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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0346
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VI.2 Kleriker

345

inne.1764 Weil Ermenfried seit 1041 nahezu ununterbrochen in der Nähe Hugos
auftrat und als einziger von dessen Klerikern ein Bistum erhielt, gilt er als der
engste Vertraute seines einflussreichen Erzbischofs.1765 Leo IX. wählte ihn für eine
Legation in die Normandie im Frühjahr 1054 aus, um das Gebaren des Bischofs
Malger von Rouen zu untersuchen.1766 Nikolaus II. beauftragte Ermenfried und
Hugo 1059 mit der Annäherung an die unter Robert I. mehr als zurückhaltende
französische Krone: Sie sollten der Weihe des neuen Königs Philipps I. im Mai in
Reims beiwohnen.1767 De Vregille vermutete, in diesem Zusammenhang könnte
das päpstliche Schreiben an die Bischöfe Frankreichs mit den Bestimmungen der
kurz zuvor beendeten Lateransynode übermittelt worden sein1768, wofür sich
allerdings keine Belege finden lassen. Ermenfried nahm vier Jahre später am
Konzil von Chalon-sur-Saöne teil, das der päpstliche Legat Alexanders II., Petrus
Damiani, zur Klärung der Streitigkeiten zwischen dem Bischof von Mäcon und
der Abtei Cluny einberufen hatte.1769 Mit großer Wahrscheinlichkeit begleitete
Ermenfried Legat und Erzbischof anschließend nach Besannen, wo Damiani sich
im Anschluss kurz aufhielt.1770 Im Jahre 1062 wirkte Ermenfried als Legat
Alexanders II. in England.1771 Aufgrund dieser Tätigkeiten bezeichnete De
Vregille Ermenfried als Vertrauensmann Viktors II., Nikolaus II. sowie Alexan-
ders II.1772 Seine für Oktober und Dezember 1057 bezeugte Anwesenheit am
deutschen Hof setzte sich auch in späteren Jahren fort, denn ab 1071 stand er bis
zu seinem Tod auf Seiten Heinrichs IV, wurde dafür zum Erzkanzler Burgunds
ernannt, aber auch von Gregor VII. als abgesetzt betrachtet.1773

1764 Vgl. De Vregille, Hugues 1 1981, S. 305 sowie T. Schmidt, Alexander II. 1077, S. 154, Anm. 115.
Bischof Aimon von Sitten starb am 13. Juli 1054, Ermenfried selbst ist erstmals im Juni 1055 als
Bischof von Sitten belegt (vgl. De Vregille, Hugues 1 1981, S. 183), doch trat der Nachfolger des
von Bischof (!) Ermenfried abgesetzten Bischofs Malger bereits 1054 als Bischof von Rouen auf
vgl. Pontal, Conciles 1995, S. 196, Anm. 4.
1765 Zu Hugo s. unten Abschnitt VI.2.2.15, zur Nähe vgl. De Vregille, Hugues 1 1981, S. 278f., der
Ermenfried als „meilleur auxiliaire" Hugos bezeichnete.
1766 Zur Legation s. oben S. 166. De Vregille, Hugues 1 1981, S. 198f. nahm mit der älteren Datierung
auf 1055 einen Auftrag Viktors II. an.
1767 S. oben S. 166f. und vgl. De Vregille, Hugues 1 1981, S. 212-214.
1768 De Vregille, Hugues 1 1981, S. 214f.; MGH Const. 1, S. 548f.
1769 Ermenfrieds Bedeutung belegt die urkundliche Bestätigung einer Kirchenschenkung von Bi-
schof Hugo von Nevers, welche der Sittener Bischof an vierter Stelle - noch vor dem Erzbischof
von Bourges und anderen Prälaten - unterfertigte. Vgl. dazu De Vregille, Hugues 1 1981, S. 231;
Liebeskind, Prelat 1973, S. 138 mit dem Nachweis in der Gallia Christiana.
1770 De Vregille, Hugues 1 1981, S. 245f.
1771 Seit Leo IX. hatten sämtliche Päpste die 1051 erfolgte Annexion des Erzbistums Canterbury
durch Stigand verurteilt und dies durch Legaten kundtun lassen. Vgl. Cowdrey, Bishop 1969, S.
228.
1772 Ebd., S. 445.
1773 Er ist am 5. Oktober 1057 am Königshof in Speyer und am 27. Dezember in Pöhlde bezeugt. Zur
späteren Zeit vgl. Liebeskind, Prelat 1073, S. 143-152: Im Jahr 1080 schien Gregor VII. Ermenfried
durch einen anderen Prälaten ersetzt zu haben (S. 149). Seit 1082 erscheint er als Erzkanzler von
Burgund (S. 150f.). Ermenfried starb zwischen 1087 und 1092 (S. 151f.).
 
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