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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins — 1908-1909

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Pazaurek, Gustav Edmund: Nützliche Goldschmiede-Arbeiten für schwäbische Kirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7712#0199
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Mitteilungen des Württembergischen Kunstgewerbevereins.

Elfenbeinschaft und
Emailschmuck viel
l ml selbständiger auf (Ab-

bild. 4). Aber für die
gleiche Kirche ist auch
das elfenbeinerne Kru-
zifix (Abb. 5) und der
Altarleuchter (Abb. 6)
gearbeitet, die wieder
die romanischen Mo-
tive stärker betonen.
ZurErklärung sei aller-
dings hinzugefügt, daß
das Korpus des Ge-
kreuzigten ein vor-
handenes, frühmittel-
alterliches Original ist,
dem sich die Umgeb-
ung entsprechend an-
passen wollte. Schon
das Weihrauchfaß der-
selben Kirche (Abb. 7)
ist durchaus unab-
hängigausgefallen. Die
reichsten Arbeiten sind die beiden Monstranzen
mit den Elfenbeinschäften; die eine mit der Elfenbeinfigur (Abb. 8) kam bereits
dreimal zur Ausführung, nämlich für Rottenburg, Ellwangen und Pfärrenbach,
die andere mit dem vergoldeten Engel (Abb. 9) hat Seebronn-Rottenburg bestellt.

Allen diesen in solidester Goldschmiede-Arbeit, in bestem Material aus-
geführten Kirchengeräten ist eine vornehme "Würde eigen, die sie zur künst-
lerischen Ausstattung der Gotteshäuser sehr empfiehlt. Besonders glücklich
ist die in der illustrativen Wiedergabe leider fehlende — Farbenstimmung,
die namentlich die beiden Meßkelche, die an Originalität überhaupt an der
Spitze stehen, auszeichnet. Wie erhaben stehen solche, in jeder Beziehung
auf Handarbeit beruhenden "Werke über den so sehr verbreiteten stereotypen
gepreßten Massenerzeugnissen, mit denen sich die Generation vor uns überall
zu begnügen pflegte. Die abgebildeten Stücke werden der Nachwelt eine
richtige Vorstellung davon geben, wie ernst sich unsere Zeit bemüht, die kirch-
liche Werkkunst wieder zu Ehren zu bringen.

An Künstlern, die vorzügliche Entwürfe der Kirche zur Verfügung stellen
können, ist heutzutage in deutschen Landen überhaupt und besonders in
Schwaben wahrlich kein Mangel. Auch die ausführenden Kräfte, die eine tech-
nisch tadellose, materialgerechte Handarbeit verbürgen können, fehlen nicht.
Es brauchen daher nur die Auftraggeber den entschiedenen Willen kundzutun
und zu betätigen, und unser Land wird auch in der kirchlichen Kunst keinem
anderen nachzustehen brauchen. Gustav e. Pazaurek.

Abb. 8.

Abb. 9.

o o o
 
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