Das Papsttum und der orthodox geprägte Südosten Europas
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letzt diesem Zweck dürfte das feierlich inszenierte, mehrtägige Herrschertreffen
zwischen Isaak II. und Bela III. bei und in Belgrad gedient haben, das wohl bald
nach der Schlacht an der Morava stattfand42. (Und sehr wahrscheinlich kam es im
Zuge der Vorbereitung dieser denkwürdigen Begegnung auch zu dem öfter überse-
henen, auf kontrovers-theologische Fragen bezogenen Briefwechsel Kaiser Isaaks II.
mit Erzbischof Job von Esztergom [Gran]; und vermutlich kam es auch im Zusam-
menhang hiermit zur Übersendung der bekannten byzantinischen Staurothek, die
sich noch heute im Domschatz zu Esztergom befindet)43.
Die Verhältnisse blieben gleichwohl labil; das zeigt sich an dem nur wenig spä-
ter erfolgten Übergriff Belas III. auf serbisches Gebiet. Um ihn abzuwehren, sah sich
Kaiser Isaak II. ca. 1192/93 gezwungen, nicht nur an König Bela III. brieflich die
Aufforderung zu richten, seine Truppen zurückzuziehen, sondern auch an Papst
Coelestin III. heranzutreten mit der Bitte, auf Bela entsprechend mäßigend einzu-
wirken44. Parallel zu diesen beiden Schreiben des Kaisers, von denen allerdings nur
42 Dem Treffen in Belgrad war anscheinend, wie aus einer Rede des Niketas Choniates zu
schließen ist, ein (kurzer) Besuch Belas bei Isaak im Feldlager, wohl in Philippupolis, vorausge-
gangen. Zu beiden Treffen: Niketas Choniates, Orationes et epistulae, rec. Ioannes A. van Die-
ten (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 3), Berlin u. New York 1973, Nr. 4, S. 32 Z. 5 - 33 Z. 9
u. 33 Z. 10-31 (Deutsch: Kaisertaten und Menschenschicksale im Spiegel der schönen Rede. Re-
den und Briefe des Niketas Choniates, übers., eingel. u. erklärt v. Franz Grabler (Byzantini-
sche Geschichtsschreiber Bd. 11), Graz etc. 1966, S. 53-69, hier 65-68. Vgl. speziell dazu auch
van Dieten, Niketas Choniates. Erläuterungen (wie Anm. 39), S. 81-87, bes. 82f. u. Ferenc
Mark, Relations hungaro-byzantines ä l'epoque de Bela III, in: Acta Hist. Acad. Scient. Hung.
31,1985, S. 3-32, hier 30. - Vgl. außerdem Brand, Byzantium (wie Anm. 24), S. 93f., Fine, Late
Balkans (wie Anm. 34), S. 26, Lesny, Studia (wie Anm. 17), S. 223, Mark, Ärpäds (wie Anm. 19),
S. 122f., Istorija sprskog naroda I (wie Anm. 34), S. 259 (Jovanra Kalic) und Ani Danöeva-Va-
sileva, Plovdiv (Filippopol) v predelite na srednovekovnata bälgarska därzava (IX v. - pärvoto
desetiletie na XIII v.), in: Istoriceski pregled 52,1 (1996), S. 3-31, hier 15 (alle genannten Arbeiten
von Brand bis zu Danöeva-Vasileva übergehen das erste Treffen [Philippopel], Schmitt, Bal-
kanpolitik (wie Anm. 20), nimmt sogar von beiden Treffen keine Notiz).
43 Text bei: Georges et Demetrios Tomikes, Lettres et discours. Introduction, texte, analyses, tra-
duction et notes par Jean Darrouzes, Paris 1970, Nr. 32, S. 189-1201, Text 1190ff. (ohne Überset-
zung). Vgl. Dölger/Wirth, Regesten (wie Anm. 19), Nr. 1601a-b (bzgl. Editionen zu ergänzen:
Gyula Moravcsir [Hg.], Az Ärpäd-kori magyar törtenet Bizänci forräsai/Fontes Byzantini hi-
storiae Hungaricae aevo ducum et regum ex stirpe Ärpäd descendentium, Budapest 1984,
S. 248-252), Marr, Relations (wie Anm. 42), S. 28, Ders., Ärpäds (wie Anm. 19), S. 121. Zur
Staurothek von Esztergom, die laut Testament des Kardinals Janos Kutassy (+ 1601) 1190 herge-
stellt worden ist, vgl. Anatole Frolow, La relique de la Vraie Croix (Archives de l'Orient
Chretien 7), Paris 1961, S. 331 Nr. 340, Katalog: The Glory of Byzantium. Art and culture of the
Middle Byzantine Era A.D. 843-1261, ed. Helen C. Evans/William D. Wixom, New York 1997,
Nr. 40 S. 81 und Michael Brandt/Arne Effenberger (Hg.), Byzanz. Die Macht der Bilder.
