Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0342
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
VI.2 Kleriker

341

VI.2.2.5 Ariald, Diakon der Mailänder Kirche
Ariald1727 entstammte einer Familie aus Cucciago mit einigem Landbesitz und
erhielt seine Ausbildung in den cirtes liberales vermutlich in den Schulen der
Gemeinden Varese und Mailand.1728 Nachdem seine antinikolaitischen Predigten
weder beim Vareser Klerus noch beim Volk Gehör gefunden hatten,1729 gelang es
ihm ab dem Frühjahr 1057 immer mehr Laien in der Metropole Mailand gegen
den dortigen nikolaitisch lebenden Klerus zu mobilisieren. In seinem Wirken
wurde er von dem rhetorisch gebildeten Notar Landulf sowie den Priestern
Vitalis, Rodulf und Sirus unterstützt.1730 Im Mai 1057 kam es zur ersten belegten
öffentlichen Auseinandersetzung zwischen dem traditionsverbundenen Klerus
und den so genannten Patarenem.1731 Nachdem Ariald und Landulf auf der
erzbischöflich geleiteten Provinzialsynode von Fontaneto d'Agogna im No-
vember 1057 exkommuniziert worden waren, wandten sie sich in ihren Pre-
digten nun auch gegen die simonistischen Zustände im Mailänder Klerus.1732 Mit
laikaler Unterstützung gründete Ariald für diejenigen Kleriker, welche zu einem
gemeinschaftlichen, zölibatären und armen Leben in Mailand bereit waren,
10571733 1734 bei der Kirche S. Maria fuori Porta nuova eine eigene Kanonikerge-
meinschaft, die so genannte canonica.'734 Laut seinem Wegbegleiter Sirus, ver-

1727 Zu ihm vgl. Zumhagen, Konflikte 2002; Lucioni, Arialdo 1987; Stock, Implications 1983, S. 151-
240; Schroth-Köhler, Ariald 1980; Somigli, Pier 1973, S. 203-206; Violante, Laici 1972, besonders S.
149-163; Fonseca, Arialdo 1962; s. oben Abschnitte II.2.9 und IV.
1728 Vgl. Violante, Laici 1972, S. 149; Fonseca, Arialdo 1962, S. 135 zu Familie, Landbesitz und Reisen,
auf denen er seine Bildung vervollkommnete. Für eine Herkunft aus dem niederen Adel vgl.
Schroth-Köhler, Ariald 1980. Seine Zugehörigkeit zur Mailänder Kirche bei Petrus Damiani,
Briefe 2, Nr. 65, S. 244, Z. 21f.
1729 Über diese zu 1056 gesetzten Predigten unterrichtete der Priester Sirus Arialds Biograph An-
dreas von Strumi in einem Brief: Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi, S. 1073, Z. 23-30.
1730 Zu diesen s. unten Abschnitt VI.2.2.19 (Landulf), VI.2.2.28 (Rodulf; Vitalis) und oben II.2.9. -
Über den Priester Sirus wissen wir lediglich, dass er ein „frater familiaris“ Arialds war (daher
vielleicht mit ihm zusammen in der canonica lebte, vgl. Violante, Laici 1972, S. 157, Anm. 44) und
zusammen mit einem gewissen Erimbertus eine heute verlorene Vita Arialds verfasst haben soll.
Zwei Briefe an Sirus sowie dessen Antwort an Arialds Biographen Andrea di Strumi sind
inseriert bei Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi,S. 1072-1075 (verlorene Vita ArialdsS. 1072,Z. 15f.;
„frater familiaris“ S. 1072, Z. 24), eine italienische Übersetzung bei Golinelli, Pataria 1984, S. 109-
114. Weitere, lediglich dem Namen nach bekannte Anhänger sind Leoprandus und Nazarius,
vgl. Violante, Laici 1972, S. 154f. - Überhaupt seien die zentralen Personen und ihre Anhänger
zahlenmäßig „poco numeroso", so ebd., S. 173.
1731 S. oben Anm. 491.
1732 Die Synode war von Papst Stephan zur Klärung der Vorgänge empfohlen worden. S. oben Anm.
512.
1733 Laut Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi 12, S. 1058, Z. 10 lebte Ariald dort „per decemfere annos“.
Weil er am 28. Juni 1066 starb, muss die Gründung der canonica spätestens 1057 erfolgt sein, und
nicht, wie Stock, Implications, S. 239 annahm, erst 1059.
1734 Vgl. Zumhagen, Konflikte 2002, S. 43, der zwar die Übertragung durch Nazarius zu 1057 setzte,
„die Schaffung und Organisierung einer eigenen, neuen Gemeinschaft nach dem Vorbild der vita
canonica“ jedoch erst für 1059 anzunehmen schien. S. dazu die vorige Anm. Zur canonica vgl.
ferner Andrea di Strumi, Vita s. Arialdi llf., S. 1057f.; Violante, Laici 1972, S. 155-160 und s. oben
 
Annotationen