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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 10.1907

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Schneider, Robert von: Ein Brief Philipp von Stosch' an Heraeus
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https://doi.org/10.11588/diglit.34748#0353

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Ein Brief Philipp von Stosch' an Heraeus.

Bei der unlängst vorgenommenen Sichtung und Ordnung der Archivalien
des alten „Münz- und Antikencabinettes" kam ein dünnes Quartheft in grünem
Umschläge zum Vorschein, das dreizehn von verschiedenen Personen geschriebene
Briefe enthält. Sechs davon sind an den durch seine Schicksale merkwürdigen
Numismatiker Valentin Jameray Duval (1695—1775), sieben an den Hofantiquar
Karl Gustav Heraeus (1671 —1725) gerichtet. Seltsamerweise entzog sich das Heft
dem Auge des fleißigen Josef Bergmann, der die Geschichte des Cabinettes schrieb
und emsig die Briefe Leibnitzens sammelte, und so blieb auch das Wertvollste,
das es in sich schließt, ein vom 29. Mai 1716 datiertes Schreiben des Philosophen
an Heraeus ihm und anderen verborgen. Das letzte Stück in der Reihe, ein an
die gleiche Adresse gerichteter Brief Philipp von Stosch', findet hier als Nachtrag
zu dessen vor Jahren durch Karl Justi veröffentlichter Correspondenz seine Stelle.*)
In der ausführlichen Lebensbeschreibung, die in Joh. Chr. Strodtmanns
„Gelehrtem Europa" dem interessanten Manne gewidmet ist und die, sichtlich
unter seinen Augen verfaßt, fast autobiographischen Wert besitzt, ist seinem
Wiener Aufenthalte im Jahre 1717 ein breiter Raum gegeben.^) Waren doch für
seine diplomatischen Geschäfte die hier gewonnenen Beziehungen von entschei-
dender Bedeutung, und holte er sich doch hier aus dem Munde des Kaisers, der
sich die Zeichnungen für das Gemmenwerk vorlegen ließ und dessen Widmung
in Gnaden annahm, indem er Stosch hiebei „allezeit mit dem Titel eines Frey-
herrn beehrte", die Bestätigung seines anfechtbaren Adelsranges. Mit wirksamen
Empfehlungen an den Nuntius und den Prinzen Eugen von Savoyen versehen,
und von früherher mit dem venezianischen Gesandten, dem späteren Dogen Pietro
Grimani, bekannt, war es ihm leicht, Zutritt zu Würdenträgern, Standespersonen,
Celebritäten jeder Art zu erlangen. Er war aber auch der Mann, sich allenthalben
durch Erfahrungen und Kenntnisse gefällig und nützlich zu erweisen. So war er
es, der darauf aufmerksam machte, daß in Augsburg die Tabula Peutingeriana
verkäuflich sei. Er ließ die Nachricht dem Prinzen Eugen, der bei seiner Ankunft
nicht in Wien war, die kostbare Karte aber später erwarb, wie es scheint, durch
Heraeus vermitteln, denn an letzteren ist Eugens noch erhaltener Dankbrief ge-
*) Antiquarische Briefe des Baron Philipp von Darstellungen, Zeitschr. für bild. Kunst VII (1872)
Stosch, Marburger Universitäts-Programm, 1871. S. 293 ff., 333 ff.; Winkelmann IP 218 ff.
h Des Neuen Gelehrten Europa fünfter Teil J) K. Miller, Die Weltkarte des Castorius S. 13;
(Wolfenbüttel 1754) S. 29 ff. Diese Biographie war Aschbach, Geschichte der Wiener Universität II

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