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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Nassauische Annalen: Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 45.1918-1921(1921)

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Zedler, Gottfried: Kritische Untersuchungen zur Geschichte des Rheingaues
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IV. Der Pfarrbezirk Rüdesheim
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1. Rüdesheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.60615#0264

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IV. Der Pfarrbezirk Büdesheim

oben (S. 94) als Fälschung nachgewiesenen Schott’schen Urkunde von 1143
(Sr 203) und in der gleichfalls unechten Urkunde von 1148 (Sr 224) vor-
kommt, findet sich für jene Zeit sonst nicht. Die Schreibung Ruthenesheim
in einer Urkunde Erzbischof Adelberts I. (Gudenus I, 113) steht ganz für
sich und wird uns noch beschäftigen. Urkundlich tritt der Ort, der zweifellos
viel älter ist, erst im 11. Jahrhundert auf. Allerdings erscheint er schon in
einer Bieidenstädter Urkunde Schotts 864 (Sr 65); diese ist aber, wie wir
sehen werden, als Fälschung zu streichen.
Ein gleiches gilt von der einzig von Bodmann (S. 104) überlieferten Urkunde
von 1108 (Sr 159). In ihr schenkt ein Ehepaar dem Kloster S. Jakob bei Mainz
Weinberge und Acker zu Büdesheim und eine Hofreite zu Mainz. Es fällt an der
Urkunde auf, dass.ihr, einer rein privaten Abmachung, der Mainzer Erzbischof
Ruthard sein Siegel hat aufdrücken lassen, wie es nicht nur Bodmann behauptet,
dem angeblich das Original vorgelegen hat, sondern auch der Wortlaut der Urkunde
ausdrücklich bezeugt. Anders verhält es sich mit der Urkunde des Abtes Burkhard
von S. Jakob aus dem gleichen Jahre (Sr 160). Bei dieser hat die erzbischöfliche
Besiegelung nichts Auffälliges. Offenbar hat Bodmann hier wieder eine Urkunde
untergeschoben, bei deren Fertigstellung ihm diese gleichzeitige echte Urkunde
des Jakobsklosters als Vorlage diente. Dafür spricht auch ein Vergleich beider
Urkunden bezüglich der Zeugen: es sind, abgesehen davon, dass Bodmann
den Laienzeugen Anshelm in Gozwin verwandelt und noch einige Namen hinzu-
gefügt hat, die gleichen Personen. Dass wir tatsächlich eine Fälschung vor
uns haben, ergibt sich klar aus den Worten cenobium sancti Jacobi, quod extra
murum Mogoncie in sconeberge constructnm est. Nach Joannis II, 806, der
sich auf Trithemius beruft, legte der Abt Burkhard, der am 27. Juni 1108
an die Spitze des Klosters trat, am 30. Juni desselben Jahres den ersten
Grundstein zu der späteren, auf dem Berge befindlichen Klosterkirche. Der
Kirche folgte denn auch das vorher ebenfalls am Fusse des Berges gelegene
Kloster, das damals auf den Berg verlegt wurde. Wenn es nun auch heisst,
dass diese Verlegung des Klosters bald nach der Erbauung der neuen Kirche
erfolgt sei, so ist es doch völlig ausgeschlossen, dass sie schon im Jahre 1108
vor sich gegangen ist. Kann schon die Vollendung des Kirchenbaus im Jahre
1108 mit Recht bezweifelt werden, so muss der Klosterbau auf dem Berge,
da er doch erst nach Fertigstellung des Kirchenbaues vorgenommen wurde,
notwendig später entstanden sein. Die späteren Urkunden entnommene Be-
zeichnung des Jakobsklosters hat Bodmann hier demnach einen bösen Streich
gespielt. Joannis (II, 807) schliesst seine Nachrichten über den Abt Burchardus
mit der Angabe, dass das Kloster unter diesem gewisse Weinberge zu Büdes-
heim und Güter zu Weilbach zum Geschenk erhalten habe. Dies gab Bod-
mann den Ansporn, in der vorliegenden Urkunde, die fehlende Unterlage
herbeizuschaffen. Die in der Urkunde vorkommenden Distriktsnamen sind
übrigens zum Teil nicht frei erfunden, sondern gehören, wenigstens teilweise,
der Rüdesheimer Gemarkung an. So kommen in dem Güterverzeichnis des
Klosters Rupertsberg von 1200 (Mrh. Urkb. II, 391) vor: „in der lachen-' =
 
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