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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Hiller von Gaertringen, Friedrich: Parorama
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Niemann, George: Die Neuaufnahme des diocletianischen Palastes in Spalato
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0388

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59

G. Niemann, Neuaufnahme des dioclet. Palastes

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übersah, da er schwer darauf kommen konnte, die
kleinasiatischen Steine durchzusehen, und endlich
ich selbst, der nur auf dem Μοησέΐον fußte und
sowohl die von Ziebarth angeführten Stellen als
auch die von mir selbst ganz verarbeiteten Scrinzi-
Hedenborgschen Papiere vergaß. So schwer ist es,
die Literatur für eine Inschrift, wenn sie nicht ge-

rade ersten Ranges ist, auch nur einigermaßen voll-
ständig zusammenzubekommen. Was sonst gleichgültig
wäre und nur für die Schuldigen belastend, findet
vielleicht als typischer Fall Interesse und stiftet als
solcher auch Nutzen.
F. HILLER v. GAERTRINGEN

Die Neuaufnahme des diocletianischen Palastes in Spalato.

In der unlängst erschienenen Abhandlung von
Josef Strzygowski „Spalato ein Markstein der ro-
manischen Kunst bei ihrem Übergänge vom Orient
nach dem Abendlande", Sonderdruck aus den Friedr.
Schneider gewidmeten Studien, heißt es am Schlüsse:
„Es wäre Zeit, daß Österreich seiner Ehrenpflicht
nachkäme, diesen in seinen Händen befindlichen,
entwicklungsgeschichtlich ohnegleichen dastehenden
Schatz in würdigen Aufnahmen vor die gelehrte
Welt zu bringen und die selten gewordenen eng-
lischen Aufnahmen von 1763 endlich zu überbieten.
Nur sollen uns nicht malerische Ansichten und
Reconstructionsversuche vorgelegt werden; was wir
brauchen, ist eine möglichst unpersönliche, rein
mechanische Wiedergabe des Tatbestandes mit De-
tailaufnahmen und Messungen, die das genaueste
Studium ermöglichen."
Wir bemerken dazu, daß infolge der Initiative
des Ministers v. Hartei seit drei Jahren Architekten
in Spalato beschäftigt sind, eine Publication vorbe-
reitend, welche nicht bloß „malerische Ansichten und
Reconstructionsversuche" enthalten wird, sondern,
wie das von Architekten kaum anders zu erwarten ist,
eine genaue auf Messungen beruhende, aber allerdings
weder „rein mechanische" noch „unpersönliche"
Wiedergabe des Tatbestandes.
Außer den Aufnahmen der Einzelobjecte mit
allen ihren zum Teil noch unbekannten Details wird
die zukünftige Publication unter anderem eine neue
Planaufnahme der inneren Stadt Spalato mit den
heute erreichbaren unter und über der Erde be-
findlichen antiken Resten bringen; eine Aufnahme,
welche zeigen wird, daß die Palastanlage nicht ganz
so regelmäßig ist, als die englische Publication von
Robert Adam vermuten läßt.
Die durch Ausgrabungen unterstützten Arbeiten
der Architekten erstrecken sich ferner auf die Er-
forschung der ursprünglichen Höhenverhältnisse des
gegen das Meer abfallenden Geländes und die Auf-
nahme der seit Jahrhunderten als Cloaken benützten,

bisher unbeachteten Substructionen unter dem süd-
lichen Teile des Palastes; Substructionen, welche
geeignet sind, einigen Aufschluß über die Anordnung
der einst darüber befindlichen, bis auf geringfügige
Reste zerstörten und von Adam willkürlich recon-
struierten Räume der kaiserlichen Wohnung zu geben.
Selbstverständlich muß die künftige Publication
auch Reconstructionen enthalten, soweit nämlich
Zutaten verdunkelten Sachverhaltes es erfordert.
Kunsthistorische Fragen zu berühren ist nicht
beabsichtigt, die Publication ist vielmehr als ein rein
zu erfahren als zur Zeit Adams, welcher seine Phan-
tasie zu Hilfe nahm, um diese Lücke auszufüllen.
Zum Schlüsse mache ich auf einen kleinen Irr-
tum aufmerksam, den Strzygowski mit Adam teilt.
Die Hallen des Straßenkreuzes waren nicht Bogen-
hallen, sondern Säulenhalien mit wagrechtem Ge-
bälke; das ist um so leichter nachzuweisen, als eine
Säulenreihe von zwanzig Metern Länge mitsamt dem
von den Säulen getragenen Gebälke noch aufrecht steht.
Die zwei Bogen auf Pfeilern (Abb. Nr. 4 in
der oben citierten Abhandlung), welche Strzygowski
als einen Rest der Arcaden des mittleren Straßen-
kreuzes ansieht, stehen nicht dort, sondern in nächster
Nähe der Ostmauer des Palastes; sie gehören zu
den Arcaden des äußeren Mauerringes. Damit ent-
fallen auch die Folgerungen, welche der Verfasser
aus seiner irrtümlichen Voraussetzung ableitet.
Wien, December 1906. G. NIEMANN.
 
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