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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Pazaurek, Gustav Edmund: Schrezheimer Fayencen: eine Untersuchung von Gustav E. Pazaurek
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0191
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

Abb. 31. Himmelblau glasierte Rokokoschüssel und Helmkanne. Stuttgart; Landes-Gewerbemuseum.

rot aufweisen und gerade in den allerletzten Fabrikationsjahren am häufigsten
gemacht worden sind.

Zum Schlüsse mögen noch zwei voll signierte, reicher bemalte, so recht
bezeichnende Arbeiten des 19. Jahrhunderts genannt sein. Für den Geschmack
des 19. Jahrhunderts sind sie allerdings nichts weniger als bezeichnend, denn
sowohl die Hostienbüchse vom 4. November 1824 mit dem Bildnis des Schrez-
heimer Kapellenheiligen Antonius von Padua, von gelben Rokokoschnörkeln
umgeben (Altertümersammlung von Ellwangen; Abb. 32; Marke B),' als auch
der Krug mit dem heiligen Nepomuk zwischen Blumen vom 4. Juli 1843
(Stuttgarter Altertümersammlung; Abb. 33) mit der eingeritzten Signatur
„Mettmann in Ellwang"2 könnten ihrem Schmuck nach noch dem 18. Jahr-
hundert angehören, wenn auch alles viel flauer und — namentlich der Krug -
auffallend blaß und blutleer gemalt ist. Bezeichnend aber sind dergleichen
Objekte für den Stillstand, der während der Dekadenzezeit in der Fabrik
herrschte. Daß der alt gewordene Bux in den beiden letzten Jahrzehnten
des 18. Jahrhunderts noch an den alten Dekoren, denen er die Blüte seines
Betriebes verdankte, festhielt, ist weniger wunderlich, als daß seine Nach-
folger immer noch Schmuckformen auf den Markt werfen wollten, die längst
nicht mehr begehrt wurden. Da man in Schrezheim (und Ellwangen) in

1 Schon die Jahreszahl 1824 schließt bei diesem B, das übrigens von der früheren Form abweicht,
eine Beziehung zu dem bereits verstorbenen Joh. Bux aus. — Bei den meisten älteren Arbeiten
wird dagegen ein B ohne weitere Beigabe, mit Bux in Verbindung gesetzt werden können, da man
es bei zu vielen verschiedenen Dekorationsarten findet, um einen einzigen Maler dahinter ver-
muten zu können. In der Sammlung des Hauptmanns F. Geiger in Neu-Ulm findet sich z. B. das
B sowohl bei Heiligendarstellungen (Rokoko-Walzenkrug mit St. Joseph und Blumen), als auch bei
Motiven aus der Tierfabel (Walzenkrug mit dem Fuchs, der eine Gans im Korbe trägt mit der
— auch bei gläsernen Schnapsflaschen üblichen — Beischrift „Ich bin zufrieden' ), als auch bei um-
kränzten Sprüchen (z. B. Flaschenkrug, darauf: Salamon der weiße spricht, traue keiner Jungfer
nicht) etc.

2 Auf dem Henkel ist noch der Name „Hanz Pfeif, dahar", unter demselben „18—44" und
„J. Hilsenbeck'' aufgemalt, also genügend Anhaltspunkte für die Ellwanger, die Gelegenheit, zu
welcher dieser Krug hergestellt, bezw. ein Jahr später bemalt wurde, noch festzustellen. — Ein
Johann Hilsenbek fungiert schon 1832 als Zeuge bei der Testamentsaufnahme der Barbara Win-
tergerst.
 
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