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Oechelhäuser, Adolf von
Die Miniaturen der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg (Band 2) — Heidelberg, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.1414#0143
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-=- 136 —

rechts betrachtet sind es zunächst ein roth- und gold-getheiltes Stierhörnerpaar, umge-
schlungen von einem rothen Bände, sodann ein Menschenrumpf mit rothem Kleid und
rother Mütze auf blonden Locken, schliesslich ein rother Hunde ('?)- Rumpf.

[G. von Wyss*) hat versucht, die Begleiter des Grafen nach den oben ange-
führten Helmzierden zu bestimmen; der hinter dem Bannerträger Reitende soll ein Graf
von Eptingen (des Zweiges von Sissach) sein, und in der That stimmt nicht nur das
Helmkleinod, sondern auch der überzwerch gelagerte Adler der Eptinger ist auf dem
gelben Waffenrocke deutlich sichtbar. Minder einleuchtend ist die Identificirung dreier
anderer Geschlechter aus Basels Umgebung. So reicht das gelb und rothe Hörn nicht zur
Bestimmung der Rotberger aus, da es z. B. in der Züricher Wappenrolle (280) auch als
Zimier der Haitnow dargestellt ist und sich auch sonst verwendet findet. Ebenso kommt
der rothe Löwe nicht nur bei den Baseler Wartenbergs vor, sondern auch bei dem Thur-
gauer Geschlecht der Anwile (Zur. W. 170) und mit geringen Abweichungen auch sonst
mehrfach (z. B. Zur. W. 120, 198, 393, 403, 452). Aehnlich steht es mit dem dritten
Kleinode: dem Manne mit rother Mütze, den von Wyss für Rodtersdorf im Leimenthal in
Anspruch nehmen möchte. Jedenfalls ist aber so viel zu erkennen, dass es sich hierbei
nicht um willkürliche Erfindungen handelt, sondern der Maler das Bestreben gehabt hat,
die wirklichen Kampfgenossen des berühmten Helden auch hier im Bilde an der Seite
desselben zu verherrlichen. Dies erscheint um so natürlicher, als der Hornberger Graf
und Minnesänger ein Zeitgenosse des Malers und wahrscheinlich noch in voller Kraft
thätig war, als unser Bild entstand. Die Erzählungen von den an's Fabelhafte grenzenden
Heldenthaten des deutschen Ritters im wälschen Lande o-ingen damals von Mund zu Mund,
und so werden auch oft genug die Namen seiner Begleiter als Theilnehmer an dem Ruhme
ihres Führers genannt worden sein.]

Der Fülle von Köpfen oben entspricht unten ein unentwirrbares Gewühl von
Pferdebeinen. Kaum dass die vier stahlblauen Beine des gräflichen Streitrosses richtig
herauszufinden sind; zu welchem der erwähnten Reiter aber die drei schwarzen oder die
übrigen acht in verschiedenen Nuancen von Blau gehaltenen Pferdebeine und Bufe gehören,
ist nicht zu ermitteln. Von den Gegnern links erscheinen die beiden Anführer gleichfalls
beritten, und zwar hinter d. h. über dem kämpfenden Fussvolke. Zunächst ist nur ein nach
links, also zur Flucht gewandter Blauschimmel zu unterscheiden, dessen blaue Kuvertüre mit
weissen Verzierungen und rothem Futter versehen erscheint. Vom goldenen Gebisse geht ein
rother Zügel aus nach der Eisenfaust eines mit rothem Wappenrocke bekleideten Ritters,
der aber selbst viel zu weit nach links gezeichnet erscheint, als dass man ihn ohne das

*) In den Mitth. d. antiqu. Ges. in Zürich, Bd. XIII, 2 (1860) S. 16. Die daselbst gegebene farbige
Copie unseres Blattes, die als treu und trefflieh bezeichnet wird (S. 14) ist leider fast das Gegentheil. Nicht
nur, dass die Zeichnung durchweg ungenau, mehrfach falsch und unvollständig ist, von den Farben stimmt kaum
eine einzige; die meisten Töne sind wie willkürlich gewählt.
 
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