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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0344
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VI.2 Kleriker

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VI.2.2.7 Benedikt, Bischof von Avignon
Über den von 1037 bis 1047 als Bischof von Avignon amtierenden Benedikt1745
liegen nur wenige Informationen vor.1746 Kurz nach seinem Amtsantritt am 6.
März 1037 beschenkte er gemeinsam mit „Berengerius1747 eiusdem loci proconsul"
sein Kathedralkapitel, um das dortige Gemeinschaftsleben auf gesicherte öko-
nomische Grundlagen zu stellen und bat seine Nachfolger für dessen nachhaltige
Sicherung insbesondere bei neuen Kapitelvorstehem Sorge zu tragen.1748 Um
einer Entfremdung dieser Güter durch seine Nachfolger auch anderweitig vor-
zubeugen, soll er 1038 ein heute nicht mehr bekanntes Schutzdiplom Konrads II.
erwirkt haben.1749 Zum 1. Januar 1039 gestattete er vier lediglich den Namen nach
bekannten Kanonikern ein gemeinsames und apostelgleiches Leben in der ver-
fallenen Wallfahrtskirche des Stadtheiligen Rufus.1750 Ob sie aus dem Domka-
pitel stammten, wie häufig kolportiert wurde, muss ebenso offen bleiben wie die
Frage nach bischöflicher oder klerikaler Initiative.1751 1038 oder 1039 kritisierte
Benedikt einerseits, dass sich Kirchengut, das eigentlich den Armen und Kleri-
kern zum Lebensunterhalt dienen sollte, in den Händen von Laien befinde und
dass andererseits die Bischöfe der Arier Kirchenprovinz vor allem weltlichen
Profits wegen eingesetzt würden.1752 Um 1040f. verfasste er gemeinsam mit Abt
Odilo von Cluny, Erzbischof Raimbald von Arles sowie Bischof Nithard von
Nizza einen Aufruf an die italienischen Bischöfe, den von Gott gesandten Got-

1745 Zu ihm, der im Französischen als Benezet firmiert, vgL Chartes d'Avignon, Nr. 148f., S. 170-174;
Misonne, Legislation 2001, S. 246; Vones-Liebenstein, Debüts 1991, S. 9-13; Poly, Provence 1976,
S. 203, 252, 255, 257; Dereine, St-Ruf 1949, S. 162.
1746 Zur Erhebung vgl. Vones-Liebenstein, Debüts 1991, S. 11.
1747 Zu ihm und dem in dieser Zeit neu geschaffenen Amt eines Vicomte der Provence vgl. Poly,
Provence 1976, S. 202f.
1748 Chartes d'Avignon, Nr. 148, S. 170f., hier S. 170: „In hac itaque ciuitate, scilicet Auennicensi, scimus
olim preordinatas fuisse pcclesias ex sacrorum religionisbus ordinum qup incursantibus paganis seu
cpteris antixpistis pene ad nichilum sunt redacte cum sua religione. Quas in pristinum cupientes refor-
mare gradum, Benedictus uidelicet eiusdem sedis episcopus et Berengerius eiusdem loci proconsul, de-
legamus uiros boni testimonii in habitatione beatp Marie canonice uiuere, in quorum subsidio deuote
concedimus quicquid xpistianorum religio circumquaque morantium contulerit.“; S. 171: „Rogamus ergo
sanctos successores nostros episcopos ut hanc uitam, quantumcumque possunt, diligant et ad profectum
assurgere ex rebus sibi creditis contendant et hanc nostram paruitatem quam contulimus libere etfirmiter
teuere Ulis concedant quatenus a Summo Conditore mereantur audire quod seruus fidelis, qui peccuniam
domini fideliter ministrans supra multa constitutus, perenne gaudium promeruit. Obseruate denique tali
tenore ut, quando decania rectorem mutauerit, in accipiendo lucro nullum auaricia locum obtineat sed
largitas in omnibus exuberet. Et, sicut nos karitatiue concedemus, obsecramus ut et ipsi similiter con-
cedant secundum Worum placitum considerantes ut canonica uita pro nimia cupiditate non frustretur.“
1749 Vgl. Vones-Liebenstein, Debüts 1991, S. 11 mit Anm. 19.
1750 Die nicht mehr im Original erhaltene Gründungsurkunde (Chartes d'Avignon, Nr. 149, S. 172-
174) trägt in verschiedenen Abschriften unterschiedliche Datierungen (01. Januar 1038 bzw.
1039, ebd., S. 174), wird aber gewöhnlich zu 1039 gezogen.
1751 Vgl. Vones-Liebenstein, Debüts 1991, S. 14. Die Ablehnung der Zugehörigkeit jener Kanoniker
zum Domkapitel durch Vones-Liebenstein basiert allein auf einer gegen die Rufianer gerichteten
polemischen Notitia, entstanden zwischen 1103 und 1105.
1752 Cartulaire Notre-Dame, Nr. 104, S. 110. Vgl. Poly, Provence 1976, S. 252.
 
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