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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0076
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— 69 —

Mennig verwendet. Im Stil dieser Anfangsbuchstaben zeigt sieb die ganze Zerfahrenheit
und Charakterlosigkeit der späten byzantinischen Initial-Ornamentik, die wir bereits in
unserer Plutarch-Handschrift des XII. Jahrhunderts (s. Theil I, S. 74) kennen gelernt haben.
So sehen wir gleich zu Anfang auf fol. 156 zwei Initialen (D, nach ähnlich strengen Grund-
sätzen componirt, wie die betreffenden Buchstaben in unsenn Liber Scivias und der
Expositio Psalmoruin (s. Bd. I, 106 und 108, sowie Tafel XVII und XVIII), während
die gleich darauf folgenden in einem an die deutsche Initial - Ornamentik der Blüthezeit
schwach anklingenden Stile gezeichnet sind, von fol. 167 bis 170 aber das ornithoidische
Element ausschliesslich herrscht Häufige Wiederholungen desselben Initials kennzeichnen
den Mangel an Phantasie und Uebung. Gut componirt, wenn auch ungeschickt gezeichnet,
ist die Kopfleiste auf fol. 191a, welche wahrscheinlich in direkter Anlehnung an ein antikes
Füllungs-Ornament entstanden ist.

Den Schluss des Bandes bilden die Hecuba des Euripides und des Kleomedes
xuk\i>c^ $sw$(»y auch diese beiden unvollständig und ohne Verzierungen, mit Ausnahme
einer ungefähren Wiederholung der vorerwähnten Kopfleiste zu Beginn des letztgenannten
Werkes auf fol. 248a. Ausserdem sind einige wenige geometrische Figuren auf den Rand
gezeichnet.

Auf einer nicht höheren Stufe künstlerischer Verzierung steht eine zweite griechische
Handschrift aus dieser Zeit:

XXIX. Cod. Pal. Gr. 45

ein Sammelband*) von 2o4 Pergament-Blättern (157 X 225 mm), welcher durch seine
Schoben zur Odyssee und der Batrachomyomachia literarisch von grossem Werthe ist.
An künstlerischer Ausstattung enthält er nur die üblichen Initialen und Zierleisten
zu Beginn und Schluss der Haupt-Abschnitte. Auffälliger Mangel an Erfindung und
Schönheitssinn charakterisiren auch diese in schmutzigen, besonders blauen und rothen
Tönen gehaltenen kalligraphischen Leistungen. Die in der vorbeschriebenen Handschrift
näher gekennzeichnete Verschiedenheit der Formgebung hat einer starren Einförmigkeit
Platz gemacht, und mit ganz vereinzelten Ausnahmen (fol. 8b und 39b) sind alle Initialen
in der Weise gebildet, dass der aus blauen, rothen oder abwechselnd blauen und l-othen
Stäben zusammengesetzte Buchstabenkörper übereinstimmend von anders gefärbten Stäben,
welche nicht selten in Schlangen- oder Drachenköpfe endigen, spiralförmig umwunden wird.
Häufig läuft dabei der eine oder andere Schenkel in schwere rankenartige Schnörkel
aus. Thiermotive, welche bei den Initialen des Pal. Gr. 18 eine gewisse Rolle spielten,
kommen nur mehr ganz vereinzelt und schüchtern vor, wie z. B. an dem (D auf fol. 25b.
Bei den zahlreich eingefügten Zierleisten ist dagegen innerhalb der Motive der Verknotung,

*) Vgl. Stevenson a. a. ü. ug. 24-
 
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