(Katalog), Hildesheim 1998, S. 54f. (Gabriele Mietre) u. S. 73f. (In der gesamten Sekundärlite-
ratur zur Staurothek hatte man bis jetzt den Briefwechsel Konstantinopel-Esztergom völlig
außer acht gelassen. Ich gedenke daher, an anderer Stelle hierauf zurückzukommen). - Keine
Erwähnung des Briefwechsels oder der Staurothek bei Brand, Byzantium (wie Anm. 24),
Schmitt, Balkanpolitik (wie Anm. 20) und Angold, Church (wie Anm. 2), doch s. jetzt Günter
Prinzing, Zur Datierung der Staurothek von Esztergom aus historischer Sicht, in: Ars Graeca -
Ars Latina. Studia dedykowane Profesor Annie Rözyckiej Bryzek, Krakau 2001, S. 87-91.
44 Text und Übersetzung bei: Georges et Demetrios Tomikes, Lettres et discours, ed. Jean Darrou-
zes (wie Anm. 43), Nr. 33, S. 336-345. Vgl. Dölger/Wirth, Regesten (wie Anm. 19), Nr. 1614a
(Brief an Bela III.: nur indirekt zu erschließen aus dem folgenden Brief) und Nr. 1615, beide da-
tiert mit »vor 1. Okt. 1193.« In den Editions- und Literaturangaben beider Regesten zu ergänzen:
Moravcsir, Fontes (wie Anm. 43), S. 251f.: überarbeitete Neuedition eines Teils des an den
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letzt diesem Zweck dürfte das feierlich inszenierte, mehrtägige Herrschertreffen
zwischen Isaak II. und Bela III. bei und in Belgrad gedient haben, das wohl bald
nach der Schlacht an der Morava stattfand42. (Und sehr wahrscheinlich kam es im
Zuge der Vorbereitung dieser denkwürdigen Begegnung auch zu dem öfter überse-
henen, auf kontrovers-theologische Fragen bezogenen Briefwechsel Kaiser Isaaks II.
mit Erzbischof Job von Esztergom [Gran]; und vermutlich kam es auch im Zusam-
menhang hiermit zur Übersendung der bekannten byzantinischen Staurothek, die
sich noch heute im Domschatz zu Esztergom befindet)43.
Die Verhältnisse blieben gleichwohl labil; das zeigt sich an dem nur wenig spä-
ter erfolgten Übergriff Belas III. auf serbisches Gebiet. Um ihn abzuwehren, sah sich
Kaiser Isaak II. ca. 1192/93 gezwungen, nicht nur an König Bela III. brieflich die
Aufforderung zu richten, seine Truppen zurückzuziehen, sondern auch an Papst
Coelestin III. heranzutreten mit der Bitte, auf Bela entsprechend mäßigend einzu-
wirken44. Parallel zu diesen beiden Schreiben des Kaisers, von denen allerdings nur
42 Dem Treffen in Belgrad war anscheinend, wie aus einer Rede des Niketas Choniates zu
schließen ist, ein (kurzer) Besuch Belas bei Isaak im Feldlager, wohl in Philippupolis, vorausge-
gangen. Zu beiden Treffen: Niketas Choniates, Orationes et epistulae, rec. Ioannes A. van Die-
ten (Corpus Fontium Historiae Byzantinae 3), Berlin u. New York 1973, Nr. 4, S. 32 Z. 5 - 33 Z. 9
u. 33 Z. 10-31 (Deutsch: Kaisertaten und Menschenschicksale im Spiegel der schönen Rede. Re-
den und Briefe des Niketas Choniates, übers., eingel. u. erklärt v. Franz Grabler (Byzantini-
sche Geschichtsschreiber Bd. 11), Graz etc. 1966, S. 53-69, hier 65-68. Vgl. speziell dazu auch
van Dieten, Niketas Choniates. Erläuterungen (wie Anm. 39), S. 81-87, bes. 82f. u. Ferenc
Mark, Relations hungaro-byzantines ä l'epoque de Bela III, in: Acta Hist. Acad. Scient. Hung.
