Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0377
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
376

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

risklosters des Abtes Lambert ausgestellt wurden.2027 Zudem begleitete er Kon-
rad II. zusammen mit Lambert und Erzbischof Gebhard von Ravenna 1034 auf
einen burgundischen Feldzug, wo vermutlich eine Gebetshilfe für den Kaiser
verabredet wurde.2028 Die Wertschätzung Heinrichs für den strengen Reformabt
wird vor allem durch die Translation seiner Gebeine in das Speyerer Johannes-
stift illustriert, das fortan den Namen St. Guido tragen sollte.2029
VI.3.2 Guido, Mönch in Arezzo
Der zwischen 990 und dem Jahr 1000 geborene Guido2030 lebte zunächst als
Mönch in Pomposa, verließ den Konvent nach eigener Aussage jedoch aufgrund
von Unstimmigkeiten zwischen sich und den Mitbrüdem in Richtung Arezzo.2031
Dort lebte er mit großer Wahrscheinlichkeit bei der jüngst reformierten bi-
schöflichen ccinonicci, die außerhalb der Stadtmauern lag.2032 Da Arezzo nicht als
Geburtsort Guidos gilt, könnte das Engagement des dortigen Bischofs Tedald der
Grund für die Wahl dieser Stadt gewesen sein, wollte Guido doch partout jeg-
liche Kontakte zu simonistischen Bischöfen vermeiden2033 und intervenierte mit
großer Wahrscheinlichkeit bei Tedald für die Eremitengemeinschaft von
Camaldoli am 30. Mai 1033, für die der Bischof seit Jahren Sorge trug.2034 Be-
rühmtheit erlangte Guido als einer der bedeutendsten Musiktheoretiker des
Mittelalters, doch wird ihm auch ein Brief an den Vorsteher der Mailänder Kirche
zugeschrieben, in dem die dort üblichen Zahlungen bei Amtswechseln kritisiert
werden: „Audivimus enim, quod valde mircimur, quia sacri cipud vos ordines pecuniis
distrahuntur“.2035 Bis vor Kurzem wurde die Entstehungszeit dieses Briefes für

2027 S. oben S. 25 und vgL Gugumus, Abt 1971, S. 14, Anm. 34. Ebenso liegen zwei Diplome Hein-
richs II. von 1014 und 1022 vor: MGH DD H II 312, 473.
2028 Vgl. Laqua, Traditionen 1976, S. 72; Violante, Eta 1959, S. 124.
2029 Guido war im März 1046 auf einer Reise zu Heinrich III., der sich in Piacenza aufhielt, verstorben.
Zur Bedeutung der Translation vgl. Gugumus, Abt 1971, S. 14-17.
2030 Zu ihm vgl. Rusconi, Opere 2005, S. XXIX-LXXXII; ders., Guido 2000; Oesch, Biographisches
1954.
2031 Zu Geburtsjahr und -ort vgl. Rusconi, Opere 2005, S. XXIX-XXX, zur Ausbildung in Pomposa
S. XXXIf. In seiner Schrift, der Epistola de ignoto cantu an seinen früheren Pomposaner Bruder
Michael, erwähnte Guido dies, doch können die Aufenthalte in den Abteien nicht näher datiert
werden. Samaritani, Contributi 2000, S. 119 schlug folgende Chronologie vor: 1025-1035 war er
etwa 30 bis 35 Jahre alt und verließ Pomposa etwa mit 25 Jahren.
2032 Ob er in Arezzo allerdings zum Priester geweiht wurde, wie Samaritani, Contributi 2000, S. 113
und 119 vermutete, hielt Rusconi, Opere 2005, S. XXXIII, Anm. 18 für nicht wahrscheinlich, da
Guido zu häufig seine monastische Zugehörigkeit betonte.
2033 Guido d'Arezzo, Opere, S. 130-160, hier S. 134: „cum praesertim simoniaca haeresi modo prope
cunctis damnatis episcopis, timeam in aliquot communicari.“ Rusconi, Opere 2005, S. XL datierte den
Brief zuletzt auf die Zeit zwischen 1031 und Herbst 1032.
2034 Für Samaritani, Contributi 2000, S. 118 stand diese Intervention „quasi indubitatamente" fest.
Ähnlich auch Rusconi, Opere 2005, S. XXXIV. S. dazu oben Abschnitt VI.2.2.30.
2035 Die Kurzversion bot Thaner als Widonis epistola, deren Text auch die jüngste Edition mit italie-
nischer Übersetzung verwendete: Guido d'Arezzo, Opere, S. 162-165, S. 162. Die Langversion
 
Annotationen