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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Pazaurek, Gustav Edmund: Schrezheimer Fayencen: eine Untersuchung von Gustav E. Pazaurek
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0166
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Schrezheiiner Fayencen.

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gehört ebenfalls zu den Wohltätern der Kapelle, desgleichen deren Sohn
Johann Baptist Bux, der, bevor er sich zur Erzeugung besserer keramischer
Erzeugnisse emporarbeitete, auch erst Weinhändler war. Inzwischen bekommt
das kleine Gotteshaus, für das die verschiedenen Mitglieder der Familie Bux
vielfach sorgen, den Namen „Buxsche Freundschafftskapelle". Da die Familien-
mitglieder aber zugleich auch die Verwaltung des Kirchenvermögens besorgten,
bildete sich mit der Zeit ein Zustand heraus, der für das Kirchengut später
verhängnisvoll wurde. Daß der eine der beiden, dem geistlichen Stande an-
gehörigen Söhne des ersten Fabrikinhabers zum guten Teile aus diesen Kapi-
talien erhalten wird, ist nicht befremdend; er hat eben dafür zahlreiche Messen
zu lesen. Aber die Tochter und namentlich der Enkel des Fabrikgründers
verwenden die Gelder der Kapellenstiftung in den Zeiten des Niederganges
immer mehr für ihr industrielles Unternehmen, so daß schließlich die Stiftungs-
kapitalien der Kapelle ganz verloren gehen. — Was wir heute in der ge-
wölbten, im Chor polygonal abgeschlossenen Kapelle mit dem Dachreiter an
älteren Kunstobjekten sehen, ist nicht sehr bedeutend, mit Ausnahme des
Fayence-Tabernakels und des großen schmiedeeisernen Abschlußgitters1 von
1757 mit den Buchstaben HB (Hans Bux), für das der tüchtige Ellwanger
Schlossermeister Josef Buchberger 1759 237 fl. 50 kr., im Jahre 1765 noch
weitere 40 fl. bekommt. Aus den ungemein umfangreichen Rechnungsakten
der Kapelle, die sich fast vollständig erhalten haben, ist nur noch das Chor-
gitter (1730) zu nennen, das der Schmied Melcher in Ellwangen um 40 fl. 42 kr.
liefert, ferner die aus Augsburg (1730) um
37 fl. 11 kr. gekaufte Glocke, die jedoch
1770 der Glockengießer Josef Arnold in
Dinkelsbühl umgießen muß, sowie wieder-
holte Zahlungen an den Großuhrmacher
Johann Haslach in Ellwangen. Maler und
Bildschnitzer werden nicht einmal mit ihrem
Namen genannt, verdienen es aber auch
nicht. Der überwiegende Schmuck der
Kapelle, wie er uns heute entgegentritt,
stammt aus dem 19. Jahrhundert und zwar
von der Hand des späteren Düsseldorfer
Galerieinspektors und Malers Josef Winter-
gerst (1783 1867), des Bruders des letzten
Fabrikbesitzers dieses Namens.

Die Schicksale der mit der Kapelle wie
mit der Fayencefabrik eng verknüpften
Familie, deren beigefügter Stamm-
baum sich aus den Matrikeln noch _ M
leicht vervollständigen ließe, für
uns jedoch kein weiteres Interesse IHH

1 Die Formen zeigen noch vollständig Ba-
rockelemente, nur oben mischt sich etwas
Rokoko ein. Wir haben somit einigen Anhalt
dafür, daß in Schrezheim das Rokoko erst
gegen die sechziger Jahre zum Durchbruch
gelangte.

Abb. 2. Original-Privilegium
für J. B. Bux ; 1752., Ellwangen ;
Privatbesitz.
 
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