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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Hauser, Friedrich: Porträt eines Lictor
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0162

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153

Porträt eines Lictor.
Es liegt eine grausame Ironie in der Taufe,
welche die hier in Fig. 44 nach D'Escamps,
Descr. des marbres ant. du Musee Campana 56
reproducierte Büste der ehemaligen Samm-
lung Campana, jetzt in der Ermitage zu
Petersburg n. 77, in dem die Publication der
Arch. Zeitung 1875 Tafel III begleitenden
Aufsatz von E. Schulze erfuhr. Aus der
Tracht des Mannes und aus dem Relief am
Büstenfuß (Fig. 45 nach Arch. Zeitung a.a.O.),
einem vermeintlichen Schild, Speer, Schiif-
schnabel und Kopf eines Barbarenkönigs,
letzterer auf einem nach rechts hin abge-
rundeten Felsen — aus „der Bilderschrift
des kleinen Reliefs" glaubt der Herausgeber
nach Ausschließung anderer etwa in Betracht
kommenden Seehelden auf L. Licinius Lu-
cullus schließen zu müssen. Das Gewand
wird für eine lacerna erklärt und gar auf
Grund dieser Büste dem Lucullus die Ein-
44: Büste in der Ermitage zu St. Petersburg. . ττ -r - 1 - .. . ,
iuhrung dieses Umiormstuckes ms römische
Heer zugeschrieben. Wo alles so herrlich klappt, kommt es vollends auch nicht
mehr darauf an, daß die Büste, da sie nach der Angabe eines Campana in der
Gegend von Tusculum gefunden wurde, bei Tusculum, wo Lucullus auf seinem
eigenen Landgut begraben wurde, schließlich gar speciell für die Büste erklärt
wird, welche die tieftrauernden Anverwandten des Verblichenen aufstellten.
Wenn hier nur eine methodisch geleitete
Phantasie sprach, so hielt doch ein Mann, der die
Vorsicht selbst ist, wie Bernoulli, in seiner Römi-
schen Ikonographie I 100, so viel für ausgemacht,
daß wir einen Feldherrn und Admiral in einer
Person vor uns haben. Zu viel, zu viel der Ehre;
denn der brave Mann war nur ein schlichter
Waibel, ein Lictor, dem sein Jahreseinkommen
 
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