Bild 29. SIEDLUNGEN AN DEN NIDDA*
TALHÄNGEN VON FRANKFURT A. M.-
PRAUNHEIM. Moderne Bauwirtfchaft
drängt zur radikalen Durchführung des
Typenbaues.
treten im anbrechenden Zeitalter auseinander: Menfch und Mafchine, Seelen-
leben und mechanisiertes Tagewerk, freie und angewandte Kunft. Jetzt erst,
im Rahmen einer Baukunft, die nicht felbft Gewicht und Plaftik fondern Raum
und Grenzen geben möchte, Kanten und wunderbar klare Flächen, fcheinen
die fchönen Werke der neueften Malerei und Plaftik erft ihren Reichtum voll
entfalten zu können. Damit ift nicht gemeint jene gegenftandlofe Bildnerei,
die fich in Flächen und Formenmufik ergeht. Wir halten fie mehr für eine faft
lehrhafte Demonftration — wenn auch eine fein empfundene — des neuen
rhythmifchen Erlebens, der neuen Phyfik der Seele. Die eigentliche Malerei
und Plaftik werden fortfahren „idealifche Natur", d. h., leibhaftiges Menfchen-
tum und Landfchaft zu bilden und auf diefe Weife die Welt um immer neue
Bezirke bereichern. So wird die freie Kunft vielleicht jetjt erft wieder volle
Gelegenheit finden, zu klaffifcher Blüte aufzuzeigen. Für uns fteht fie trotj des
Kinematografen und mächtiger Reproduktionsverfahren am Anfang, nicht
am Ende.
Die abftrakte Form der neuen Baukunft gibt endlich auch den Menfchen und
allen organifchen Lebewefen, Tieren, Bäumen, Sträuchern befonders aber auch
den Blumen ihren ganzen befeelten Erfcheinungsreichtum zurück. In einem
Renaiffance- oder Barockmilieu war der Menfch halb erftickt, halb überfchrieen
von Formen, die — ihm nachgebildet — mit feiner Erfcheinung wetteiferten,
I ihn umftellten und ihm von allen Seiten nahe auf den Leib rückten. Im neuen
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TALHÄNGEN VON FRANKFURT A. M.-
PRAUNHEIM. Moderne Bauwirtfchaft
drängt zur radikalen Durchführung des
Typenbaues.
treten im anbrechenden Zeitalter auseinander: Menfch und Mafchine, Seelen-
leben und mechanisiertes Tagewerk, freie und angewandte Kunft. Jetzt erst,
im Rahmen einer Baukunft, die nicht felbft Gewicht und Plaftik fondern Raum
und Grenzen geben möchte, Kanten und wunderbar klare Flächen, fcheinen
die fchönen Werke der neueften Malerei und Plaftik erft ihren Reichtum voll
entfalten zu können. Damit ift nicht gemeint jene gegenftandlofe Bildnerei,
die fich in Flächen und Formenmufik ergeht. Wir halten fie mehr für eine faft
lehrhafte Demonftration — wenn auch eine fein empfundene — des neuen
rhythmifchen Erlebens, der neuen Phyfik der Seele. Die eigentliche Malerei
und Plaftik werden fortfahren „idealifche Natur", d. h., leibhaftiges Menfchen-
tum und Landfchaft zu bilden und auf diefe Weife die Welt um immer neue
Bezirke bereichern. So wird die freie Kunft vielleicht jetjt erft wieder volle
Gelegenheit finden, zu klaffifcher Blüte aufzuzeigen. Für uns fteht fie trotj des
Kinematografen und mächtiger Reproduktionsverfahren am Anfang, nicht
am Ende.
Die abftrakte Form der neuen Baukunft gibt endlich auch den Menfchen und
allen organifchen Lebewefen, Tieren, Bäumen, Sträuchern befonders aber auch
den Blumen ihren ganzen befeelten Erfcheinungsreichtum zurück. In einem
Renaiffance- oder Barockmilieu war der Menfch halb erftickt, halb überfchrieen
von Formen, die — ihm nachgebildet — mit feiner Erfcheinung wetteiferten,
I ihn umftellten und ihm von allen Seiten nahe auf den Leib rückten. Im neuen
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