Bach, Der Name Eltville
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deutschen Siedlungsnamen auf -stat, -stete annimmt, besonders deshalb, weil sie in
ihrem 1. Glied vielfach einen Personennamen aufweisen. Ein solcher steht aber auch
im Bestimmungswort von Namen wie Bär Stadt, Igstadt, f Bregstadt, Bier stadt, also in
Ortsnamen des in Frage stehenden rheinischen Raumes. Wenn aber stat „locus“ in
einer bestimmten Zeit mit altem stad „ripa“ dem Lautstand nach zusammengefallen
war, konnte Hochstat = Hochstad sehr wohl als Alta villa übersetzt werden.
Wer Ortsnamen zu deuten gedenkt, muß sich die verschiedenen Möglichkeiten,
die in Frage kommen, vergegenwärtigen und dann diejenige zu bestimmen versuchen,
der die größte Wahrscheinlichkeit zuzusprechen ist. Unter den hier angeführten
Deutungsmöglichkeiten für den Namen Eltville halte ich die zuletzt genannte für die
wahrscheinlichste. Dabei möchte ich nicht das Wort des Engländers Mawer12) vergessen,
der von jeder Namenerklärung forderte, sie möge eher ,,tentative and exploratory“
sein als „dogmatic or final“.
12) English Place-Name-Society. Publications I (1923) 2.
Das „Hochgrab44 und die Gruft Erzbischof Gerlachs von Nassau
(f 1371) in der Klosterkirche Eberbach i. Rhg. *)
Mit 2 Tafeln (vor dem Titelblatt u. nach S. 240) und 2 Textabbildungen
Von Hanno Hahn
Den Besucher der ehemaligen Zisterzienserabtei Eberbach fesselt beim Beginn
seines Rundganges zunächst der mächtige Raumeindruck der großen romanischen
Klosterkirche, deren Kahlheit noch heute, besonders ohne jedes Gestühl, von dem
strengen Geist ihrer Erbauer Zeugnis ablegt. Zu diesem Eindruck wollen die zahl-
reichen, z. T. prächtigen Grabsteine des 14., 15. und 16. Jh. nicht recht passen, die
heute, in nicht ursprünglicher Weise, in den Seitenschiffen und im Chor der Kirche
angebracht sind. Unter ihnen verdient die herrliche Grabplatte des Mainzer Dom-
sängers Eberhard vom Stein (f 1330) in der östlichsten der an das südliche Seitenschiff
der Kirche angebauten gotischen Kapellen besondere Beachtung als ein Hauptstück
der mittelrheinischen Plastik des 14. Jh. In zweiter Linie aber ist es das ebenfalls dem
14. Jh. angehörende, reiche, baldachinbekrönte Grabmonument an der Nordwand des
eigentlichen Altarraumes der Kirche, kurz „Hochgrab“ genannt, das die Forschung
seit Jahrzehnten beschäftigt. Es ist unvollkommen erhalten, und daher gehen über
seine ursprüngliche Form und Bestimmung, ja über den einstigen Standort innerhalb
der Kirche, die Meinungen weit auseinander.
Das Hochgrab. Der heutige Zustand (Taf. 19, 1) zeigt ein flaches Wandnischengrab
von 3,60 m Sockelbreite, dessen architektonische Rahmung nur 0,35 m vor die Nord-
wand des Presbyteriums vorspringt. (Zu beiden Seiten sind zwei rechteckige, gotische
Kredenznischen der älteren Chormauer eingebrochen, die linke mit einem zierlichen
Wimperg, die rechte ganz einfach gebildet.) Auf einem einfachen Unterbau von 1,14 m
Höhe ruht eine Tumba aus grauem, z. T. übermaltem Sandstein, die zwischen zwei
Löwen an den Ecken und einer Trägerfigur in der Mitte zwei Szenen der Passion
Christi (Auferstehung und Noli me tangere) in Hochrelief aufweist. Darüber erheben
sich drei viereckige, an den Kanten leicht abgefaste, diagonal gestellte Stützen, auf
denen, wie auf Stelzen, drei schlanke Bündelsäulen mit spätgotisch-prismatischen
Basen ruhen. Sie tragen das reiche, stark durchbrochene Maßwerk der mit Figuren,
Wimpergen und Fialen gezierten Baldachinbekrönung. Hinter den beiden Säulen-
arkaden der vorderen Ebene sind zwei figürliche Grabsteine in die Chorwand der
Kirche aufrecht eingefügt, die heute die Rückwand der ganzen Anlage bilden: rechts
die Platte des Mainzer Erzbischofs Gerlach v. Nassau (f 1371), in deutlicher An-
lehnung an die erwähnte Figur des Eberhard vom Stein, aber von schwächerer Hand
und fast körperlos gebildet; links die Grabplatte des erst 1475 verstorbenen Erzbischofs
Adolf v. Nassau, in der betont reichen Gewandbehandlung und vollen plastischen Auf-
*) Der vorliegende Aufsatz ist ein etwas erweitertes Kapitel der Dissertation des Verfassers über
„Die Kirche der Zisterzienserabtei Eberbach i. Rhg. und die romanische Ordensbaukunst der
Zisterzienser im 12. Jh.“ (Phil. Diss. Frankf./M. Mschr. 1953), deren Ergebnisse in Nass. Ann. 64,
1953 S. 113 ff. bereits resümiert wurden.
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deutschen Siedlungsnamen auf -stat, -stete annimmt, besonders deshalb, weil sie in
ihrem 1. Glied vielfach einen Personennamen aufweisen. Ein solcher steht aber auch
im Bestimmungswort von Namen wie Bär Stadt, Igstadt, f Bregstadt, Bier stadt, also in
Ortsnamen des in Frage stehenden rheinischen Raumes. Wenn aber stat „locus“ in
einer bestimmten Zeit mit altem stad „ripa“ dem Lautstand nach zusammengefallen
war, konnte Hochstat = Hochstad sehr wohl als Alta villa übersetzt werden.
