Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung (1.1926/1927)

Weitgehende Verwendung von Gas im Haushalt wurde durch ein Modell
eines vollftändig durch Gas verforgten Einfamilienhaufes vor Augen geführt.
Auf das wichtige Kapitel guter Beleuchtung im Haufe wurde auf der Aus-
heilung mit befonderer Sorgfalt eingegangen. Wieviel Geld kann allein
durch richtige Wahl von Tapeten, die die Leuchtkraft erhöhen, gefparf wer-
den ! Wie wichtig ift es für die Gefundheit der Familie, dafj die Frauen, die
ja die Mehrzahl der Käufer darfteilen, auf richtige und lichttechnifch einwand-
freie Arbeitslampen verwiefen werden, und nicht gedankenlos immer noch
die kleinen, verzierten Stehlampen mit dem dunklen ftaubfammelnden Sei-
denfchirmchen kaufen.

Es find häufig die lächerlichften Urfachen, weshalb wir uns mit fchlechtge-
formten Dingen umgeben follen. So (teilt z. B. eine grofje Lampenfabrik,
deren Lager nur in gefchmacklofen und unpraktifchen Lampen befteht, min-
derwertige Modelle her, die für ihren grofjen Export nach Indien verlangt
werden, während der geringe Abfafj im Inland Anfertigung neuer guter
Modelle nicht rentabel macht.

Sollen wir unfer Geld dafür ausgeben und unfere Augen dafür verfchlech-
tern, dafj in den indifchen Kolonien hiefige Lampen bezogen werden?
Hier wie in allem ift es Sache der Allgemeinheit, befonders der Frauen, nicht
alles, was auf den Markt kommt, gedankenlos hinzunehmen, auch nicht das,
was ihnen augenblicklich fchön erfcheint zu wählen, fondern auf Zweckmäßig-
keit und fechnifch einwandfreie Qualität zu prüfen.
Hierfür follte diefe Ausftellung den Blick (chärfen.

DIE NEUE WOHNUNG UND DER HAUSRAT . ,, ,

Angefichts der Errungenfchaften des XX. Jahrhunderts, die uns täglich um-
geben, die unfer Leben ganz neu geformt haben und unfer Denken und Tun
neu beftimmten, wird es breiten Kreifen klar, dafj auch das Haus in feinem
Aufbau und feiner Konftruktion diefelbe Wandlung durchmachen mufj wie
etwa die Poftkutfche zur Eifenbahn, Auto und Luftfchiff, der Spiegeltelegraf
zum Radio, die alte Handwerkerwerkftatt zur Fabrik und das ganze Arbeifs-
und Wirtfchaftsleben vergangener Zeiten zu dem unferes Jahrhunderts. Es
leuchtet jedem, der nur überhaupt über diefe Dinge nachdenkt, ein, dafj das
giebelige Patrizierhaus der Goethezeit zu Fabrik- und Bahnhofshallen,
Strafjenbahn und Schreibmafchinen nicht mehr pafjt. Sachlich, klar und voll
neuer Schönheit werden die Häufer aus dem Geift unferer Zeit geftaltet.
Man ift bemüht, die Anzahl der Räume, ihre Höhe und Gröfje, ihre Anord-
nung und Ausftatfung aufs zweckentfprechendfte mit den finanziellen, wirf-

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