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Millin, Aubin L.; Parthey, Gustav [Hrsg.]
A. L. Millin's Mythologische Gallerie: eine Sammlung von mehr als 750 antiken Denkmälern, Statuen, geschnittenen Steinen, Münzen und Gemälden, zur Erläuterung der Mythologie, der Symbolik und Kunstgeschichte der Alten ; sorgfältig übersetzt und mit den 190 Original-Kupferblättern der französischen Ausgabe begleitet (Band 1): Text — Berlin, Stettin, 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.7991#0258
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XIOHE.

253

N I O B E.

Antiopc, desNykteus Tochter, wurde im Schlafe
von dem in einen Satyr verwandelten Jupiter überrascht,
und gebar heimlich den Zethos und Amphion, welche
von einem Hirten aufgenommen wurden; sie begab sich
dann zu ihrem Oheim Lykus, König von Theben, von
dessen Gemahlin Dirke sie unaufhörlich verfolgt und
beleidigt, zuletzt in's Gefängnifs geworfen wurde. Als
Amphion und Zethos herangewachsen waren, verjagten
sie den Nykteus, befreiten ihre Mutter aus der Ge-
fangenschaft, 512*, (xxxYii bis, und banden die Dirke
an einen wilden Stier, der sie über spitze Felsen hinweg-
rifs und ihre Glieder zerschmetterte, 513, ext; 514, ib.
Nun herrschten die Brüder in Theben, welches sie ge-
gen die Einfälle der Minyer von Orchomenos mit Mauern
umgaben. Amphion war ein so mächtiger Sänger, dafs
bei diesem Bau die Steine sich von selbst zu den Tönen
seiner Lyra ordneten. Er vermählte sich mit der Niobe,
einer Tochter des Tantalos und Schwester des Pelops,
welche anfangs mit der Latona, Apollo's und der Diana
Mutter, in der genausten Freundschaft lebte, 515, cxxxviii.
Niobe hatte dem Amphion sieben Sühne und sieben Töch-
ter geboren*); stolz auf diese Menge, achtete sie sich
höher als Latona, welche, von Mobe's Übermuth belei-
digt, ihre beiden Kinder zur Bache aufforderte. INiobe's
Unglück war nun eben so grofs, als früher ihr Glück;
ihre Söhne fielen alle durch Apollo's Pfeile, und ihre
Töchter durch die der Diana, ohne dafs ihnen ihr Vater,
ihre Erzieher, oder Ammen helfen konnten, 516, cxxi.

Dies tragische Ercignifs ist als eine passende Zierde
oft auf Sarkophagen dargestellt. Es ist auch der Gegen-
stand einer trefflichen Gruppe von Statuen aus dem Gie-
belfelde eines Tempels, von denen sich die meisten in

•) Homer kennt deren nur sechs. 11. XXIV, 604.
 
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