Wer Ortsnamen zu deuten gedenkt, muß sich die verschiedenen Möglichkeiten,
die in Frage kommen, vergegenwärtigen und dann diejenige zu bestimmen versuchen,
der die größte Wahrscheinlichkeit zuzusprechen ist. Unter den hier angeführten
Deutungsmöglichkeiten für den Namen Eltville halte ich die zuletzt genannte für die
wahrscheinlichste. Dabei möchte ich nicht das Wort des Engländers Mawer12) vergessen,
der von jeder Namenerklärung forderte, sie möge eher ,,tentative and exploratory“
sein als „dogmatic or final“.
12) English Place-Name-Society. Publications I (1923) 2.
Das „Hochgrab44 und die Gruft Erzbischof Gerlachs von Nassau
(f 1371) in der Klosterkirche Eberbach i. Rhg. *)
Mit 2 Tafeln (vor dem Titelblatt u. nach S. 240) und 2 Textabbildungen
Von Hanno Hahn
Den Besucher der ehemaligen Zisterzienserabtei Eberbach fesselt beim Beginn
seines Rundganges zunächst der mächtige Raumeindruck der großen romanischen
Klosterkirche, deren Kahlheit noch heute, besonders ohne jedes Gestühl, von dem
strengen Geist ihrer Erbauer Zeugnis ablegt. Zu diesem Eindruck wollen die zahl-
reichen, z. T. prächtigen Grabsteine des 14., 15. und 16. Jh. nicht recht passen, die
heute, in nicht ursprünglicher Weise, in den Seitenschiffen und im Chor der Kirche
angebracht sind. Unter ihnen verdient die herrliche Grabplatte des Mainzer Dom-
sängers Eberhard vom Stein (f 1330) in der östlichsten der an das südliche Seitenschiff
der Kirche angebauten gotischen Kapellen besondere Beachtung als ein Hauptstück
der mittelrheinischen Plastik des 14. Jh. In zweiter Linie aber ist es das ebenfalls dem
14. Jh. angehörende, reiche, baldachinbekrönte Grabmonument an der Nordwand des
eigentlichen Altarraumes der Kirche, kurz „Hochgrab“ genannt, das die Forschung
seit Jahrzehnten beschäftigt. Es ist unvollkommen erhalten, und daher gehen über
seine ursprüngliche Form und Bestimmung, ja über den einstigen Standort innerhalb
der Kirche, die Meinungen weit auseinander.
Das Hochgrab. Der heutige Zustand (Taf. 19, 1) zeigt ein flaches Wandnischengrab
von 3,60 m Sockelbreite, dessen architektonische Rahmung nur 0,35 m vor die Nord-
wand des Presbyteriums vorspringt. (Zu beiden Seiten sind zwei rechteckige, gotische
Kredenznischen der älteren Chormauer eingebrochen, die linke mit einem zierlichen
Wimperg, die rechte ganz einfach gebildet.) Auf einem einfachen Unterbau von 1,14 m
Höhe ruht eine Tumba aus grauem, z. T. übermaltem Sandstein, die zwischen zwei
Löwen an den Ecken und einer Trägerfigur in der Mitte zwei Szenen der Passion
Christi (Auferstehung und Noli me tangere) in Hochrelief aufweist. Darüber erheben
sich drei viereckige, an den Kanten leicht abgefaste, diagonal gestellte Stützen, auf
denen, wie auf Stelzen, drei schlanke Bündelsäulen mit spätgotisch-prismatischen
Basen ruhen. Sie tragen das reiche, stark durchbrochene Maßwerk der mit Figuren,
Wimpergen und Fialen gezierten Baldachinbekrönung. Hinter den beiden Säulen-
arkaden der vorderen Ebene sind zwei figürliche Grabsteine in die Chorwand der
Kirche aufrecht eingefügt, die heute die Rückwand der ganzen Anlage bilden: rechts
die Platte des Mainzer Erzbischofs Gerlach v. Nassau (f 1371), in deutlicher An-
lehnung an die erwähnte Figur des Eberhard vom Stein, aber von schwächerer Hand
und fast körperlos gebildet; links die Grabplatte des erst 1475 verstorbenen Erzbischofs
Adolf v. Nassau, in der betont reichen Gewandbehandlung und vollen plastischen Auf-
*) Der vorliegende Aufsatz ist ein etwas erweitertes Kapitel der Dissertation des Verfassers über
„Die Kirche der Zisterzienserabtei Eberbach i. Rhg. und die romanische Ordensbaukunst der
Zisterzienser im 12. Jh.“ (Phil. Diss. Frankf./M. Mschr. 1953), deren Ergebnisse in Nass. Ann. 64,
1953 S. 113 ff. bereits resümiert wurden.