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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0327
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326

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

grammatischen Namen zu wählen, während dies zuvor bei heidnischen oder
politisch vorbelasteten Namen die Ausnahme gebildet hatte.1599 Fortan führte
Suidger den Namen Clemens II., in Anlehnung an den Pontifikat des zweiten
oder dritten Papstes der Christenheit. Ein weiteres Novum und Kennzeichen der
folgenden so genannten deutschen Reformpäpste bildete das Phänomen des
pcipci c\ui et episcopus, d. h. der Beibehaltung des vor der Papsterhebung geleiteten
Bistums.1600 Auf der anschließenden Krönungssynode Anfang Januar des Jahres
1047 erneuerte Clemens gemeinsam mit den Synodalen das Paveser Simonie-
verbot, welches er wenige Monate zuvor als Bischof Suidger mit unterzeichnet
hatte.1601 Während er seine Klostergründung Theres auf Bamberger Kirchengut
als Papst bestätigen konnte,1602 lässt sich fernerhin keine besondere Förderung
des Mönchtums nach weisen.1603 Dies mag zum Einen in der römischen Isolation
des Deutschen begründet liegen,1604 zum Anderen wohl in seinem kurzen Pon-
tifikat. Denn seit September 1047 erkrankt, starb Clemens zu Beginn des Folge-
monats - moderne toxikologische Untersuchungen ergaben indes nur Indizien
für eine (vielleicht vorsätzlich herbeigeführte) Bleivergiftung.1605 Auf eine weg-
weisende Funktion Clemens', wie sie jüngst Gresser annahm, geben die Quellen
bis auf die Krönungssynode kaum Hinweise.1606 Über die Treffen mit dem
kranken Abt Odilo von Cluny in Rom wissen wir nicht mehr, als dass sie statt-
fanden und Odilo am Ende seines viermonatigen Aufenthaltes ein päpstliches
Schreiben im Gepäck hatte, welches die gallische und aquitanische Geistlichkeit
und auch die Großen zur Beachtung des Friedens und Unterstützung Clunys
aufrief.1607 Damiani sogar vermisste bei Clemens das seiner Ansicht nach nötige
Engagement und den erforderlichen Biss bei der Umsetzung der Kirchenre-
form.1608

1599 Vgl. Hergemöller, Namen 1986; Krämer, Anfänge 1956.
1600 In einem Privileg für seine Bamberger Kirche nannte er diese seine Braut, das Papsttum deren
Mutter, vgl. Pflug-Harttung, Acta 2, Nr. 103. - Scholz, Transmigration 1992; W. Goez, Papa 1970,
fasste S. 35-44 die Literatur zusammen.
1601 Vgl. Wolter, Synoden 1988, S. 399-403 zu 1047 und S. 374-379 zum 25. Oktober 1046.
1602 JL 4150, eine deutsche Übersetzung bei Gresser, Clemens II. 2007, S. 187-189.
1603 Nach Dresdner, Sittengeschichte 1890, S. 133 hätten sich Clemens II. und Viktor II. nicht bemüht,
das Mönchtum zu fördern. Allerdings ist Suidger im Frühjahr 1043 im Umfeld des Königs
bezüglich eines Gütertausches zwischen Stablo und der Bamberger Kirche nachweisbar, vgl.
Bamberger Regesten, Nr. 228.
1604 Vgl. W. Goez, Kirchenreform 2008, S. 95f.
1605 Vgl. G. Frech, Päpste 1991, S. 308, Anm. 15; Hauck, Tode 1959; Specht, Tod 1959.
1606 Gresser, Clemens II. 2007, S. 129, 153f.
1607 Vgl. ebd., Anhang A 4, S. 162 sowie lotsald, Vita Odilonis 115, S. 175, Z. 6-9.
1608 Dies machte Petrus Damiani, Briefe 1, Nr. 26, S. 240f. in seinem Schreiben von Ende April 1047 an
den Papst mehr als deutlich: Was nütze Damianis eigener täglicher Eifer bei der Bekämpfung der
moralischen Missstände, wenn das erneuerte Papsttum nicht ebenso handele? Kämen doch die
unwürdigen Bischöfe von Fano und Osimo ohne Strafen vom päpstlichen Hof zurück. Gresser,
Clemens II. 2007, S. 97 schien mir die Stelle doppelt zu missdeuten, als er übersetzte, Clemens
habe die beiden abgesetzt. Vielmehr formulierte Damiani, der Bischof von Fano sei von denen
exkommuniziert worden, die apostolisch genannt wurden, es aber nicht waren - also offen-
sichtlich Benedikt IX. oder Gregor VI. Den Bischof von Osimo bezeichnete Damiani lediglich als
 
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