ihrer inneren und äufjeren Welt die Formen und den Inhalt erarbeiten, diel IDAS PE R S O N E N s FAH RZE U G
ihrem Wohlgefühlsftreben und ihren Idealvorftellungen entfprechen. Daranl |ALS AUSDRUCK DER KULTUR
mag jeder Einzelne, jedes Gemeinwefen, jeder Stamm nach feiner Weife,
aber aus dem gleichen Grundgefühl heraus mitarbeiten.
Dafj diefer neue Stil — um ihn handelt es fich — feine Verwirklichung zuerft im
Städtebau und Wohnungswefen fucht, entfpringt der harten Notwendigkeit,]
da gerade hier Zeitnöte drängen, deren Befeitigung keinen Auffchub duldet.
Unter dem Druck ungeheurer wirtfchaftlicher Not,gefundheitlichen und fittlichen I
Zerfalls find auf diefem Teilgebiete der Kultur die taftenden Verfuche, die
Reformideen, die ebenfo zahlreich wie unfruchtbar über das letjte Menfchen-
alter hinwegfluteten, durch praktifche Geffaltungen abgelöff worden, die, mag
man fie verfpotfen oder begrüfjen, doch einen Wirklichkeif gewordenen Aus-
druck einer neuen Zeit darfteilen. Letjte Löfung jetjt fchon zu verlangen, hiefje
frühreife oder Früchte vor der Reife brechen zu wollen. Ein neuer Stil als|
äufjerer Ausdruck einer neuen tiefen Seelenwandlung braucht eine Zeit ge-
duldigen Wachstums bis zu feiner Vollendung. Dem Einzelnen bleibt nur diel
Mitarbeit an dem Durchbruch der neuen Geffaltungen auf allen Kulturgebieten,! I *ild^-ostasiatische RiK$cha.Menfchen-
3 i ■ ■ kraft iff billig, des Lebens Tempo langfamer
eine Mitarbeit, die bis ins Letjte hinein ehrlich, wahr und entfchloffen fein! | als im modernen Werten,
mufj, wenn fie mehr fein und wirken foll, als eine fchillernde intellektuelle|
Seifenblafe.
Wenn diefem Streben ein Ausdrucksorgan als geiftiger Treffpunkt aller Streiter I
und Arbeiter im Dienfte des neuen Formungswillens in Frankfurt a. M. ge-
fchaffen wird, fo fei feine Entftehung als ein Zeugnis der geiftigen Jugendfrifche
und des tatkräftigen Lebenswillens freudig begrüfjf. Möge es tiefe Furchen
ziehen im alten Kulturboden diefer Stadt und die kräftige Zugluft einer neuen |
Zeit auffrifchend und aufrüttelnd über ihn hinweggehen.
Bild 3. PRACHTKAROSSE UM 1750. Reichtum
und Luxus der herrichtenden Klaffe beein-
Hüffen ihre Verkehrsmittel.
Aus: Hirth's Formenfchatj.
DAS NEUE FRANKFURT
Die GrofjftadtalsBrennpunktmenfchlicher Siedlung fpiegelt klar den jeweiligen
Kulturftand eines Volkes. Schneller als auf dem fchwach befiedelfen flachen
Lande pulfiert dort der Strom des Lebens, deutlicher heben fich Licht- und
Schatten feiten alles Gefchehens voneinander ab. Babylon, Theben, Alexandria, |
Karthago undByzanz, Pafalipufra, Bagdad und Granada bedeuten uns eben-
foviele in fich gefchloffene Kulturkomplexe. Anders heute. Nicht länger können
wir, nennen wir eine moderne Grofjftadt, von ihr mit gleichem Rechte als der
Repräfentantin parallel gerichteten Gefchehens auf den Gebieten der Wirt-
fchaft und Technik, der Wiffenfchaft und Kunft fprechen, denn das Geftaltungs-
wefen auf den verfchiedenen Gebieten menfchlicher Kultur hatte fich im letjten L
..... I Bild 4. FRANKFURTER DROSCHKE imAusfter-
Jahrhundert, felbft innerhalb gleichftämmiger Vöfker, verwirrt, wie einlt die| | ben begriffen; das Pferd weicht dem Auto.
