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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0396
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VI.4 Aufgrund von Quellenmangel nicht eindeutig zu entscheidende Fälle

395

dass er sich intensiv einer Verbesserung des Lebenswandels der Merseburger
Kanoniker widmete.2169 Aufgrund dessen vermuteten Schlesinger, Fleckenstein
und von Finckenstein in Azelin einen Freund der Reform.2170
VI.4.4 Benedikt IX., Theophylakt III. von Tuskulum
Die Forschung glaubt seit dem frühen 20. lahrhundert nicht mehr uneinge-
schränkt an die Verworfenheit des Tuskulanerpapstes Benedikt IX.2171 (reg. 1032-
1044, 1045, 1047-1048), welche ihm immer wieder zum Vorwurf gemacht wur-
de.2172 Die vom Florentiner Bischof Atto angestoßene Reform des dortigen Ka-
thedralkapitels unterstützte er im November 1036 mit einer Bestätigung der
bischöflichen Eingabe, deren Erfolge allerdings 1038 einer weiteren urkundli-
chen Absicherung bedurften.2173 Dennoch mied Odilo von Cluny offensichtlich
den Kontakt zu Benedikt2174 und je weiter die Zeit fortschritt, desto düsterer
malte die Geschichtsschreibung das Bild desjenigen Papstes, der sein Amt 1045
gegen Geld verkauft haben solle.2175

VI.4.5 Bem, Abt von Reichenau
Für die Durchsetzung des durch Immo von Gorze auf der Reichenau 1006 ein-
geführten lothringischen Gedankengutes bestimmte König Heinrich II., wohl auf

2169 Chron. epp. Merseb. 8, S. 182. Weder der Zeitpunkt seiner Erhebung noch sein Sterbejahr sind
zweifelsfrei zu ermitteln; er wurde wohl um 1053 erhoben und starb spätestens 1055, vielleicht
bereits 1053/54, vgL Finckenstein, Bischof 1989, S. 128f.
2170 Finckenstein, Bischof 1989, S. 128f.; Schlesinger, Kirchengeschichte 1983, S. 99; Fleckenstein,
Hofkapelle 2 1966, S. 260f. - Dass sein Nachfolger Woffo ebenfalls zum Kreis der Reformer zu
zählen ist, vermutete Finckenstein aufgrund von Woffos Ausbildung im lothringisch geführten
Eichstätter Domkapitel. Diese Vermutung allein reicht aufgrund fehlender Nachrichten über
aktives Reform verhalten nicht aus, um Woffo einen eigenen Eintrag im Katalog zu verschaffen.
Vgl. zu ihm Finckenstein, S. 61, 129; Schlesinger, S. 99; Fleckenstein, S. 264, 290; Müller-Alper-
mann, Stand 1930, S. 43f.
2171 Zu ihm vgl. Hägermann, Papsttum 2008, Register S. 236; Capitani, Benedetto IX 2000; Poole,
Benedict 1969; Borino, Elezione 1916.
2172 So noch von Sackur, Chmiacenser 2 1965, S. 277-279, dagegen Poole, Benedict 1969, S. 202-206;
Borino, Elezione 1916, S. 141f.; vgl. auch Th. Schieffer, Umprägung 1969, S. 42.
2173 IS 3, Sp. 53-55, hier besonders Sp. 54D: „(...) omnia (...) ad communem fratrum utilitatem conferre
curavi, ut simul manducandi, & bibendi, simul etiam dormiendi, secundum canonicum auctoritatem
voluntatem habeant, neque divisi per cellulas, aut hospitia proprium voluntatem sectentur, sed sub
prsepositi regula, quem nos ipsi ordinavimus, vel alienis alii Domini, custodise quicquid dederint, sive in
victu, sive in vestitu, secundum sacra regula distributionem cum gratiarum actione communiter omnes
capiant." Die Bestätigung dessen ebd., Sp. 56, allerdings ohne explizite Formulierungen. Vgl.
Herrmann, Tuskulanerpapsttum 1973, S. 148; Borino, Elezione 1916, S. 158 und s. ausführlicher
oben S. sowie Anm. 1739f.
2174 Vgl. lotsald, Vita Odilonis I 7, S. 157; Sackur, Chmiacenser 2 1965, S. 282.
2175 Vgl. Poole, Benedict 1969, S. 205.
 
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