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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0027
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— 20 —

1) Fol. 33b. Vor dem 27. Psalm, der Herr einen vor ihm sitzenden Mann segnend;
innerhalb eines D.

2) Fol. 36 b. Vor dem 39. Psalm, der königliche Sänger mit der Linken den
Mund schliessend, die Rechte auf die Brust legend; ebenfalls innerhalb eines D (vgl. Nr. 20
in Sal. IX, 5).

3) Fol. 39a. Vor dem 53. Psalm, David baarhäuptig in sehr verrenkter Stellung,
mit der Rechten paukend, mit der Linken eine Flöte haltend; abermals innerhalb eines D.

4) Fol. 44a. Vor dem 81. Psalm, oben ein Posaunenbläser, darunter drei singende
Männer lebhaft gestikulirend; innerhalb eines (JE.

5) Fol. 47a. Vor dem 96. Psalm, zwei singende Mönche vor einem Pulte mit
dem Chorbuche stehend; innerhalb eines C.

6) Fol. 50a. Vor dem 110. Psalm, Krönung Mariae durch Christus; innerhalb eines D.
Der hintere Theil der Handschrift enthält nur noch zu Beginn der Interpre-

tationes nom. hebr. auf fol. 57a einen reichern Zierbuchstaben trefflichster Ausführung.

Die stilistische und technische Verwandtschaft dieser Bildchen und Buchstaben
mit denen in unserm französischen Brevier (Sal. IX, 51) ist abermals eine Unleugbare:
dieselbe Mimik, dieselben Gesten und Stellungen (vgl. Sal. IX, 51, fol. 18 3b mit unserm
Bildchen auf fol. 50a), dieselben Farben und technischen Eigentümlichkeiten. Wir finden
die rothen Tupfen in den Gesichtern wieder, ebenso wie das nachträgliche Einzeichnen
der Falten- und Schattenstriche u. dergl. m. Nur der Goldgrund ist bis auf einen Fall
(fol. 36a) vermieden, und statt dessen farbiger (purpurner oder blauer) Grund mit einge-
zeichneten rauten- und sternförmigen Mustern beliebt worden. Auch eine drolerie ist zu
verzeichnen in Gestalt eines lustig krähenden Hahnes, welcher auf dem C (fol. 47a)
sitzend den Gesang der andächtig psalmirenden Mönche begleitet. Schliesslich finden sich
sogar bei den Ausläufern des ersten Bilderbuchstabens die oben als charakteristisch bezeich-
neten dornenartigen Spitzen. Trotzdem scheint uns auch hier die Annahme französischen
Ursprunges nicht unbedingt erforderlich, zumal auch eine auf fol. 47a bei den Bilder-
buchstaben befindliche gleichzeitige Eintragung in deutscher Sprache verfasst ist. Eine
Notiz des XV. Jahrhunderts auf dem hintern Deckelblatte besagt ausserdem: Liber iste est
mihi obligatus a fratre Ilego-encino, worunter der übliche Eintrag: Liber sancte Marie in
Salem. Am nächsten würde es also liegen, die Schreibstube dieses Klosters selbst als
Ursprungsstätte auch dieser Handschrift zu betrachten. Vergleichen wir damit aber die
bereits besprochenen Erzeugnisse des Salemer scriptorium (Sal. X, 10 und IX, 39), so verliert
diese Annahme sowohl im Hinblick auf mancherlei technische Eigenthümlichkeiten wie auf den
verschiedenen Stilcharakter der Initialen an Wahrscheinlichkeit. Die Salemer Handschriften
zeigen im XIII. und, Wie wir sehen werden, auch noch im folgenden Jahrhundert ein bestimmtes
Festhalten an der einheimischen Initial-Ornamentik, als deren besonders charakteristische
Frzeugnisse wir wiederholt schon die Zierbuehstaben unseres Liber Scivias bezeichnet haben.
 
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