57
F. Hiller v. Gaertringen, Parorama
58
Durchm. des Deckels 0*082*", Höhe 0*026"*. Hellbraun,
Überzug stark verwaschen, ursprünglich gleichmäßig
braun. Sohlenstempel am Boden verwischt mit den
Buchstaben SNT (Fig. 7).
Dargestellt ist die Berauschung des Polyphem
mit reicheren Details als auf verwandten Lampen-
reliefs. Polyphem sitzt als Mittelfigur der Gruppe
nackt auf einem Felsblock, die Keule zwischen
den auf einer vorgelegten Schwelle aufruhenden
Beinen. Mit der linken Hand hat er einen toten
Griechen am linken Unterarm erfaßt. Die rechte greift
nach dem Weinnapf, dem τασσόβίον, den Odysseus
zaghaft herantretend darbietet. Dieser ist mit gegürteter
Exomis und Pilos bekleidet und in einer Stellung,
die der der kleinen Statue des Wein darbietenden
Odysseus aus der Villa Panhli ähnlich ist.10) Ein
zweiter Schiffsgenosse steht im Hintergründe mit ge-
schultertem Weinschlauch zum Nachfüllen bereit.
Hechts unten wird das Bild durch einen Widder ge-
füllt, der unter dem Sitz des Kyklopen hervorkommt.
Ein Lampenrelief, dem die beiden letztgenannten
Figuren fehlen, das aber sonst die gleiche Vorlage
verrät, ist aus Priene bekannt. H) Sonst steht das
Bild einer etruskischen Aschenkiste von Volterra
nahe, welches die Berauschungsscene und die Flucht
des Odysseus darstellt. Auf dem Relief der Aschen-
kiste gehört der Widder, der aus der Höhle des
Riesen hervorkommt, in völlig gleicher Stellung bereits
zur benachbarten Fluchtscene; es ist nicht ausge-
schlossen , daß letztere auch auf dem Lampenrelief
noch mit angedeutet werden sollte. Auf dem fehlenden
Bruchstück könnte die unter dem Widder liegende
Gestalt noch Platz gefunden haben.
Pola, Jänner 1907. ANTON GNIRS
ΠΑΡΟΡΑΜΑ.
Bei der Behandlung der rhodischen Inschrift in
Band IN Beiblatt S. 86f. hat mir mein schlechtes
Gedächtnis einen Streich gespielt, wie mir teils
freundliche Zuschriften von E. Preuner, E. Ziebarth
und der verehrten Redaction, teils nachträgliche eigene
Erinnerung zeigen. Statt weiterer Entschuldigungen
setze ich hier die Bibliographie hin, wie sie ein
rechtschaffenes Lemma hätte enthalten müssen.
Abgeschrieben in Rhodos vom Arzte Heden-
borg (aus dessen hinterlassenen Papieren, die der
Marchese Sommi Picenardi besitzt, herausgegeben
und völlig richtig erklärt von A. Scrinzi, Atti dell'
Inst. Veneto LVII, 26ß f., 6 [H. van Gelder, Mne-
mos. XXVIII 1900 p. 397], und copiert von mir
selbst im Jahre 1900); dann in der Sammlung des
deutschen Generalconsuls Spiegelthal in Smyrna,
daraus herausgegeben von Henzen, Bull. Inst. 1860
p. 218 f., mit Hinweis auf den Dialect, der nicht zu
Smyrna passe (daraus Lüders, Dionys. Künstler 163,
37 und Ephem. epigr. IV ad n. 76, vgl. Liebenam,
Rom. Vereinsw. 94); dann sah sieFoucart „chezun
marchand d'antiquitds de Smyrne", der als Heimat
10) Vgl. Overbeck, Gail. her. Bildw. XXXI 23
S, 766.
11) Wiegand und Schräder, Priene 433 n- 188,
mit Angabe gleicher Lampen aus Lepti minus und
Neapel (letztere: Helbig, Führer 2 I 68 Fig. 10).
Vgl. ferner Lampenfragment aus Solunt mit Odysseus
arch. XI (1863) p. 222 und XIII (1866) p. 363, ohne
zu verfechten und ohne Henzens Veröffentlichung zu
kennen (daraus Lüders, Dionys. Künstler 21 A. 30,
der irrtümlich zwei Inschriften mit Erwähnung der
Έρμκίστκί annimmt); dann gab sie verbessert Geizer
im Rhein. Mus. 1872 S. 467, aus der Sammlung
Gonzenbach in Smyrna, ebenfalls mit der Heimat
Assoc. rölig. 236, 39, ohne Hinweis auf seine eigene
frühere Publication); darauf erscheint der Stein,
nachdem er mittlerweile in das Museum der evange-
lischen Schule in Smyrna gekommen war, abermals
als Ineditum in der Ίωνίκ und im Μουσεΐον an den
Band IX a. a. O. angeführten Stellen; vgl. auch G.
Hirschfeld, Skizzenbuch II 239 (mit vollständiger
Literatur außer Hedenborg, dessen Scheden damals
noch nicht bekannt waren, bei Ziebarth, Griech.
Vereinswesen 1896 S. 53 i); dann kam Scrinzi
a. a. O., der verzeihlicherweise die andere Literatur
den Skyphos darbietend bei Salinas, Scavi di Solunto
tav. I n. 3 1 6, und Roscher, Lexikon unter ,Poly-
phemos' Sp. 2705.