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ihrem Wohlgefühlsftreben und ihren Idealvorftellungen entfprechen. Daranl |ALS AUSDRUCK DER KULTUR
mag jeder Einzelne, jedes Gemeinwefen, jeder Stamm nach feiner Weife,
aber aus dem gleichen Grundgefühl heraus mitarbeiten.
Dafj diefer neue Stil — um ihn handelt es fich — feine Verwirklichung zuerft im
Städtebau und Wohnungswefen fucht, entfpringt der harten Notwendigkeit,]
da gerade hier Zeitnöte drängen, deren Befeitigung keinen Auffchub duldet.
Unter dem Druck ungeheurer wirtfchaftlicher Not,gefundheitlichen und fittlichen I
Zerfalls find auf diefem Teilgebiete der Kultur die taftenden Verfuche, die
Reformideen, die ebenfo zahlreich wie unfruchtbar über das letjte Menfchen-
alter hinwegfluteten, durch praktifche Geffaltungen abgelöff worden, die, mag
man fie verfpotfen oder begrüfjen, doch einen Wirklichkeif gewordenen Aus-
druck einer neuen Zeit darfteilen. Letjte Löfung jetjt fchon zu verlangen, hiefje
frühreife oder Früchte vor der Reife brechen zu wollen. Ein neuer Stil als|
äufjerer Ausdruck einer neuen tiefen Seelenwandlung braucht eine Zeit ge-
duldigen Wachstums bis zu feiner Vollendung. Dem Einzelnen bleibt nur diel
Mitarbeit an dem Durchbruch der neuen Geffaltungen auf allen Kulturgebieten,! I *ild^-ostasiatische RiK$cha.Menfchen-
3 i ■ ■ kraft iff billig, des Lebens Tempo langfamer
eine Mitarbeit, die bis ins Letjte hinein ehrlich, wahr und entfchloffen fein! | als im modernen Werten,
mufj, wenn fie mehr fein und wirken foll, als eine fchillernde intellektuelle|
Seifenblafe.
Wenn diefem Streben ein Ausdrucksorgan als geiftiger Treffpunkt aller Streiter I
und Arbeiter im Dienfte des neuen Formungswillens in Frankfurt a. M. ge-
fchaffen wird, fo fei feine Entftehung als ein Zeugnis der geiftigen Jugendfrifche
und des tatkräftigen Lebenswillens freudig begrüfjf. Möge es tiefe Furchen
ziehen im alten Kulturboden diefer Stadt und die kräftige Zugluft einer neuen |
Zeit auffrifchend und aufrüttelnd über ihn hinweggehen.
Bild 3. PRACHTKAROSSE UM 1750. Reichtum
und Luxus der herrichtenden Klaffe beein-
Hüffen ihre Verkehrsmittel.
Aus: Hirth's Formenfchatj.
DAS NEUE FRANKFURT
Die GrofjftadtalsBrennpunktmenfchlicher Siedlung fpiegelt klar den jeweiligen
Kulturftand eines Volkes. Schneller als auf dem fchwach befiedelfen flachen
Lande pulfiert dort der Strom des Lebens, deutlicher heben fich Licht- und
Schatten feiten alles Gefchehens voneinander ab. Babylon, Theben, Alexandria, |
Karthago undByzanz, Pafalipufra, Bagdad und Granada bedeuten uns eben-
foviele in fich gefchloffene Kulturkomplexe. Anders heute. Nicht länger können
wir, nennen wir eine moderne Grofjftadt, von ihr mit gleichem Rechte als der
Repräfentantin parallel gerichteten Gefchehens auf den Gebieten der Wirt-
fchaft und Technik, der Wiffenfchaft und Kunft fprechen, denn das Geftaltungs-
wefen auf den verfchiedenen Gebieten menfchlicher Kultur hatte fich im letjten L
..... I Bild 4. FRANKFURTER DROSCHKE imAusfter-
Jahrhundert, felbft innerhalb gleichftämmiger Vöfker, verwirrt, wie einlt die| | ben begriffen; das Pferd weicht dem Auto.
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