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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0074
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werde». Auch bei den Rechtsbüchern werden wir diese Beobachtung bestätigt finden, ebenso
bei den Thierfabeln und Historien des XIV. und XV. Jahrhunderts. Die Wertschätzung
der mittelalterlichen Kunstübuns auf dem Gebiete der Büchermalerei wird durch die Aner-
kennung dieser, meines Wissens bisher nicht genügend beachteten Thatsache
in gewisser Weise gemindert*), damit aber erst der richtige Standpunkt gewonnen, von
dem aus die Illustrationsthätigkeit jener bilderfrohen Epoche zu betrachten ist.

Wir beginnen die Betrachtung der Handschriften des XIV. Jahrhunderts mit
zwei griechischen Mss., und zwar mit dem wichtigen:

XXVIII. Cod. Pal. Gr. 18

einem Quartbande von 264 Bomby ein-Blättern (170 X 246 mm), welcher zu den drei zur
Zeit der Wegnahme der Palatina an den Wittenberger Professor Erasmus Schmidt
ausgeliehenen und am 24. Februar 1881 von der Universität Halle—Wittenberg zurück-
erstatteten Handschriften gehört**). Den Anfang machen 8 Blätter mit der Monodia des
Rhetor Nikephoros Basilakes und einigen kleinen byzantinischen Gedichten, hinter denen
auf fol. 8D zur Ausfüllung des vom Texte freigelassenen Raumes sich eine Darstellung des
„Avuitp^ov 6 TrotrlTr,<;i' befindet, des Verfassers des auf der gegenüberstellenden Seite
befindlichen Gedichtes. Nach Art der Evangelistenbilder erscheint der Dichter vor seinem
Pulte mit Schreiben beschäftigt; ein verzierter Lehnstuhl dient ihm zum Sitze. Deutlich
liest man auf dem aufrecht gehaltenen Blatte die Anfangsworte der Alexandra: As£« rx.
TTtivrx. Der Pult besteht aus einem schrankartigen Unterbau, dessen einer Thürflügel
geöffnet ist und aus dessen Deckel eine gewundene Säule emporsteigt als Stütze einer
halb zusammengeklappten Pulttafel. Die Zeichnung ist perspektivisch ungeschickt — der

*) Die Uebereinstimmung der Biklerfolge in "Werken wie der „biblia pauperum", dem „speculum
liumanae salvationis" oder der „eoncordantia caritatis" hat hiermit nichts zu thun. Es handelt sich hier nicht
um einen beliebigen Bilderkreis aus der biblischen Geschichte, sondern um eine nach bestimmten Gesichts-
punkten geordnete Reihe von Bildern, deren Bedeutung in der richtigen Zusammenstellung beruht.

**) Die beiden andern Mss. sind: Pal. Gr. 264 und Pal. Gr. 272, beide ebenfalls des Lykophron
Alexandra enthaltend und dem XV. Jahrhundert angehörig. Näheres über die interessanten Nobenumstände im
Aprilhel't 1879 des Neuen Anzeiger für Bibliothekwesen, herausg. von J. Petzholdt. Der Identitäts-Nachweis
O. von Gebhardts gründet sich besonders auf die von Theiner veröffentlichten Leihscheine vom Jahr 1620 aus
dem Nachlasse des Leo Allatius. S. a. die auf K. Zangemeisters Angaben beruhende Beschreibung in
H. Stevensons des A. Katalog der Codd. Palatini Graeci, Borna« 1885, pag. 9 sq.

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