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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0338
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VI.2 Kleriker 337
VI.2.2.2 Adalbert, Erzbischof von Hamburg-Bremen
Nach dem Besuch der Halberstädter Domschule, an der er bis zum Propst auf-
stieg, sowie einem Subdiakonat oder Kapellanat bei dem Hamburger Erzbischof
Hermann, erhob Heinrich III. den der Hofkapelle nahestehenden Thüringer
Grafensohn Adalbert1690 zum Erzbischof von Hamburg-Bremen.1691 Dass Adal-
bert in der Folgezeit zur unentbehrlichen Stütze des Königs avancierte,1692 könnte
unter anderem der Heinrich zugesprochene Vorschlag belegen,1693 Adalbert nach
der Klärung der römischen Verhältnisse Ende 1046 mit der cathedra Petri zu
betrauen. Diesen Vorschlag ablehnend, brachte der Erzbischof seinen Amtskol-
legen Suidger ins Gespräch, welcher schließlich promoviert wurde.1694 Ange-
sichts seines nachhaltigen Vorgehens gegen die Verwandtenehe des schwedi-
schen Königs Sven Estridsson1695 sowie gegen die Konkubinen und Ehefrauen
seiner Domkanoniker1696 muss das Urteil Jordans, „das Verständnis für die neuen
geistigen Kräfte der kirchlichen Reformbewegung"1697 sei Adalbert abgegangen,
revidiert werden. Zudem findet sich Adalbert auf der Reimser Synode 10491698
und mit großer Wahrscheinlichkeit auf der Florentiner Kaiser-Papst-Synode

1690 Zu ihm vgl. F. Hartmann, Erzbischof 2002; Johanek, Erzbischöfe 1991; Reinecke, Adalbert 1969;
Fleckenstein, Hofkapelle 2 1966, S. 256f.; Glaeske, Erzbischöfe 1962, S. 55-97; Misch, Studien
1956; Fuhrmann, Studien 1955, S. 120-183; Johnson, Adalbert 1934. - Mit dem 1045 genannten
Kanzler Adalbert für Italien sei er laut Fleckenstein, Hofkapelle 21966, S. 251,256 nicht identisch,
während Glaeske, Erzbischöfe 1962, S. 60 dies zumindest für ungesichert hielt.
1691 Adam Bremensis, Gesta Hammaburg. III lf., S. 142-144 u. II66, S. 125. Fleckenstein, Hofkapelle 2
1966, S. 256 nannte ihn einen Kapellan Hermanns, während noch Steindorff, Jahrbücher 1 1874,
S. 282 einen Subdiakon in ihm gesehen hatte.
1692 Zum Einfluss Adalberts angesichts des Befundes, dass Hamburg-Bremen „völlig außerhalb des
königlichen Itinerars der Salierzeit" lag, und damit „eher eine Femzone königlicher Herrschaft"
darstellte, so Johanek, Erzbischöfe 1991, S. 83, vgl. ebd., S. 99f., llOf. Zu einer eventuellen
Kanzlerschaft Adalberts für Italien vgl. Reinecke, Adalbert 1969, der diese im Gegensatz zu
Fleckenstein, Dehio und Steindorff für möglich hielt (Nachweise bei Reinecke).
1693 So Glaeske, Erzbischöfe 1962, S. 61; Johnson, Adalbert 1934, S. 154; Pflugk-Harttung, Papst-
wahlen 1906, S. 282; Steindorff, Jahrbücher 1 1874, S. 315. Dagegen Wolter, Synoden 1988, S. 398
mit Anm. 291, der glaubte, Adalbert könnte auch von einem der deutschen Bischöfe ins Spiel
gebracht worden sein.
1694 Vgl. Glaeske, Erzbischöfe 1962, S. 60-63; Adam Bremensis, Gesta Hammaburg. III 7, S. 334, Z.
13f., vgl. Bremer Regesten, Nr. 229, wo der Vorschlag zur Wahl Adalberts und dessen Ablehnung
zu Recht auf die Synode selbst verlegt werden. Nur Adam berichtet von Adalberts angeblich
abgelehnter Papstkandidatur 1046, vgl. F. Hartmann, Erzbischof 2002.
1695 Adalbert versuchte, die Ehe Gunhildes, der Enkeltochter König Olaf Skötkonungs von Schwe-
den, mit dem Dänenkönig Sven Estridsson mittels Androhung der Exkommunikation zu tren-
nen. Nach Adam von Bremen habe der Däne auf die erzbischöflichen Boten zunächst mit An-
griffen auf die Hamburger Kirche gedroht und sich erst durch weiteres Insistieren und vor allem
ein heute verlorenes päpstliches Schreiben (wohl Leos IX.) zu Einkehr und Aufgabe seiner
ehelichen Verbindung mit Gunhilde bewegen lassen. Nachweise oben Anm. 777 und 361.
1696 S. oben S. 69f.
1697 Jordan, Adalbert 1980, Sp. 98.
1698 JL 4188; MGH Const. 1, Nr. 51, S. 100, Z. 3.
 
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