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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0090
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Rechten dargestellt Zur grösseren Deutlichkeit 11alt sie in der andern Hand einen Schrift-
zettel, der abermals Namen und Kloster angiebt: Ego Käthe, dicta ze Brugg in ruhen
monasterio. Auf den ersten Blick möchte man glauben, dass diese Figur von demselben
Illuminator herrühre, der im vorerwähnten Chorbuche den Schreiber an derselbe:]» Stelle
abgebildet hat, wie denn auch die ganze Ausstattung der Handschrift und der Stil der
Initialen fast identisch erscheinen möchten. Dem steht aber zunächst der durch das expüßit
bezeugte Ursprung an anderer Stätte entgegen, da nicht anzunehmen ist, dass die Hand-
schrift in unfertigem Zustande, d. h. ohne Initialschmuck ans dem schwäbischen Kloster
Rottenmüuster (Rubeum) nach Salem gebracht und dort erst in der äusseren Ausstattung
vollendet worden sei. Bei näherem Zusehen zeigen sich denn auch trotz allerenaster
Verwandtschaft in Stil und Technik gewisse abweichende Manieren, die auf zwei verschiedene
Hände hindeuten. Im Ganzen sind die grossen Zierbuchstaben im Rotteimiünstcrcr (Jhorbuehe
(auf fol. 3b, h\ 8", 13b, 15» ißb j«)a; 20b 21b, 53a 55a 59b 68b, 71», 73% 76b, 82a,
85b, !)4a, 117b, 126b) etwas sorgfältiger und geschickter gezeichnet, die Farben lichter
— unter Bevorzugung von Grön - die; Schnörkel flotter und freier. Charakteristisch
dabei ist das Anbringen von kleinen grünen Nullen, die wie Blätter an den ausstrahlenden
Schnörkelenden sitzen.

Der Ledereinband beider Chorbücher zeigt denselben Stempel zu der äussersten
Borte verwendet und fast genau übereinstimmende Messingbeschläge. Wie bei so vielen
Handschriften unserer Sammlung dürfte die Herstellung dieser unscheinbaren aber dauer-
haften Einbände in der Mitte des XVI. -Jahrhunderts in Salem selbst erfolgt sein.

Abermals auf einen andern Ursprungsort weist hin das

XXXVH. Antiplionar Sal. X, 6>»

welches ausser einigen wenigen, reicher umschnörkelten gothischen Majuskeln zu Beginn
des Textes und der Noten ein einziges schönes farbenprächtiges Initiale 211 auf fol. 1 b
aufweist. Zeichnung und Färbung tragen ganz den Charakter der oft erwähnten Initialen
in unserem Liber Scivias: wulstige, sternförmige, breitlappige Blätter, Endigungen der Ranken
in Thierköpfe, satte Gouache-Färbung mit aufgesetzten Deckweiss-Tupfen u. s. w. Auf-
fälligerweise auch liier wieder einmal Silber neben Gold verwendet (vgl. oben S. 26). Im
Uebrigen ist die Ausstattung mit Schnörkelbuchstaben dieselbe wie bei den beiden vorer-
wähnten Chorbüchern, ebenso der sehr abgenutete Ledereinband übereinstimmend und
gleichzeitig angefertigt.

Auch das andere

XXXVIII. Aiitiplioiiar Sal. X, 6C

ist zu Beginn mit einer freilich wesentlich minderwerthigen Gouache-Initiale, ausserdem
aber mit zahlreichen bunten Initialen versehen, bei denen der durchaus missglückte Versuch

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