EINLEITUNG,
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lichkcit, und obgleich jedes der folgenden Jahrhunderte
seinen eigenfhümlichen Kunslcharakler hat, so erhielt
sieh doch die Kunst in ihren besten Werken, bis in die
römischen Kaiserzeiten hinab, in bevvundernswcrther Voll-
kommenheit.
Als Hellas römische Provinz geworden, wanderte
ein grofscr Theil der Künstler nach Rom, um in den
dortigen Tempeln und Kapellen, in den Pallästen und
Villen der Grofsen Beschäftigung zu finden. Ihnen ver-
danken wir die Hauptmasse aller plastischen Denkmäler,
die uns überhaupt aus dein Altcrthum übrig sind, und
die uns einen schwachen Abglanz der früheren Herrlich-
keit geben: denn es darf nicht verhehlt werden, dafs
wir, neben wenigen Originalen, von vielen ausgezeich-
neten ächt-hcllenischen Kunstwerken, deren die Schrift-
steller gedenken, oft nur Kopien der zweiten und dritten
Klasse, oft nur die Darstellung auf einer Münze übrig
haben.
Hand in Hand mit der hellenischen Kunst geht die
Mythologie, ja sie ist gar nicht von ihr zu trennen.
Kaum ertönte ein Mythus zur goldenen Leier des begei-
sterten Sängers, so ward das verhallende Wort alsbald
durch Plastik und Malerei verkörpert, und wo ein Göt-
terbild in den besuchten Tempeln der Städte, in stillen
Waldkapellen oder auf umwogten Vorgebirgen aufgestellt
war, da ward es sogleich von einem Schwarme heitrer
und grauenhafter Mythen, je nach der Beschaffenheit
des Orts und Volkes, in buntem Gedränge umflattert.
Wie das allumfassende Meer die hellenischen Küsten in
zahllose Buchten und Busen, Inseln und Halbinseln zer-
spaltet, und doch das hauptsächlichste Bindemittel ist für
alle Städte und Pflanzstädte, vom Phasis bis zu den Säu-
len des1 Herkules, so zerspaltet sich der Mythus in den
wundersamsten Verschlingungcn durch alle hellenischen
Völkerschaften; er verbreitet sich mit gleicher Allgemein-
heit über alle, ohne dafs man sagen könnte, wo er ur-:
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lichkcit, und obgleich jedes der folgenden Jahrhunderte
seinen eigenfhümlichen Kunslcharakler hat, so erhielt
sieh doch die Kunst in ihren besten Werken, bis in die
römischen Kaiserzeiten hinab, in bevvundernswcrther Voll-
kommenheit.
Als Hellas römische Provinz geworden, wanderte
ein grofscr Theil der Künstler nach Rom, um in den
dortigen Tempeln und Kapellen, in den Pallästen und
Villen der Grofsen Beschäftigung zu finden. Ihnen ver-
danken wir die Hauptmasse aller plastischen Denkmäler,
die uns überhaupt aus dein Altcrthum übrig sind, und
die uns einen schwachen Abglanz der früheren Herrlich-
keit geben: denn es darf nicht verhehlt werden, dafs
wir, neben wenigen Originalen, von vielen ausgezeich-
neten ächt-hcllenischen Kunstwerken, deren die Schrift-
steller gedenken, oft nur Kopien der zweiten und dritten
Klasse, oft nur die Darstellung auf einer Münze übrig
haben.
Hand in Hand mit der hellenischen Kunst geht die
Mythologie, ja sie ist gar nicht von ihr zu trennen.
Kaum ertönte ein Mythus zur goldenen Leier des begei-
sterten Sängers, so ward das verhallende Wort alsbald
durch Plastik und Malerei verkörpert, und wo ein Göt-
terbild in den besuchten Tempeln der Städte, in stillen
Waldkapellen oder auf umwogten Vorgebirgen aufgestellt
war, da ward es sogleich von einem Schwarme heitrer
und grauenhafter Mythen, je nach der Beschaffenheit
des Orts und Volkes, in buntem Gedränge umflattert.
Wie das allumfassende Meer die hellenischen Küsten in
zahllose Buchten und Busen, Inseln und Halbinseln zer-
spaltet, und doch das hauptsächlichste Bindemittel ist für
alle Städte und Pflanzstädte, vom Phasis bis zu den Säu-
len des1 Herkules, so zerspaltet sich der Mythus in den
wundersamsten Verschlingungcn durch alle hellenischen
Völkerschaften; er verbreitet sich mit gleicher Allgemein-
heit über alle, ohne dafs man sagen könnte, wo er ur-: