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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0393
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392

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

das Kloster angrenzende Zelle zurück und lebte fortan als Stadteremit.2142 Seine
Haltung und sein Lebenswandel machten ihn zu einem auch ihn hohen Kreisen
beliebten Ratgeber: Unter anderem schätzte Heinrich III. seinen Ratschlag2143
und auch Johannes Gualbertus kontaktierte ihn wohl 1035, als er wegen der
simonistischen Handlungen seines Abtes nach Orientierung suchte.2144 Teuzo
soll ihm geraten haben, das Kloster von dem Simonisten zu befreien oder, wenn
das nicht möglich sei, sich selbst von diesem zurückzuziehen.2145 Obgleich auch
Petrus Damiani zu den vehementen Gegnern der Simonie zählte, kritisierte er
Teuzos Lebensweise sowie Ansichten und suchte auf Bitten des Abtes, den Re-
klusen bei einem persönlichen Gespräch in seiner Zelle zum Einlenken zu be-
wegen.2146 Teuzo aber sei unnachgiebig geblieben, habe Damiani vor die Tür
gesetzt und erntete dafür nicht nur vor Ort Kritik, sondern auch ausführlichen
harschen brieflichen Tadel: Ein wahrhafter Eremit sollte aufgrund der weltlichen
Verstrickungen keinesfalls in einer Stadt leben und erst recht nicht (ohne aus-
reichende Bildung) über ein so sensibles und komplexes Thema wie Simonie
predigen und dadurch mögliche Irrlehren verbreiten.2147 Diese vorwurfsvollen
Zeilen verweisen auf ein Maß an gesellschaftlichem Einfluss Teuzos, das
Damiani nicht zu tolerieren bereit war.
VL4 Aufgrund von Quellenmangel nicht eindeutig zu
entscheidende Fälle
VI.4.1 Adalbero III. von Luxemburg, Bischof von Metz
Nur wenige Hinweise deuten darauf, dass der vielleicht „hauptsächlich aus
politischen Gründen erhobenfe]"2148 Luxemburger Grafensohn Adalbero2149 das
Bistum Metz seit seiner Erhebung durch Heinrich III. im Jahre 1O472150 im Sinne
kirchenreformerischer Ideen verwaltete. In der für den lothringischen Episkopat
wichtigen Touler Schule ausgebildet und als älterer Mitschüler teilweise auch mit

2142 Andrea di Strumi, Vita loh. Gualberti 8, S. 1081. Seine tiefe Skepsis vor allem gegenüber kirch-
lichen Autoritäten wie Päpsten (Leo I. und Gregor I.) oder im Rufe der Heiligkeit Stehenden
(Romuald von Camaldoli) schildert Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 44, S. 10, Z. 7 - S. 11, Z. 5.
2143 Anonymus, Vita loh. Gualberti 1, S. 1105, Z. 16f.
2144 S. oben Anm. 2074.
2145 Anonymus, Vita loh. Gualberti 1, S. 1105, Z. 17-22.
2146 Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 44, S. 12, Z. 1-3.
2147 Ebd., S. 13, Z. 3-13, datiert auf 1055-1057.
2148 Kehr, Kapitel 1931, S. 30. Er war der Neffe seines Vorgängers Dietrich II. - zu diesem s. oben
Abschnitt VI.2.2.8.
2149 Zu ihm vgl. Parisse, Entourage 2006, S. 442f.; Erkens, Vorabend 1989, S. 147f.; Zielinski,
Reichsepiskopat 1984, S. 82, 120, 154, 235; Fleckenstein, Hofkapelle 2 1966, S. 290.
2150 Fleckenstein, Hofkapelle 2 1966, S. 290 setzte Adalberos Pontifikat ohne Nachweise bereits zu
1046 an, während Erkens, Vorabend 1989, S. 147 sowie Zielinski, Reichsepiskopat 1984, S. 82 und
120, Anm. 268 hingegen für 1047 plädierten.
 
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