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Türck, Verena; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Beherrschter Raum und anerkannte Herrschaft: Friedrich I. Barbarossa und das Königreich Burgund — Mittelalter-Forschungen, Band 42: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34758#0056

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3. Der Raum im Früh-
und Hochmittelalter

3.1 Das Königreich Burgund vor dem
Herrschaftsantritt Friedrichs I.
Heute verbindet man mit dem Begriff Burgund die in Frankreich zwischen der Ile
de France und den Alpen, zwischen Auxerre, Nevers, Mäcon und der Regional-
hauptstadt Dijon gelegene Region BourgogneA" Diese Verwaltungsregion ist in ih-
rer Ausdehnung mit derjenigen des mittelalterlichen Herzogtums Burgund unge-
fähr deckungsgleich. Im Mittelalter verband sich jedoch der Name Burgund mit
weiteren Räumen, vor allem mit dem Königreich Burgund, aber auch mit der Graf-
schaft (später Freigrafschaft) Burgund.
Der burgundische Raum war ein historisch vielseitig geprägter RaumA^ Unter
anderem durchliefen diesen Raum im Norden die deutsch-französische Sprach-
grenze und weiter im Süden die französisch-provenzalische.^ Schon alleine diese
Sprachgrenzen verdeutlichen die kulturellen Unterschiede.
Daneben besaß der Raum seit der Antike durch seine geographischen Merk-
male wichtige geopolitische Bedeutung.^" Denn dem burgundischen Raum wur-
den der Große St. Bernhard und der Mont Cenis als zentrale Westalpenpässe zuge-
rechnet, die - wie noch zu sehen sein wird - auch von Friedrich I. genutzt wurden A'
Zudem war die Rhone als Nord-Süd-Achse schon seit der Antike ein wichtiger
Transportweg. Im Hochmittelalter wurde sie durch die wirtschaftlich aufsteigen-
den Messplätze in der Champagne zu einer zentralen Verbindung dieser Region
mit dem Mitte!meer.^ Diese Gebiete entlang der Rhone und des Mittelmeers wa-
ren urban geprägt, während der karge alpine Osten des burgundischen Raums nur
dünn besiedelt war.
Der Raum Burgund - der sich als Grenzraum zwischen Deutschland und
Frankreich entwickelte- wurde von diesen für Wirtschaft und Politik wichtigen
Routen geprägt. Das Einwirken der wechselhaften Herrschaften auf den Raum sol-
len im Folgenden durch einen kurzen Überblick über die politische Geschichte des
burgundischen Raums im Früh- und Hochmittelalter erläutert werden.

257 Siehe auch bei HEINEMANN, Zähringer, S. 59.
258 BoEHM, Burgund, S. 12-16,21-26.
259 BoEHM, Burgund, S. 23f.; zur Entwicklung der Sprachgrenze zwischen deutsch und französisch
HAUBRicHS, Grenzen.
260 BoEHM, Burgund, S. 29-32; MAYER, Alpen.
261 Der Großen St. Bernhard wurde im Hochmittelalter stark frequentiert, erst um 1300 verlagerte
sich der Güterverkehr weiter nach Osten zum St. Gotthard; GLAusER, Handel, S. 244f. Siehe zu
Friedrichs Itinerar Kapitel 5.2.1.
262 HAVERKAMP, Zwölftes Jahrhundert, S. 153; PoLY, Provence, S. Vif. Zu den Verkehrswegen in der
Champagne und Burgund im 12. Jahrhundert der Aufsatz von BnN, Brabant.
 
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