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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0088
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— 81 —

mit einer solchen Verzierung bei dem ersten Buchstaben p (auf fol. la) gemacht worden
ist, lässt den Verzicht auf dieses Beiwerk erklärlich scheinen. Künstlereinfälle fehlen
ganz. Die zahllosen kleinen einfarbigen Anfangsbuchstaben vor den Columnen mit ihren
langen Schnörkeln und Ausläufern verrathen eine ungemeine Hebung und Sicherheit der
Hand. Die nahe Verwandtschaft mit den oben erwähnten Handschriften äussert sich auch in
dem Vorkommen der Doppel-Umrahmung (s. oben S. 8), welche, ursprünglich wenigstens,
die Tradition eines bestimmten scriptorium zur Voraussetzung hat.

Von besonderem Interesse, aber lediglich in Folge seiner Herkunft, ist ferner:

XXXIV. Cod. Sal. IX, .:}()

ein Sammelband in Folio (149 Blatt von 323 X 235 mm), der ffeiligengeschichten, Wunder-
erzählungen, Homilien, Hymnen u. dergl. enthält und (Ut Schlussnotiz zufolge von einem
Mönche Hugo in Salem für sein Kloster geschrieben worden ist. Wir haben also hier
abermals ein sicheres Erzeugniss der Sehreibschule der alten Reichsabtei vor uns, das
ihr aber weder in der Schrift noch in der Ausstattung besondere Ehre macht. Es enthält
nur ein einziges, noch dazu recht missglücktes mehrfarbiges initiale zu Beginn der vita
Sancti Thomae Cantuarensis (auf fol. 1!l), im Uebrigen derbe einfarbige Majuskeln mit
andersfarbigen flotten Schnörkeln.

Eine besondere Abtheilung bilden wiederum die Singbücher, von denen für
uns als wichtigstes zu bezeichnen ist:

8

XXXV. Cod. Sal. IX, 52

ein Liber hymnorum et canticorum in Quart (175x250 mm), gleichfalls aus der Sehreib-
stube des Klosters Salem stammend und sicher datirt. Auf der Rückseite des Vorsatz-
blattes findet sich nämlich folgende Eintragung: Anno doniini MÖCöLXXTV scriptus est
liber iste in honorem beatae et gloriosissimae virginis Marine a fi-atre Folrico dicto Satler
de Urach monacho in Salem per proeurafionem fratris Alberti de Uoedorf tarne cantoris
ibidem. Die- künstlerische Ausstattung besteht nur aus den bekannten grösseren und klei-
neren, zwei- oder dreifarbigen gothisehen Initialen mit Schnörkel-Umrahmungen in Roth,
Blau oder Grün. Die Strichführung verräth eine in derlei Verzierungen nicht sonderlieh
geübte Hand. Hier und da versucht der Zeichner, aus eigener Phantasie etwas hinzu-
zuthun und den Buchstabenkörper durch Einzcichnung von Fischen, Vögeln u. dergl zu
beleben. Wie wenig glücklich er aber dabei verfahren ist, zeigt ein Blick z. B. auf
fol. 30a, woselbst innerhalb eines 5 ein Karpfen, der einen .Menschenkopf im Maule hält,
dargestellt ist, Aehnlich sind auf foi. ■>?>*> ein Hase, fol. 25'' ein Drache, fol. 52» Ull(|
fol. 55a je ein Phantasie!-Ungeheuer, halb Mensch, halb Thier, fol. 77h zwei sich mit den
Köpfen berührende Karpfen, foL 92b zwei Vögel, sowie auf fol 109* .ein Fabelthier mehr

üeehelhäuser. 11
 
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