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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Kaufmann, E.: Das flache Dach in der Vorkriegszeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0238

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DAS FLACHE DACH IN DER VORKRIEGSZEIT

Von E. Kaufmann, städt. Baurat, Frankfurt a. M.

Einem unbefangenen Beobachter müßte es eigentlich verwunderlich erfcheinen,

warum von der Anwendung des flachen Daches in der neueren Architektur

fo viel Aufhebens gemacht wird; denn die Verwendung der flachen Dächer

ift durchaus keine Neuerung, fondern in der Architektur bereits feit langem

heimifch. Es ift in diefem Heft an anderer Stelle wiederholt darauf hinge-

wiefen worden, daß feit der Renaiffance in zunehmendem Maße das Be-

ftreben beobachtet werden kann, den horizontalen oberen Abfchlufj der

Gebäude zu verwirklichen und dafj Techniken für diefe älteren Flachdächer

ausgebildet wurden, die bereits mehrere Jahrhunderte überdauert haben.

Die wichtigften dieferTechniken find die Metalleindeckungen. Bei Anwendung

in genügender Stärke und bei richtiger Konftruktion hat felbft das Zinkblech,

das am ftärkften der Korrofion ausgefegt ift, eine ziemlich lange Lebensdauer.

Verwendet man Blei oder gar Kupfer, fo erhöht fich diefe Lebensdauer noch

fehr viel mehr, und es gibt noch immer auch in Deutfchland einige Beifpiele Biidi9:ZlNKABDECKUNGaufdemFrankfurter
... , . , , , , ... = r, Opernhaus aus den Achtziger Jahren

von Nupterbedachungen aus dem 18. Jahrhundert, die truher logar außer-
ordentlich zahlreich waren, aber leider während des Krieges zum grofjen Teil
geopfert wurden.

Flache Abdeckungen aus Pappen und mit geeigneten Klebemitteln getränkten
und geftrichenen mehrfachen Papierlagen haben gleichfalls fchon ein ver-
hältnismäßig hohes Alter. So wurde das Holzzementdach zum erften Male in
Schlefien im Jahre 1839 ausgeführt und hat im Verlaufe des 19. Jahrhunderts
eine außerordentlich große Verbreitung gefunden. Diefes Dach, das bekannt-
lich im wefentlichen aus einer vierfachen Papierlage beftand, deren einzelne
Schichten untereinander mit dem fogenannten „Holzzement" verbunden
wurden, erhielt in der Regel als Überlage eine befchwerende und fchürjende
Kiesfchicht von 6-10 cm Stärke. Gegen die Rinne zu wurde diefe Kiesfchicht
durch eine fogenannte Kiesleifte abgefchloffen, die anfangs aus Holz und
fpäter aus ftarkem Zinkblech hergeftellt wurde. Diefes Zinkblech war der
wunde Punkt bei der ganzen Konftruktion, weil es in der Regel fpäteftens
nach zwei Jahrzehnten erneuerungsbedürftig wurde. Abgefehen von diefen
in größeren Abftänden notwendigen Reparaturen lagen die Dächer, falls gut
und richtig konfluiert, mitunter 40-50 Jahre völlig intakt. Die beigefügten Ab-
bildungen aus Frankfurt a. M. zeigen folche Dächer, die bereits ein verhält-
nismäßig hohes Lebensalter erreicht haben und fo gut wie keine Unterhaltungs-
koften erforderten. Es muß immer wieder darauf hingewiefen werden, wie weit
verbreitet das flache Dach in der Vorkriegszeit bei uns gewefen ift, wie es faft
bei allen jenen bürgerlichen Miethäufern der 90 er Jahre und des 1. Jahrzehnts
unferes Jahrhunderts angewendet wurde, die aus einer falfchen Romantik Bild 20: Terrasse am Frankfurter Schauspiel:

. . . c . c .. , , ... r i i i i- i haus. Terrassenplatten auf Siebel'scher Bleiiso

heraus zwar nach der otraße ein Steildach vortaulchten, aber die wegen der Herung. Massivdecke. 1902

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