31,1985, S. 3-32, hier 30. - Vgl. außerdem Brand, Byzantium (wie Anm. 24), S. 93f., Fine, Late
Balkans (wie Anm. 34), S. 26, Lesny, Studia (wie Anm. 17), S. 223, Mark, Ärpäds (wie Anm. 19),
S. 122f., Istorija sprskog naroda I (wie Anm. 34), S. 259 (Jovanra Kalic) und Ani Danöeva-Va-
sileva, Plovdiv (Filippopol) v predelite na srednovekovnata bälgarska därzava (IX v. - pärvoto
desetiletie na XIII v.), in: Istoriceski pregled 52,1 (1996), S. 3-31, hier 15 (alle genannten Arbeiten
von Brand bis zu Danöeva-Vasileva übergehen das erste Treffen [Philippopel], Schmitt, Bal-
kanpolitik (wie Anm. 20), nimmt sogar von beiden Treffen keine Notiz).
43 Text bei: Georges et Demetrios Tomikes, Lettres et discours. Introduction, texte, analyses, tra-
duction et notes par Jean Darrouzes, Paris 1970, Nr. 32, S. 189-1201, Text 1190ff. (ohne Überset-
zung). Vgl. Dölger/Wirth, Regesten (wie Anm. 19), Nr. 1601a-b (bzgl. Editionen zu ergänzen:
Gyula Moravcsir [Hg.], Az Ärpäd-kori magyar törtenet Bizänci forräsai/Fontes Byzantini hi-
storiae Hungaricae aevo ducum et regum ex stirpe Ärpäd descendentium, Budapest 1984,
S. 248-252), Marr, Relations (wie Anm. 42), S. 28, Ders., Ärpäds (wie Anm. 19), S. 121. Zur
Staurothek von Esztergom, die laut Testament des Kardinals Janos Kutassy (+ 1601) 1190 herge-
stellt worden ist, vgl. Anatole Frolow, La relique de la Vraie Croix (Archives de l'Orient
Chretien 7), Paris 1961, S. 331 Nr. 340, Katalog: The Glory of Byzantium. Art and culture of the
Middle Byzantine Era A.D. 843-1261, ed. Helen C. Evans/William D. Wixom, New York 1997,
Nr. 40 S. 81 und Michael Brandt/Arne Effenberger (Hg.), Byzanz. Die Macht der Bilder.
(Katalog), Hildesheim 1998, S. 54f. (Gabriele Mietre) u. S. 73f. (In der gesamten Sekundärlite-
ratur zur Staurothek hatte man bis jetzt den Briefwechsel Konstantinopel-Esztergom völlig
außer acht gelassen. Ich gedenke daher, an anderer Stelle hierauf zurückzukommen). - Keine
Erwähnung des Briefwechsels oder der Staurothek bei Brand, Byzantium (wie Anm. 24),
Schmitt, Balkanpolitik (wie Anm. 20) und Angold, Church (wie Anm. 2), doch s. jetzt Günter
Prinzing, Zur Datierung der Staurothek von Esztergom aus historischer Sicht, in: Ars Graeca -
Ars Latina. Studia dedykowane Profesor Annie Rözyckiej Bryzek, Krakau 2001, S. 87-91.
44 Text und Übersetzung bei: Georges et Demetrios Tomikes, Lettres et discours, ed. Jean Darrou-
zes (wie Anm. 43), Nr. 33, S. 336-345. Vgl. Dölger/Wirth, Regesten (wie Anm. 19), Nr. 1614a
(Brief an Bela III.: nur indirekt zu erschließen aus dem folgenden Brief) und Nr. 1615, beide da-
tiert mit »vor 1. Okt. 1193.« In den Editions- und Literaturangaben beider Regesten zu ergänzen:
Moravcsir, Fontes (wie Anm. 43), S. 251f.: überarbeitete Neuedition eines Teils des an den