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Wichert, Fritz: Erziehung zur Zeichenkunst
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0101
gebären wie den Bamberger Reiter, oder myftifch glühende Glaubensland-
fchaften wie den Ifenheimer Altar. Vielleicht wird ein Teil der Menfchheit
infolge der eintretenden Mechanifierung foweit veröden, dafj ihm der Um-
gang mit den Wefen aus der Schöpferhand des Künftlers nichts mehr bedeutet.
Der andere Teil aber wird um fo heftiger nach kompenfierenden Erfcheinun-
gen verlangen. Deshalb glauben wir, dafj auch die Kunft nicht untergeht.
An unferer Kunftfchule wird noch immer gezeichnet. Wie in alter Zeit be-
trachten wir die Fähigkeit des Darftellens, der künftlerifchen Verwirklichung
mit Stift, Feder oder fonft einem Darftellungsmittel als unentbehrlichen Be-
standteil der Erziehung von Geftaltern. Nur ift die Aufgabe heute geklärter.
Früher bot man dem jungen Künftler einen Stil, die Art des Meifters, die Art
der Zeit. Es war nicht weiter fchwer, fich folche Prozeduren und Anfchauungen
anzueignen. Sie dienten als Krücken, bis man glaubte, auf eigenen Beinen
vorwärtskommen zu können.
Heute ift die grofje Forderung der Zeit, Anfchauung zu bilden, Stil zu finden,
und fo mufj es das Beftreben des akademifchen Lehrers fein, vorhandene
Geftaltungsweifen nach Möglichkeit zurücktreten zu laffen und feine Erziehung
fo anzulegen, dafj der junge Künftler fich felbft zu finden lernt.
Das Wefen des Künftlers find Berührungsintenfität und bauende Kraft, die
Bürgfchaft der Ausdrucksechtheit ift Wahrhaftigkeit. Wo künftlerifcher Funke
fich zeigt, da ift zunächft dies befondere Verhältnis zur gefamten Erfcheinungs-
welt: ein heifjes mit Ehrfurcht und Staunen gepaartes Strömen des Herzens,
der Sinne, desWefens vom Menfchen fort zu den Gegenftänden hin. Diefer
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fchaften wie den Ifenheimer Altar. Vielleicht wird ein Teil der Menfchheit
infolge der eintretenden Mechanifierung foweit veröden, dafj ihm der Um-
gang mit den Wefen aus der Schöpferhand des Künftlers nichts mehr bedeutet.
Der andere Teil aber wird um fo heftiger nach kompenfierenden Erfcheinun-
gen verlangen. Deshalb glauben wir, dafj auch die Kunft nicht untergeht.
An unferer Kunftfchule wird noch immer gezeichnet. Wie in alter Zeit be-
trachten wir die Fähigkeit des Darftellens, der künftlerifchen Verwirklichung
mit Stift, Feder oder fonft einem Darftellungsmittel als unentbehrlichen Be-
standteil der Erziehung von Geftaltern. Nur ift die Aufgabe heute geklärter.
Früher bot man dem jungen Künftler einen Stil, die Art des Meifters, die Art
der Zeit. Es war nicht weiter fchwer, fich folche Prozeduren und Anfchauungen
anzueignen. Sie dienten als Krücken, bis man glaubte, auf eigenen Beinen
vorwärtskommen zu können.
Heute ift die grofje Forderung der Zeit, Anfchauung zu bilden, Stil zu finden,
und fo mufj es das Beftreben des akademifchen Lehrers fein, vorhandene
Geftaltungsweifen nach Möglichkeit zurücktreten zu laffen und feine Erziehung
fo anzulegen, dafj der junge Künftler fich felbft zu finden lernt.
Das Wefen des Künftlers find Berührungsintenfität und bauende Kraft, die
Bürgfchaft der Ausdrucksechtheit ift Wahrhaftigkeit. Wo künftlerifcher Funke
fich zeigt, da ift zunächft dies befondere Verhältnis zur gefamten Erfcheinungs-
welt: ein heifjes mit Ehrfurcht und Staunen gepaartes Strömen des Herzens,
der Sinne, desWefens vom Menfchen fort zu den Gegenftänden hin. Diefer
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