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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Maaß, Ernst: Die Griechen in Südgallien
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Engelmann, Richard: Noch einmal die Vase Vagnonville, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0126

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Die Griechen in Südgallien

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Wer sich heute noch begnügen wollte, die Geschichte der südgallischen
Griechen aus den Bruchstücken der alten Historiker über die Kriege und die
großen Staatsactionen nachzuerzählen, würde veraltet und schnell am Ende sein. Aus
der Würdigung der unscheinbaren, aber unmittelbaren Zeugnisse der Vergangen-
heit des Landes und der Menschengeschlechter, aus den Mitteilungen der im
Kampfe stehenden Kirche und aus den Monumenten des Lebens und des Glaubens
sollen wir den Weg zu den verborgenen Schachten des Wissens neu zu gewinnen
suchen. Der Grieche fand von jeher die Natur nicht rein und nackt um sich her.
Die göttliche Kraft seiner Vorfahren hatte, statt von Naturgeheimnissen in Worten
zu stammeln, eine zweite Welt der Anmut und Würde und der göttlichen Liebe
in diese Welt der Dinge neu eingeschaffen; besonders nach der Liebe eines
Höheren schmachtet die Menschenseele. Diese durch Anticipation vorwegge-
nommenen Idealformen und diese Überlieferungen umzingelten den Menschen
dergestalt, daß er nicht oder doch oft nicht zu unterscheiden wußte, was wirklich
und individuell und was eingebildet und im höheren Sinne naturwahr wäre.
In der frohen Ruhe aller Sinne bediente der Grieche sich aus eigenem Rechte
dieser zweiten erhöhten Welt, wie er sie fand. Sie hat ihn gelöst, wie der goldene
Morgen die Nacht und die Ungestalt verscheucht, und sie hat ihn wieder auch
gebunden: denn die Liebe hat eine seelenbindende, beugende Gewalt. Was
seine Schwäche war, ward seine Stärke: gebeugt erst zeigt der Bogen seine
Kraft. Die Geschichte der griechischen Nation war zu einem erheblichen Teil
die Geschichte ihrer Götter. Alle Zeiten und Gewalten sind darüber hinweg-
gestrichen, haben wohl die Spitzen, aber nicht die Wurzeln ausrotten können.
Immer wieder sind auch später frische Schößlinge aufgekommen, wenn sie sich
gleich zu Kronen nicht mehr zusammenschlossen.
Marburg (Hessen), 30. December 1906. ERNST MAASS

Noch einmal die Vase Vagnonville.
Mein Aufsatz in den Jahresheften des Österr. Instituts VIII 145 ff. über die
Vase Vagnonville des Museo Nazionale in Florenz hat im allgemeinen Zustimmung
gefunden; nur von einigen wenigen ist bezweifelt worden, ob mit den Linien,
die aus den sechs Löchern der Basis herauskommen, wirklich Hammen gemeint
seien. Um jeden Zweifel zu beseitigen, habe ich von diesem Teile der Vase eine
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. X.
 
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