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Türck, Verena; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Beherrschter Raum und anerkannte Herrschaft: Friedrich I. Barbarossa und das Königreich Burgund — Mittelalter-Forschungen, Band 42: Ostfildern, 2013

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34758#0070

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3.2 Der Raum Burgund im Hochmittelalter

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Friedrichs I. bezeichnet wurde und welcher Raum als Königreich Burgund angese-
hen wurde. Im Folgenden sollen hierzu zunächst der Begriff BMrgMndm und andere
hochmittelalterliche Bezeichnungen für das Königreich Burgund untersucht wer-
den. Anschließend sollen anhand von zeitgenössischen Beschreibungen und karto-
graphischen Quellen der mit dem Königreich Burgund identifizierte Raum und
dessen Wahrnehmung im Hochmittelalter beleuchtet werden.

3.2.1 Begrifflichkeit Burgundüi im 12. Jahrhundert
Auf die Vielschichtigkeit des Burgundbegriffs hat bereits Heinemann hingewie-
sen.^s So wurde im 12. Jahrhundert mit dem Begriff BMrgMndm nicht nur das König-
reich, sondern auch das Herzogtum und die Grafschaft Burgund verbunden. Für
diese Arbeit sind allerdings in erster Linie diejenigen Quellenstellen für die Ana-
lyse von Bedeutung, die sich auf das Königreich Burgund beziehen.
Beim Übergang des Königreichs Burgund von den Rudolfingern an die Salier
wird dieses in der über das Ereignis berichtenden Reichshistoriographie als mgNMtw
BMrgMndMC bezeichnet.^ Bei Otto von Freising und Rahewin findet sich in den
Mitte des 12. Jahrhunderts verfassten Gcsü? Endend ebenfalls meist die Bezeich-
nung regNMm BMrgMndded" Nicht nur hier, sondern auch bei anderen Quellenauto-
ren innerhalb und außerhalb des Reichs scheint diese Formulierung in der Zeit
Friedrichs I. üblich zu sein.-' Noch häufiger findet sich jedoch im Kontext burgun-
discher Belange in der zeitgenössischen Historiographie das Wort BMrgMndd ohne
Bezug zur politischen Größe
In den Urkunden der römisch-deutschen Könige lassen sich ähnliche Beob-
achtungen machen. Unter den Saliern wurde oft in der Signumszeile der Urkunden
der Bezug zu allen drei reg na hergesteüU'- In den Urkunden Friedrichs I. ist hinge-
gen in seiner Titulatur und der Signumszeile kein Bezug zu den einzelnen reg na zu
finden. Allerdings wurde der Erzbischof von Vienne mit Hinweis auf das König-
reich Burgund zum Erzkanzler von Burgund ernannt: regno Eargand/'c sacn pa/aeä

348 Zum Landschaftsnamen und politischen Begriff Burgund bei HEINEMANN, Untersuchung 1,
S. 54-62.
349 Wipo, Gesta Chuonradi, cap. 21, S. 41: rcgno^uc Burgundiac; cap. 38, S. 58: regnum Burgundiac.
Ebenso ist die Rede von einem regnum Burgundiac auch bei Wipo, Tetralogus, S. 82; Annales
Sangallenses Maiores, a. 1038, S. 84; Hermann Augiensis, Chronicon, a. 1032, S. 121.
350 Rahewin, Gesta Friderici, lib. 3, cap. 12, S. 179: regno BurgundL; lib. 3, cap. 12, S. 180: ArUafum, sc-
dem regni BurgundU.
351 Ralph von Diceto, Ymagines Historiarum, Bd. 1, S. 427: BMrgMMdz'a: regnum; Gottfried von Viterbo,
Pantheon, Particula 23, cap. 34, S. 242: regnum BurgundU; Otto von St. Blasien, Chronica, cap. 21,
S. 30: regnum BurgundU.
352 Z.B.: Annales Egmundani, a. 1162, S. 232; Chronica regia Coloniensis, a. 1156, S. 94; Chronicon
Montis Sereni, a. 1157 S. 151; Gislebert, Chronicon Hanoniense, S. 93; Gottfried von Viterbo, Ge-
sta Friderici, cap. 24, S. 21; Günther, Ligurinus, lib. 5, S. 310; Otto von St. Blasien, Chronica,
cap. 21, S. 31; Rahewin, Gesta Friderici, lib. 3, cap. 8, S. 172.
353 Z.B. Signumszeile der Urkunde Heinrichs III. an Erzbischof Hugo von Besangen, MGH D HIII.
239, S. 320: Signum domni Henric;' regz's z'nUch'ssz'nH TcuOnicorum Urfü, sccundi Romanorum z'mporafo-
n's augush, Burgundz'onum prim/; ebenso in MGH D HIII. 134 und 313. Siehe auch BoEHM, Burgund,
S. 121.
 
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