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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Patsch, Carl: Thrakische Spuren an der Adria
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0178

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Thrakische Spuren an der Adria.

Nach den Ermittlungen der Sprachforscher reichten die Thraker im Westen
der Balkanhalbinsel etwa bis zu der nordsüdlichen Linie des Margus (Morava). An
dem geeinten Flusse gelten noch die beiden späteren Straßenstationen Bao und
Idimum als ursprünglich thrakische Siedlungen*); weiter südlich wird in Ostdar-
danien ein großer Schwarm von Procopius überlieferter Ortsnamen samt Naissus
selbst^) dem thrakischen Sprachgute zugewiesen3). Der Hauptteil von Dardanien
und von dem im Süden anrainenden Paeonien sowie der ganze im SW, W und
NW von diesen beiden Landschaften zum Ionischen und Adriatischen Meere
sich erstreckende Complex sind dagegen der herrschenden Meinung zufolge im
Alleinbesitze der Illyrier gewesen.^)
Diese der Orographie entsprechende ethnologische Teilung der Balkanhalb-
inseP) ist für die spätere Zeit nicht ganz richtig. Ob wir für eine ältere Periode
zwei Nationen nebeneinander auf der Halbinsel anzunehmen haben, wird vielleicht
die nachfolgende Darlegung zeigen.
Thrakische Siedlungen befanden sich auch im Dinarischen Faltengebirge,
westlich von der oben angeführten Demarcation. Im Süden der Provinz Dalmatien
führt Ptolemaeus II 16, 7 unter den Δκλμκτίκς πόλεις μεσόγειοί nach Scodra die
Stadt Thermidava an. Ihr zweites, generelles Element dava erweist ihren thra-
kischen Ursprung untrüglich: es bedeutet bekanntlich Siedlung und spielt in
der topischen Namengebung der thrakischen Länder, insbesondere Daciens eine
hervorragende Rolle 6). Scodra selbst hat eine Analogie in Dacien an der regio
Scodrihesis?). Ferner nennt Strabo VII 329 fr. 10 ein Hauptgebirge zwischen
der Adria und dem Scardus, also wohl die Nordalbanischen Alpen, Bertiskos
und derselbe Name kommt nach Ptolemaeus III 12, 16 einem Gebirge im öst-
lichen Macedonien zu.^) Der Stadt Lissus entsprechen die Straßenstation Lissae
zwischen Serdica und Philippopolis**), die wohl identisch ist mit dem vicus

*) W.Tomaschek, Die alten Thraker II 2 $6 I 58.
2) P. Kretschmer, Einleitung in die Geschichte
der griechischen Sprache 405.
3) Tomaschek a. a. O. 3 411. und Zur Kunde der
Hämus-Halbinsel 446.
f) Tomaschek, Die alten Thraker I 13F. 23;
Kretschmer a. a. O. 244 f.
5) Kretschmer a. a. O. 244.
6) Tomaschek a. a. Ο. I 101 f., 103, 121; II 9;

II 2 S. 70; Kretschmer a. a. O. 214, 222.
Ü CIL VI 2698. Vgl. Mommsen, Ephemeris
epigraphica V S. 183.
8) Vgl. H. Kiepert, Formae orbis antiqui XVII
Beiblatt 3; E. Oberhummer, Pauly-Wissowa u. Bertis-
kos; Tomaschek a. a. Ο. II 2 S. 89.
9) Itin. Ant. 136, 2. Vgl. C. Jirecek, Die Heer-
straße von Belgrad nach Constantinopel und die
Balkanpässe 33.
 
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