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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Trambauer, Fritz: Das flache Dach im Industriebau
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0255

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Was die technifch-wirtfchaftliche Seite des Problems anlangt, fo weife ich
darauf hin, dafj die Verwendung des flachen Daches bei Induftriebauten
fchon feit Dezennien gebräuchlich ift. In den Werken, deren Bauabteilung
ich vorftehe, befinden fich flache, mit Perlkiespappe gedeckte Dächer, die
feit faft 2 Jahrzehnten keinerlei Reparatur erforderten, obwohl die chemifche
Befchaffenheit der Luft an die Haltbarkeit befondere Anforderungen ftellt.
Ob allerdings flache Dächer, die, wie das vielfach in neueren Siedlungen
üblich ift, zum Begehen durch die Inwohner der Häufer beftimmt find und
infolgedeffen mechanifch befonders beanfprucht werden, die gleiche Halt-
barkeit aufweifen werden, wie diefe normalerweife nicht begangenen Dächer,
möchte ich in Frage ftellen. Als eine Vorausfetjung für die Bewährung von
flachen Dächern befrachte ich ferner die Möglichkeit, dafj Regen-und Schmelz-
waffer ungehindert abfliegen kann. Konftruktionen, wie fie bei einzelnen
Häufern der Weifjenhof-Siedlung in Stuttgart beobachtet werden können,
bei welchen die Dachneigung von den Umfaffungen her allfeitig nach der
Mitte des Haufes gerichtet ift und das Regenwaffer über einen Siebroft durch
eine im Innern des Haufes herabgeführte Leitung abgeleitet wird, halte ich
prinzipiell für verfehlt.

Die Wärmeifolierung des flachen Daches ift bei entfprechender Ausführung
eine fehr gute. Unter meiner Oberleitung wird z. Zt. eine Siedlung von
92 Wohnungen mit flachen Dächern gebaut, bei denen die Dachfläche aus
einer 17 cm ftarken Bimsbetondecke zwifchen Eifenträgern befteht, die mit
5 cm ftarken Zellenbefonplatten abgedeckt ift. Auf diefen Platten liegt eine
2 cm ftarke Mörtelausgleichfchicht mit Cerefitzufatj und ein doppellagiges
Perlkiesdach. Die Wärmeifolationsfähigkeit diefes Daches gegenüber einem
30% geneigten Satteldach aus Falzziegeln auf Lattung, unter dem fich eine
Holzbalkendecke in der üblichen Ausführung (Stückhölzer mit Lehm und Sand
überdeckt, rauhe Bodenriemen, Deckenputj auf Holzlatten und Doppelrohr-
matten) befindet, wurde vom Forfchungsheim für Wärmefchutj in München
begutachtet. Diefes Inftitut kam dabei zu dem Refultat, dafj das flache Dach
in der erwähnten Ausführung im Wärmefchutj einer Vollziegelinnenmauer
von 95V2 cm Stärke gleichkommt, während das Falzziegeldach mit Holzge-
bälkdecke im Wärmefchutj nur einer folchen Mauer von im Mittel etwa 66 cm
Stärke entfpricht.

Dafj das flache Dach auch eine Koftenerfparnis möglich macht, geht daraus
hervor, dafj bei der Ausführung der vorher erwähnten Wohnungen durch
Verwendung des flachen Daches gegenüber einem Satteldach eine Erfparnis
von etwa Mk. 43000.— oder pro cbm umbauten Raumes von Mk. 1.40 zu
erzielen war, was eine Verbilligung der Miete um 7Vs°/o möglich machte.

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