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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0322
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seit 1065 wiederholt um militärische Hilfe gegen die normannischen Eroberungszü-
ge in Süditalien und Sizilien an Heinrich IV. gewandt^.
Sollte die Vermutung zutreffen, daß die Reise der Kaiserin auf die Bitte des
Papstes um Vermittlung der militärischen Unterstützung des Königs zustande ge-
kommen ist, würde sich einmal mehr bestätigen, daß die Königin beziehungsweise
Kaiserin immer erst dann auf den Plan gerufen wurde, wenn in ihrem Standpunkt
naturgemäß parteilich gebundene Delegationen nichts mehr ausrichten konnten
und die Einschaltung einer vermittelnden Persönlichkeit notwendig wurde, die auf-
grund ihres persönlichen Einflusses beiden Seiten gerecht werden konnte. Die hoch-
rangigste Persönlichkeit dafür scheint in den 60er und 70er Jahren des 11. Jahrhun-
derts in Auseinandersetzungen mit Heinrich IV. Agnes gewesen zu sein, die wenn
nötig auch mütterlichen Druck ausüben konnte, wie dies zum Beispiel die Schen-
kungsurkunde für St. Paul in Besan^on nahelegt, die auf ihren Befehl und und ihre
Mahnung hin - ütssü H rogaiM s. mafns mcag - ausgestellt wurdet
In den Quellenaussagen eindeutiger erscheinen die Gründe für die Reise der
Kaiserin im Sommer 1072. Nach Auskunft Lamperts von Hersfeld zog sie, begleitet
von einer überaus großen Anzahl von Äbten und Mönchen^, darunter Abt Hugo
von Cluny, zum Wormser Hoftag cd sc&n&zzz, on'gÄÜMr, mfgsh'm fgwpgsH-
fg?UA Damit habe sie in Anerkennung der ihr früher erwiesenen Dienste den in-
ständigen Bitten ihres Schwiegersohnes, Herzog Rudolf von Rheinfelden, entspro-
chen^. Nach Analyse aller eine Fürstenopposition in den Jahren 1072 und 1073 ge-
gen Heinrich IV. berichtenden Quellen gelangt man zu dem Ergebnis, daß es sich bei
dem hier angedeuteten Bürgerkrieg noch nicht um die 1073 ausbrechende Ver-
schwörung der Sachsen handelte. Vielmehr war ein Konflikt entstanden zwischen
dem König auf der einen Seite und dem schwäbischen Herzog sowie seinem Amts-
bruder Berthold von Kärnten und einer Reihe bedeutender Reichsbischöfe, darun-
ter Anno von Köln, Siegfried von Mainz, Adalbero von Würzburg, Adalbero von
Worms und Gebhard von Salzburg, die alle als Reformer bekannt sind, auf der an-
deren Seitens. Es ist davon auszugehen, daß es auf dem Wormser Hoftag am 25. Juli

323 MEYER VON KNONAU, Jahrbücher unter Heinrich IV. Bd. 1, S. 546h; SCHMIDT, Alexander II. S. 148.
- Der möglicherweise schon geplante Italienzug erübrigte sich wegen des von Gottfried dem
Bärtigen inzwischen unternommenen Kriegszuges gegen die Normannen, vgl. Egon BosHOF,
Heinrich IV. Herrscher an einer Zeitenwende (Persönlichkeit und Geschichte 108/109, 1979)
S. 50f.
324 Quellenbeleg in Anm. 320.
325 Vgzzz'f z'fa^ag Wor??MCM?n, azapiz'ssz'zao siz'pafa aazagro aMzafam gf monaclzoram ..., Lampert von Hers-
feld, Annales a. 1072, S. 138. Die Begleitung Abt Hugos erwähnt Lampert im Zusammenhang
mit der Übergabe eines päpstlichen Schreibens an Abt Robert von Reichenau, der wegen Simo-
nie aller Ämter enthoben wurde: I&z gfz'azrz Hngo Clozzz'acgnsz's aMzas, (?nz cazzz z'mpgrafrz'cg go a&ziug-
ngraf, Ra&gHo Aa^z'gnsz aMzaiz Romani ponfz/z'cz's zzzazzdata gf Iz'hgras dgfaiz't..., ebd.
326 Rgx in zzafzbz'fafg sazzotz lacoH Worzzzacz'ag occarrz'i zaafrz saag Agmgh z'zrzpgrafrz'cz & Trazzsa/pz'ziz's pariz-
&as rgdganh ... Cazzzzpzg gssgf (= Rudolf von Rheinfelden) z'zapgrafn'cz' ob ugfns mgnham saazzz accgp-
fz'ssz'mas, propz'n^az'fafg gfz'azn &oz'zzcfas propfgr/i'iz'am gz'ns, z?aag gz, nf prgdz'cfazzz gsf, zzapsgraf, sgd z'aha
paacos rlz'gs cgig&rafag cozrz'azzch'ozrz's cfgcgssgraf, zzzz'szh gazzzzyag o&nz'xz's prgczbas z'a GaHz'azzz gpocauzf azi sg-
dazzdazzz, z?aag orz'gNfar, z'afgshzzz &gRz fgmpgsfafgza, Lampert von Hersfeld, Annales a. 1072, S. 137f.
327 Zur Belehnung Rudolfs mit dem Herzogtum Schwaben durch Kaiserin Agnes 1058 und der
Heirat mit der kurze Zeit später gestorbenen Kaisertochter Mathilde vgl. oben S. 173-175.
328 VoGEL, Rudolf von Rheinfelden S. 1-30.

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