese Familienfehde beurteilte und welche Auswir-
kungen sie auf ihre Stellung am Hof hatte, läßt sich heute nurmehr spekulativ be-
antworten. Die Quellen liefern keinerlei Anhaltspunkte dafür, in welchem Ausmaß
vor allem ihr Verhältnis zu ihrem Gatten und damit auch ihre Position als »regieren-
de« Königin in den verschiedenen Phasen der Auseinandersetzung belastet und be-
einträchtigt wurden. Kunigunde tritt nach der erfolglosen Intervention zugunsten
Adalberos im Jahr 1008 als Handelnde in diesem Konflikt erst wieder im Zusam-
menhang mit der Wiedereinsetzung Heinrichs als Herzog in Bayern 1017/18 in den
Vordergrund. Über eine Einflußnahme auf die schwierigen Verhandlungen erfahren
wir nichts Konkretes^.
Reine Hypothese bleibt deshalb die Forschungsmeinung, sie habe für ihre Brü-
der gekämpft und alles versucht, um eine Versöhnung herbeizuführen^F Da jedoch
ein Einfluß seitens der Königin nicht erkennbar wird und sich die Ausgleichs-
bemühungen zwischen Heinrich II. und den Luxemburgern über mehrere Jahre hin
erstreckten, die Gespräche mehrmals ergebnislos abgebrochen wurden, ließe sich
eher noch vermuten, daß Kunigunde die Rebellion ihrer Brüder nicht tolerierte,
vielmehr die reichsrechtlich und machtpolitisch begründete Position ihres Gatten
teiltest andererseits aber auch nicht offen gegen die Familie agieren wollte und sich
deshalb mit diplomatischem Geschick aus den zwischen 1011 und 1015 stattfinden-
den offiziellen Gesprächen heraushielP^, obwohl sie sicherlich am Hoftag im Juli

100 Sez? Adalbero clerzczzs, reyz'ziae Czznz'grzndz's germanzzs,... czzzzz/fafrzhMS szzzs, Hzeoderzco MHezzse epz'sco-
po et Hez'nn'co Bazoanae Jzzcg Frz'&n'co^Me cozzzzfe, azHzYezzfe etz'anz CM?rz aJz'z's zzzMlfz's Gcrlzardo z'fezzz cozzzz-
fe, contra regem reizeNaazt, Hermann von Reichenau, Chronicon S. 119.
101 Die Fehde setzte sich im Sommer 1009 mit der Belagerung von Metz fort, die ebenfalls erfolglos
von Heinrich II. abgebrochen werden mußte; vgl. Reg. Imp. 11,4 Nr. 1716a.
102 Aufgrund der spärlichen Quellenbelegen hat GEBSER, Kaiserin Kunigunde S. 9 zwar eine »be-
sondere Zurückhaltung in der Darstellung« gefordert, ohne sich dann aber diesem Verdikt bei
ihrer Beurteilung der Rolle Kunigundes in diesem Konflikt selbst zu beugen. Zuletzt hat
GLOCKER, Verwandte der Ottonen S. 230 betont, daß »Kunigunde in diesem Konflikt nur wenig
hervortritt, kaum Einflußnahme zugunsten ihrer Brüder spürbar ist«.
103 So z. B. GEBSER, Kaiserin Kunigunde S. 9-12 und noch Markus TwELLENKAMP, Das Haus der
Luxemburger, in: Die Salier und das Reich 1 (1991) S. 475-502, hier S. 479f.
104 Das Motiv Heinrichs II. für sein konsequentes Vorgehen gegen die Luxemburger wird in der
Forschung in deren Machtstreben gesehen. Neben der Herrschaft Herzog Heinrichs in Bayern
expandierte die Luxemburger Grafenfamilie über den Rhein hinaus lahnaufwärts, verfügte
durch Versippung mit den lothringischen Grafen und durch das Erzbistum Metz über den ober-
lothringischen Raum und hätte mit der Herrschaft über Trier auch das Mittelmoselgebiet in der
Hand gehabt; vgl. RENN, Grafenhaus S. 90f. - Das Luxemburger Machtstreben veranlaßte
schließlich auch den Kölner Erzbischof Heribert über seine Servitialpflicht hinausgehend den
Kampf Heinrichs II. zu unterstützen, vgl. MÜLLER, Heribert S. 172-174.
105 Zu einer ersten Verhandlungsrunde traf man sich auf dem Hoftag in Mainz im Juli 1011, der mit
dem Minimalergebnis der Verlängerung des Waffenstillstands endete. Daß dieser jedoch nur
auf dem Papier stand, demonstrierten die Luxemburger mit einem Anschlag auf den Herzog
von Oberlothringen und den Bischof Heimo von Verdun unmittelbar nach Beendigung des
Hoftags (Reg. Imp. 11,4 Nr. 1747a). - Auf der nach der Bamberger Domweihe im Anschluß ta-
genden Synode kam es zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen Heinrich II. und dem
Metzer Erzbischof Dietrich, der sich beim Papst über Heinrich beklagt hatte (Reg. Imp. 11,4
Nr. 1757c; vgl. Heinz WoLTBR, Die Synoden im Reichsgebiet und in Reichsitalien von 916 bis

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