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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0314
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Kaisertochter Mathilde, verwaltete und sich maßgeblich um den Ausbau des Klo-
sters Brauweiler kümmerte^.
Dz'g KowfaUg Barfwas uon Cz'Hz zam poNz'sUicn Kd'üz'gsEq/*z'm/fäIzcM 25. JafzrJzan&rf
Die Kontakte Barbaras von Cilli zu den polnischen Herrschern Wladislaw II. Jagiel-
lo (1386-1434) und seinem Sohn und Nachfolger Wladislaw III. (1434-1444) sind vor
dem Hintergrund der sehr wechselhaften Beziehungen zwischen den Königreichen
Ungarn und Polen zu sehen, die einst unter Ludwig dem Großen zwischen 1370
und 1382 in Personalunion vereinigt waren.
Verwandtschaftliche Bindungen zwischen den Herrscherhäusern bestanden
auch weiterhin, denn Ludwig hinterließ die beiden Königreiche seinen Töchtern
Maria und Hedwig: 1385 heiratete Königin Maria von Ungarn den Luxemburger
Sigmund, den Sohn Karls IV. aus der Ehe mit Elisabeth von Pommern. Ihre ein Jahr
jüngere Schwester, Königin Hedwig von Polen, ging 1386 eine Ehe mit Wladislaw II.
Jagiello eirrA Nach dem Tod ihrer Gemahlinnen 1395 und 1399 verbanden sich bei-
de Könige dann mit Frauen aus dem Grafenhaus der Cillier: Sigmund heiratete die
noch sehr junge und als Schönheit bekannte Barbara, Tochter Hermanns II. von Cilli
und Annas von Schaunberg. Wladislaw hatte sich mit Anna vermählt, einer Tochter
Wilhelms von Cilli, des Cousins Hermanns II. Darüber hinaus ist zu erwähnen, daß
das ausschlaggebende Moment für die Heirat in der mütterlichen Herkunft Annas
gelegen haben dürfte, die sie als Enkelin König Kasimirs des Großen, mit dem die
Piastenkönige im Mannesstamm ausgestorben waren, für die Eheschließung mit
dem neuen polnischen Herrscher nahezu prädestinierte und die dem Königtum
Wladislaws eine weitere Legitimation verlieh^.
Die politischen Beziehungen zwischen Ungarn und Polen waren besonders eng
verknüpft mit den Auseinandersetzungen zwischen Wladislaw und dem Deutschen
OrderPA in die sich Sigmund nach seiner Wahl zum römisch-deutschen König 1410
verstärkt einschaltete. In der Funktion eines Schiedsrichters tendierte er dabei je nach
politischer Interessenlage zu der einen oder anderen Seite^L Als weitere Partei kam
der Großfürst Witold, der Cousin Wladislaws, ins Spiel, der seit 1392 Litauen unter
nomineller polnischer Oberhoheit regierte und dem Sigmund im Bemühen, die pol-
nisch-litauische Allianz zu sprengen, schließlich selbst die Königskrone anboLA

273 Vgl. ÜEWALD, Ezzonen S. 145-149 und Jonathan RoTONDO-McCoRD, Locum sepulturae meae ...
elegi: Property, Graves, and Sacral Power in Eleventh-Century Germany, Viator 26 (1995)
S. 77-106, hier S. 96-103.
274 Zenon NowAK, Kaiser Sigmund und die polnische Monarchie (1387-1437), Zeitschrift für histo-
rische Forschung 15 (1988) S. 423M36, hier S. 424f.
275 Dorscn, Grafen von Cilli S. 15-18.
276 Statt vieler Literaturtitel zur Geschichte des Deutschen Ordens sei hier lediglich verwiesen auf
Hartmut BoocKMANN, Der Deutsche Orden. Zwölf Kapitel aus seiner Geschichte (Ü994) sowie
DERS., Deutscher Orden, in: LexMA 3 (1986) Sp. 768-777, der auch einen Abschnitt zum Verhält-
nis zu Polen (Sp. 774) enthält.
277 Zenon NowAK, Internationale Schiedsprozesse als ein Werkzeug der Politik König Sigmunds in
Ostmittel- und Nordeuropa 1411-1425, BDLG 111 (1975) S. 172-188.
278 Vgl. die historischen Skizzen von Ferdinand SEiBT, Polen von der Jahrtausendwende bis 1444
und Manfred HELLMANN, Das Großfürstentum Litauen, in: Handbuch der europäischen Ge-
schichte 2, hg. von Ferdinand SEiBT (1987) S. 1042-1079 und S. 1080-1102.

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