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Türck, Verena; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Beherrschter Raum und anerkannte Herrschaft: Friedrich I. Barbarossa und das Königreich Burgund — Mittelalter-Forschungen, Band 42: Ostfildern, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.34758#0287

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286

8. Ausblick und Ergebnisse

quien des Heiligen Burgunderkönigs Sigismund mitnahm."'" Das Interesse am
Heiligen Sigismund, der bis dahin vor allem regional als Helfer der Fieberkranken
verehrt wurde, zeigte sich bei Karl IV. schon 1354, als er in Einsiedeln ebenfalls Re-
liquien des Heiligen erbat."^ Karl IV. verlieh dem Sigismundkult eine neue Bedeu-
tung, indem er den Heiligen eine dynastische und nationale Komponente gab. Si-
gismund, bis dahin nur ein Heiliger unter vielen im liturgischen Kalender, stieg so
zum böhmischen Nationalheiligen auf. Die bewusste Inszenierung der Sigismund-
verehrung erklärt auch den Taufnamen Sigismund für den 1361 geborenen Sohn
und Thronfolger Karls IV. Peter Töth geht davon aus, dass die Förderung des Sigis-
mundkults einerseits dem starken Interesse Karls IV. an Heiligen und Reliquien im
Allgemeinen und andererseits dem Streben Karls IV. nach dem burgundischen
Thron entsprang.'-'"
Die Erinnerung an Burgund als Teil des Reichs blieb noch einige Zeit erhalten,
auch bemühte man sich zeitweise noch darum. Rechte ei nzufordern."''"' Mit dem
Tod des letzten Anjou 1481 fiel die Provence, seither in relativer Unabhängigkeit,
aber als Teil des Königreichs von den Anjou regiert, an den französischen König.
Damit gehörte das Königreich Burgund endgültig der Vergangenheit an.
Deutlich wird, dass keiner der nachfolgenden Könige sich in der glücklichen
Lage sah, wie Friedrich nicht nur burgundischer König zu sein, sondern durch die
Grafschaft Burgund gleichzeitig auf eine Besitzgrundlage zurückgreifen zu kön-
nen. Zudem fand offenbar eine zunehmende Entfremdung mit dem burgundi-
schen Königreich statt. So bestätigte Karl IV. mit der Abtretung der Dauphine le-
diglich die schon zuvor begonnene Auflösung des Königreichs Burgund. Die
Herauslösung Burgunds aus dem Reichsverband war ein schleichender Prozess,
der durch die fehlende institutioneile Einbindung dieses Raums in das Reich be-
günstigt wurde.

8.2 Ergebnisse

Eingangs stellte sich die grundsätzliche Frage nach der Herrschaft Friedrichs I. im
Königreich Burgund. Hierzu wurde Königsherrschaft als ein auf sozialen Bindun-
gen und auf Autorität und Anerkennung des Königs beruhendes Abhängigkeits-
system und Ordnungsmodell mittelalterlicher Gesellschaften beschrieben. Der
durch die Königsherrschaft entstehende Herrschaftsraum wurde als sozialer Raum
definiert, der sich durch die Praxis des Herrschens konfiguriert und veränderlich
ist. Dieser steht in Beziehung zu einem weiteren sozialen Raum, nämlich dem
Raum, der im Hochmittelalter mit dem Königreich Burgund identifiziert wurde

1612 BoEHM, Burgund, S. 166; zum Hl. Sigismund und dessen Verehrung im Mittelalter einführend
bei TÖTH, Patronus regis, S. 81-83.
1613 KRÜGER, Sigismund, Sp. 1885.
1614 TÖTH, Patronus regis, S. 82.
1615 BoEHM, Burgund, S. 165.
 
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