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Millin, Aubin L.; Parthey, Gustav [Hrsg.]
A. L. Millin's Mythologische Gallerie: eine Sammlung von mehr als 750 antiken Denkmälern, Statuen, geschnittenen Steinen, Münzen und Gemälden, zur Erläuterung der Mythologie, der Symbolik und Kunstgeschichte der Alten ; sorgfältig übersetzt und mit den 190 Original-Kupferblättern der französischen Ausgabe begleitet (Band 1): Text — Berlin, Stettin, 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.7991#0161
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156

Einleitung!

aus Syrien herübergekommene Jupiter Kasius 40*,
x, und Venus Papilla, 172, xr.ni, als grofsc Steine
oder Steinhaufen. Es ist aber weit natürlicher, den Ur-
sprung der hellenischen Religion und Kunst in Hellas
selbst zu suchen, wie es sich in der Entstehung der al-
ten Hermesbilder am anschaulichsten darstellt. Als der
erwachende Verkehr sich die ersten Wege durch Feld
und Wald bahnte, da hielten es fromme Reisende für
ein gottgefälliges Werk, zum Nutzen der Nachtretenden
die Steine aus der Milte des Bergpfades an den Rand
zu schieben; bald warf man sie in gröfsere Haufen zu-
sammen, und weil das muthwillige Zerstören derselben
die Wege auf lange Zeit verdarb, so wurden sie einer
schützenden Gottheit, dem Hermes, empfohlen.

Mochte dieser mit andern Göttern aus der Fremde
gekommen seyn, so konnte doch schwerlich der plasti-
sche Trieb, der dem ganzen Volke eingeboren war, durch
Kolonisation herübergebracht werden. Die Anfänge der
Bildnerei sind einheimisch-hellenisch zu nennen. Ein
entwurzelter umgestürzter Baumstamm wurde zersägt und
verkehrt in die Erde gesenkt, ein hermäischer Steinhaufe
rings aufgethürmt, das untere Ende spitz zulaufend be-
hauen, die Wurzelknollen als ein bärtiges Haupt zurecht-
gesehnitzt, — und damit war die Form der Hermesbilder
gegeben, welche man später in Marmor beibehielt. Der
sinnige Hellene verband mit diesem einfachen Schnitz-
werk die Idee von der über die rohe Masse sich erhe-
benden Intelligenz.

Es ist nicht zu bezweifeln, dafs alle ältesten Götter-
bilder hölzerne waren; indessen blieb man nicht bei der
rohen Gestalt der Hermen stehen. Zwar behielt der Leib
die ursprüngliche Form des behauenen Baumstamms, aber
Hals, Brust und der Oberarm bis zum Ellenbogen wur-
den angedeutet; man fügte bald ein Paar Unterarme
hinzu, die, steif vom Ellenbogen abstehend, in die Luft
ragten, und der Gestalt ein bei weitem menschlicheres
 
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