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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0075
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— 68 —

Stuhl mit dem Dichter darauf fällt ganz vornüber — und roh, die Färbung von jener
trüben und schmutzigen Art, die für die Spätzeit des Stiles charakteristisch ist. Hinzu
kommt, dass die Farben, besonders der Fleischten, nachgedunkelt haben und das Ganze
hinterher mit einer Art Firniss übergangen ist, der wie ein bräunlicher Rand in unregel-
mässigem Umrisse ringsumläuft. Dass es sich hierbei nicht um ein Auslaufen in Folge des
faserigen Gefüges des ßombyeiii- oder Baumwollenpapiers handelt, beweisen die scharfen
Contouren der Striche und der übrigen Farben.

Auf der folgenden Seite fol. 9a, wo die Schoben des Isaak Tzetzes zur Alexandra
beginnen, ist eine aus geometrischen Bandverschlingungen gebildete farblose Kopfleiste
gezeichnet, anscheinend frei aus der Hand ohne jede Vorzeichnung. Ein schmälerer
friesartiger Streifen dieser Art bezeichnet sodann auf fol. 10a den Beginn des Gedichtes.
Initialen sind nicht verwendet, nur hier und da stehen grössere mit Mennig geschriebene
Buchstaben vor den Zeilenköpfen. Am Schlüsse des Ganzen auf fol. 96b findet sich
abermals eine figürliche Darstellung: links Xunof^uv 6 irottiT*? nach rechts gewendet stehend
und mit der Linken in ein von der Rechten vorgehaltenes grosses Blatt dieselben Anfangs-
worte wie oben: As£w ra. ttccvtx m rother Schrift eintragend, ihm gegenüber der Commen-
tator iexäxfos i t^st&<;, die rechte Hand mit gespreizten Fingern vorstreckend und in der
Linken ein Blatt haltend mit den Anfangsworten seines Schlussepigramms: Aoyov? uraq
irsii iroWx. Zwischen den Figuren ziehen sich die Schlussworte des Textes herab, während
flüchtig und roh gezeichnetes Rankenwerk beiden als Basis dient. Ein Theil davon auf
der linken Seite ist roth und gelb getuscht, das übrige nur in dicken Doppellinien mit
blauer Farbe angegeben. Nicht minder unschön wirken die beiden Figuren, die innerhalb
der schwerfälligen Umrisslinien nicht wie bei dem oben beschriebenen Bilde flächenartig,
sondern mittelst farbiger Strichelung colorirt sind. Dabei Köpfe und Glieder von unglaub-
licher Verzeichnung. Eine durch und durch kindliche Auffassung und Technik zeigt sich
in diesen Bildern und zeugt vom geringen Kunstvemiögen und Kunstverständniss in den
Schreibstuben der damaligen Zeit.

Die folgende unbeschriebene Seite enthält nur eine nachträglich aufgezeichnete
Mondtafel in Form eines radial in 34 Theile zerlegten Kreises, in dessen Mittelpunkt die
Mondsichel dargestellt ist.

Hierauf folgen von fol. 98 an des Aesehylus Prometheus, Sieben gegen Theben
und Perser, alle drei Stücke unvollständig und abgesehen von einer antikiskenden Zier-
leiste auf fol. llla ohne kalligraphischen Schmuck. Dagegen macht sich in den sich
anschliessenden Stücken aus Hesiod (von fol. 148a an) das Bestreben geltend, die Abschnitte
nicht nur durch rothe Kopfleisten (fol. 227b), sondern auch durch grössere Initialen aus-
zuzeichnen. Dabei ist aber von fol. 157 ab, wie so oft in griechischen Handschriften der
Zeit, ein so schlechtes Roth verwendet worden, dass die Buchstaben kaum mehr auf dem
vergilbten Papiergrunde hervortreten. Erst gegen Schluss erscheint wieder ein gutes
 
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