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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0032
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— 25 —
Das zweite etwas grössere

XX. Graduale

(Sal. X, 7)

zählt 164 Blätter (290X^85 mm) mit drei kleineren (fol. IIa, 70b ,md 90) sowie vier
grossen (fol. 4a, 12b, 60a und 72b) Zierbuchstaben und zwar zu Airfang derselben Abschnitte,
wie das vorerwähnte Chorbuch (die Praemonitio fehlt). Einen Begriff von der Grösse
und der Pracht dieser Initialen giebt, freilich unter Verzicht auf die Farben, die Abbildung
der ersten Seite dieser Handschrift auf Tafel V. Ausserdem auch hier zahlreiche grosse
zweifarbige Schnörkel-Initialen flottester Ausführung.

Beide Chorbücher stimmen sowohl hinsichtlich der Schrift als hinsichtlich der
Initialen, besonders auch der grossen farbigen Zierbuchstaben, so vollkommen überein, dass
die Annahme des Ursprunges aus derselben Schreibstube geboten erscheint, wobei auch
hier wieder in erster Linie an Salem zu denken ist. Der Stil der Praehtbuehstabcn
ist der der wiederholt beschriebenen Scivias-Initialen, wie solcher zu dieser Zeit in
Deutschland allgemein verbreitet war und auch in der grossen letzterwähnten Salemer
Vulgata vorherrscht. Das ganze XIV. Jahrhundert werden wir die deutsche Initial - Orna-
mentik noch im Banne dieser an sich reizlosen Pflanzen-Motive befangen finden, während
in Frankreich bereits das graziöse Dornblattmuster mit seinem auf die Dauer freilich
etwas eintönig wirkenden Rankengewirre herrscht.

Nahe' verwandt hiermit ist auch eine Handschrift des ausgehenden XIII. Jahr-
hunderts mit der

XXI. Civitas Dei des Heiligen Augustin

(Sal. X, 11)

ein stattlicher Folioband von 175 Blättern (323 X 457 mm), der ausser den üblichen grossen
zweifarbigen Schnörkel-Initialen auch mit 5 grossen bunten Prachtbuchstaben (auf fol. la,
9a, 16b, 24b und 39b) desselben Stils, wie die letztbeschriebenen, verziert ist. Der Versuch,
Gold in ausgedehntem Maasse hierbei zu verwenden, ist verunglückt. Nur wo Gold als
Grund aufgebracht ist (auf fol. 9a und 39b), hat sich der Auftrag gleichmässig vollzogen
und gut erhalten, an den übrigen Stellen erscheint es wie durch zu starkes Poliren
verbrannt und desshalb in irisirenden Tönen schimmernd. Dies auch wohl der Haupt-
grund, wesshalb bereits mit fol. 39 diese Prachtbuchstaben aufhören und gewöhnliche
gothische Initialen an deren Stelle treten.

Es mögen hier noch der Vollständigkeit halber einige Handschriften sicli
anschliessen, deren kalligraphische Ausstattung der der vorerwähnten Mm im Stil nahe
verwandt, aber ebenfalls ohne besondere Bedeutung ist. Zunächst ein vorn unvollständiges

Oeohelhäuaer. 4
 
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