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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0379
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378

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

VI.3.3 Hugo von Semur, Abt von Cluny
Die Nachfolge des späterhin heiliggesprochenen Abtes Odilo trat der vormalige
Prior Clunys, Hugo,2044 an, welcher nach seiner Weihe durch Erzbischof Hugo
von Besannen ein halbes Jahrhundert (1049-1109) die Geschicke des damals etwa
70 Klöster und Priorate umfassenden Großverbandes erfolgreich leiten sollte.2045
Bereits vor seinem Abbatiat als Vermittler zwischen Heinrich III. und den
Mönchen von Peterlingen tätig,2046 genoss er bald ein so großes kaiserliches
Vertrauen, dass Heinrich und Agnes ihn als Taufpaten des kleinen Heinrich (IV.)
zu gewinnen suchten.2047 „Im übrigen aber stellte er seine Kraft zunächst ganz in
den Dienst der päpstlichen Reformbestrebungen/'2048 Daher nimmt es nicht
Wunder, den gerade 25-jährigen bei der gemeinsam mit Leo IX. vollzogenen
Erhebung der Gebeine des heiligen Remigius in Reims Anfang Oktober 1049
anzutreffen, ihn wenige Tage später unter den Teilnehmern der dort abgehalte-
nen Synode zu erblicken, vielleicht in Mainz 1049, sicher jedoch in Rom 1050
erneut auf einer Reformsynode nach weisen zu können und bis 1050 dem Itinerar
Leos folgend in dessen Umfeld zu sehen.2049 Obwohl Hugo auf der Reimser
Synode 1049 zu einer Predigt gegen Simonie und Nikolaitismus ermutigt wur-
de,2050 habe er abgesetzten simonistischen Bischöfen und Äbten dennoch die
Möglichkeit eröffnet, Mönch in Cluny zu werden.2051 Von großem Zutrauen in
Haltung und Fähigkeiten des Abtes zeugt Leos Auftrag, den Zwistigkeiten
zwischen Kaiser Heinrich und König Andreas von Ungarn ein Ende zu bereiten,
zu welchem Zweck Hugo als päpstlicher Legat wohl 1052 an den ungarischen
Königshof reiste.2052 Diese Tätigkeit setzte er auch unter Viktor II. fort, für dessen

2044 Zu ihm vgl. Neiske, Pusillus 2006, S. 255-259; Kohnle, Hugo 1993; Gouvernement 1990; Hunt,
Cluny 1967; Hallinger, Bräuche 1959; Diener, Verhältnis 1959; ders., Itinerar 1959; ders., Studien
1955.
2045 Vgl. De Vregille, Hugues 1 1981, S. 129-131; Kohnle, Hugo 1993, S. 28-31.
2046 Vgl. Kohnle, Hugo 1993, S. 27.
2047 S. oben Anm. 1500.
2048 Kohnle, Hugo 1993, S. 68, 72. Vgl. Wollasch, Reform 1973, S. 290.
2049 Sämtliche Nachweise und weitere Erläuterungen bei Kohnle, Hugo 1993, S. 68-74. Vgl. auch
Diener, Itinerar 1959.
2050 Auf die Frage Leos nach simonistischem Verschulden habe u. a. auch Hugo geantwortet: Aus
Vernunft hätte er sich enthalten, obwohl sein Fleisch es gewollt habe. Sowohl Anselm, Historia
dedicationis, Sp. 1432B als auch die Hugo-Biographen berichten dies in etwas abweichendem
Wortlaut. Vgl. dazu Kohnle, Hugo 1993, S. 70.
2051 Zur Predigt vgl. Kohnle, Hugo 1993, S. 70f.: „Hugo habe sich gegen diejenigen gewandt, die nach
Ausflüchten suchten, womit doch wohl nur die gemeint sein können, die auf dem Konzil auf die
Frage nach ihrem Amtsantritt keine klare Antwort geben konnten oder wollten. Mit Nachdruck,
so Gilo [der Biograph, A.L.] weiter, habe er gefordert, daß simonistische Kleriker und Laien
sowie verheiratete Priester aus der Gemeinschaft der Katholiken ausgeschlossen und aus den
Kirchen entfernt werden sollten." Beispielsweise fand Abt Milo von Montier-en-Der in der
Champagne, welcher bei gleicher Gelegenheit 1049 wegen Simoniefragen auf sein Amt ver-
zichtet hatte, Aufnahme in Cluny. Unklar bleibt, ob Hugo am Urteil gegen ihn beteiligt gewesen
ist. Vgl. MGH Conc. 8, S. 226, 246; Neiske, Reforme 2006, S. 349 mit Verweis auf ders., Kon-
ventslisten 1980, S. 257-260; Kohnle, Hugo 1993, S. 71 mit Anm. 51.
2052 Vgl. Kohnle, Hugo 1993, S. 75f.
 
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