Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schlick, Jutta; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
König, Fürsten und Reich: (1056 - 1159) ; Herrschaftsverständnis im Wandel — Mittelalter-Forschungen, Band 7: Stuttgart, 2001

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34721#0058
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
46

Dz'atizza regnz' ziz'scorziia - Das entzweite Reich (1077-1125)

geschrieben, die einen guten Herrscher ausmachten - natürlich nicht zuletzt, um
seine Wahl zu rechtfertigen. Berthold von Reichenau holte gar zu einem theoreti-
schen Exkurs aus, in dem er sich über die Bedeutung der Königstugenden ausließ:
König sei nur der, der recht handle; handle er nicht recht, sei er auch nicht König^S
Nicht der Titel war für ihn entscheidend, sondern allein die Handlung als Ausdruck
der hinter ihr stehenden Tugend. Es sind vor allem zwei Eigenschaften, die einen
guten Herrscher auszeichnen: zttshüt? und pz'gfzts, wobei Berthold letzterer noch den
Vorzug gibt'H Mit pz'gHs aber ist umfassend eine christliche Lebensführung ge-
meint, sie bezeichnet sowohl die persönliche Frömmigkeit als auch die dem Näch-
sten zuteil werdende Barmherzigkeit und Milde. Daß Rudolf im Besitz dieser Tu-
genden war, daran läßt Berthold denn auch keinen Zweifel: In Sachsen, wo er
freudig willkommen geheißen wurde, habe er sich als gerechter Richter erwiesen,
der die Gesetze des Volkes achtete und Mißstände streng ausräumte^b Und der Kir-
che gegenüber habe sich der neue Herrscher gehorsam und willfährig gezeigt, in-
dem er das von der Fastensynode 1078 erlassene Investiturverbot bei der Besetzung
des Bistums Augsburg vorbildlich beachtete^. Daneben finden auch immer wieder
seine Tapferkeit, Umsichtigkeit und Sorge für das Reich Erwähnung.
Bernold von St. Blasien faßte die ihm wesentlich erscheinenden Aspekte des
Königsideals in einer Würdigung Rudolfs mit den drei Begriffen pztfgr pafn'ttg, sgr-
uanüssHuzs zttsfÜMg und zttdg/gsstts proptzgtttzfor sarzcHe agc/gsz'tzg zusammen'^. Ptzfgr
pafrz'ag: Darin lag die Fürsorge für das Reich, für seinen Frieden und seine Einheit -
wobei diese Einheit zugleich die Gemeinschaft der Untertanen implizierte. Sgruazz-
fz'ssz'ztztzs z'zzsfz'fz'ag: Gerade vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit Heinrich IV. ge-
wann die Gerechtigkeit als ohnehin schon wichtige Herrschertugend zusätzlich an
Bedeutung; nur der gerechte König konnte von seinen Untertanen anerkannt und
respektiert werden, nur er konnte seiner Aufgabe als Richter gerecht werden und
seine Integrationskraft entfalten. Schließlich der z'zidg/gsszts propttgtzafor sazicfag aec/g-
sz'ag: Als Verteidiger der Kirche sollte sich der Herrscher präsentieren, um so den
Frieden auch zwischen Kirche und Reich zu gewährleisten; zugleich sollte er in sei-
ner Standhaftigkeit im Glauben ein leuchtendes Vorbild für sein Volk sein. Eine ähn-
liche Gewichtung zugunsten des Dienstes für die Kirche trafen die Annales
S. Disibodi, wenn sie Rudolf Demut, Gehorsam und Rechtschaffenheit bescheinig-

et Berthold, Chronik, ad a. 1077, S. 297: Rex erz's, si recte pzcis; st non facis, non eris. Vgl. auch oben
Anm. 146.
182 Berthold, ebd.: Regz'ae z'gz'tar uz'rtntes praectpae ziaae saut, institia et pietas; ptas aatezn in regibas pietas
taa&tar, nazn tastttta perseoera est.
183 Berthold, ebd., S. 298: ...za Saxoniazzz z'ter saazzz acceierauz't. (...) tibi ae^az'tatz's et paternarazn z'iiz'as
geatz's iegazn artzz'ter z'astz'ssz'zzzas, abszyne personarazzz acceptz'one onzniazn prociazzzationes ^aerz'zaoaz'a-
razzzz^ae z'acasatz'oaes sottertz'ssz'zao z'astz'tz'ae scratz'nz'o z'aziz'ciaiz'ter coraza se zEffzzzire coaatas est. Ltnzie non
z'azaerz'to, caza z'iie prior pro zaota saz tzhz'tas, in iiios sezaper eperatas, praeziz's rapz'nz's et oznnz'bas pres-
sararaza zzzoziis grassabatar, z'ste taste iadicans, caza rigore iastitz'ae pz*aaa z^aaez^ae in Jz'recta reforzaans,
ab ozaaibas pariter anzabatar. S. 302: Eadeza teazpestate Roazioifias rex (...) zyaz'zi tanzieza potias ageret
non babaz't, z^aazn at z'aziex aezyaz'ssz'nzas regnanz Saxonz'cazzz paczfz'caret, et secanziazn ieges iiioraza prazza
z^aaez^ae iastissizae exanzinata corrigeret.
184 Berthold, ebd., S. 310: Cauebat nazzzz^ae, at oboeziz'entz'ssz'zzzas erat in onzzzz'bas, z?aozi in Roazana synozio
naper cazzozzice zizytnitzzza est...
185 Bernold, Chronik, ad a. 1080, S. 436: Erat eninz procai ztabz'o pater patriae, seroaatissizaas iastitz'ae,
inztejessas propagnator sanctae aeciesz'ae.
 
Annotationen