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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0094
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— 87 —-

der gleichzeitigen französischen Schulen. Die Bewegungen sind geziert und schwer verständlich,
der Gesiehtsausdriiek gesucht und nicht selten unpassend, wie z. B. hei dein Bilde des aus
dem Wasser auftauchenden Königs, der nicht nur seihst vergnüglich üher sein Ungemach
lächelt, sondern auch den trotz der Weltkugel und des Segens -Gestus lebhaft mit den
Armen agirenden Schöpfer zur Heiterkeit veranlasst. Auch die beiden Personen der
Dreieinigkeit machen mit ihrem ausglichen Lächeln, der geneigten Kopfhaltung und den
erhobenen Armen einen fast komischen Eindruck. Dass das schwierige Problena, einen
Reitersmann in Vorderansicht darzustellen, nicht gelungen ist, kann unter diesen Umständen
nicht Wunder nehmen.

Das hei dem Ausläufer und den beiden Initialen auf fol. 8a auftretende Blatt-
und Rankenwerk ist schwerfällig, derb und mehr in der altern Weise gezeichnet; auch die
Färbung entbehrt des heitern Glanzes der französischen Meisterwerke dieser Periode. Ein
tiefes Blau spielt die Hauptrolle; für den Hintergrund ist durchweg Gold verwendet. Im
Uebrigen sind nur noch gewöhnliche einfarbige Schnörkel-Initialen zur Verwendung gelangt.

Schliesslich sei noch ein Brevier-Fragment:

XLIII. Cod. Triibn. 48

erwähnt, welches lediglich zu Beginn ein Schnörkel-Initial, ausnahmsweise mit Gold und
Blau bemalt, enthält,

Den Uebergang zu den Handschriften des XIV. Jahrhunderts welt-
lichen Inhalts möge

XLIV. Cod. Sal. X, 17

bilden, ein stattlicher Folioband (2(1") X 438 mm), welcher die fünf Bücher der Dckretalen-
Sammlung Gregors IX. mit dem Apparate des Bernardus enthält. Die Anordnung ist die
übliche: in der Mitte; des Blattes der eigentliche Text in zwei Columnen geschrieben, und
ringsherum der eng zusammengedrängte Commentar, den eine jüngere Hand noch mit zahl-
reichen Randglossen versehen hat (s. Tai IX). Die künstlerische Ausstattung dieser Hand-
schrift*) beschränkt sich auf den mittleren Theil und besteht aus einem Bilderbuchs
staben, fünf Bildern und zahlreichen Zierbuchstaben. Wir betrachten zunächst
die erstem:

1) Fol. 2b. Zu Beginn des einleitenden Briefes: Brustbild des Papstes Gregor
des TX; innerhalb eines (5.

2) Fol. 3a. Zu Beginn des eigentlichen Textes: ein grösseres, grün umrahmtes, unge-
fähr quadratisches Bild, welches den thronenden Christus darstellt, wie er dem rechte vor

*) Sie stimmt i'i berein mit dem gedruckten Texte: Deerctales cum siumimriis suis et testatus
divisionibus ac etiam rnbriearum contiiiimtiombiis. Nurembergae anno salntis i4!>-">.
 
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