12) Brunn, Urne etrusche 86, 2.
l) Ungenau ist bei Ziebarth nur die Angabe
„Foucart, Rev. arch. etc. = Assoc. n. 59" S. o.
F. Hiller v. Gaertringen, Parorama
58
Durchm. des Deckels 0*082*", Höhe 0*026"*. Hellbraun,
Überzug stark verwaschen, ursprünglich gleichmäßig
braun. Sohlenstempel am Boden verwischt mit den
Buchstaben SNT (Fig. 7).
Dargestellt ist die Berauschung des Polyphem
mit reicheren Details als auf verwandten Lampen-
reliefs. Polyphem sitzt als Mittelfigur der Gruppe
nackt auf einem Felsblock, die Keule zwischen
den auf einer vorgelegten Schwelle aufruhenden
Beinen. Mit der linken Hand hat er einen toten
Griechen am linken Unterarm erfaßt. Die rechte greift
nach dem Weinnapf, dem τασσόβίον, den Odysseus
zaghaft herantretend darbietet. Dieser ist mit gegürteter
Exomis und Pilos bekleidet und in einer Stellung,
die der der kleinen Statue des Wein darbietenden
Odysseus aus der Villa Panhli ähnlich ist.10) Ein
zweiter Schiffsgenosse steht im Hintergründe mit ge-
schultertem Weinschlauch zum Nachfüllen bereit.
Hechts unten wird das Bild durch einen Widder ge-
füllt, der unter dem Sitz des Kyklopen hervorkommt.
Ein Lampenrelief, dem die beiden letztgenannten
Figuren fehlen, das aber sonst die gleiche Vorlage
verrät, ist aus Priene bekannt. H) Sonst steht das
Bild einer etruskischen Aschenkiste von Volterra
nahe, welches die Berauschungsscene und die Flucht
des Odysseus darstellt. Auf dem Relief der Aschen-
kiste gehört der Widder, der aus der Höhle des
Riesen hervorkommt, in völlig gleicher Stellung bereits
zur benachbarten Fluchtscene; es ist nicht ausge-
schlossen , daß letztere auch auf dem Lampenrelief
noch mit angedeutet werden sollte. Auf dem fehlenden
Bruchstück könnte die unter dem Widder liegende
Gestalt noch Platz gefunden haben.
Pola, Jänner 1907. ANTON GNIRS
ΠΑΡΟΡΑΜΑ.
Bei der Behandlung der rhodischen Inschrift in
Band IN Beiblatt S. 86f. hat mir mein schlechtes
Gedächtnis einen Streich gespielt, wie mir teils
freundliche Zuschriften von E. Preuner, E. Ziebarth
und der verehrten Redaction, teils nachträgliche eigene
Erinnerung zeigen. Statt weiterer Entschuldigungen
setze ich hier die Bibliographie hin, wie sie ein
rechtschaffenes Lemma hätte enthalten müssen.
Abgeschrieben in Rhodos vom Arzte Heden-
borg (aus dessen hinterlassenen Papieren, die der
Marchese Sommi Picenardi besitzt, herausgegeben
und völlig richtig erklärt von A. Scrinzi, Atti dell'
Inst. Veneto LVII, 26ß f., 6 [H. van Gelder, Mne-
mos. XXVIII 1900 p. 397], und copiert von mir
selbst im Jahre 1900); dann in der Sammlung des
deutschen Generalconsuls Spiegelthal in Smyrna,
daraus herausgegeben von Henzen, Bull. Inst. 1860
p. 218 f., mit Hinweis auf den Dialect, der nicht zu
Smyrna passe (daraus Lüders, Dionys. Künstler 163,
37 und Ephem. epigr. IV ad n. 76, vgl. Liebenam,
Rom. Vereinsw. 94); dann sah sieFoucart „chezun
marchand d'antiquitds de Smyrne", der als Heimat
10) Vgl. Overbeck, Gail. her. Bildw. XXXI 23
S, 766.
11) Wiegand und Schräder, Priene 433 n- 188,
mit Angabe gleicher Lampen aus Lepti minus und
Neapel (letztere: Helbig, Führer 2 I 68 Fig. 10).
Vgl. ferner Lampenfragment aus Solunt mit Odysseus
arch. XI (1863) p. 222 und XIII (1866) p. 363, ohne
zu verfechten und ohne Henzens Veröffentlichung zu
kennen (daraus Lüders, Dionys. Künstler 21 A. 30,
der irrtümlich zwei Inschriften mit Erwähnung der
Έρμκίστκί annimmt); dann gab sie verbessert Geizer
im Rhein. Mus. 1872 S. 467, aus der Sammlung
Gonzenbach in Smyrna, ebenfalls mit der Heimat
Assoc. rölig. 236, 39, ohne Hinweis auf seine eigene
frühere Publication); darauf erscheint der Stein,
nachdem er mittlerweile in das Museum der evange-
lischen Schule in Smyrna gekommen war, abermals
als Ineditum in der Ίωνίκ und im Μουσεΐον an den
Band IX a. a. O. angeführten Stellen; vgl. auch G.
Hirschfeld, Skizzenbuch II 239 (mit vollständiger
Literatur außer Hedenborg, dessen Scheden damals
noch nicht bekannt waren, bei Ziebarth, Griech.
Vereinswesen 1896 S. 53 i); dann kam Scrinzi
a. a. O., der verzeihlicherweise die andere Literatur
den Skyphos darbietend bei Salinas, Scavi di Solunto
tav. I n. 3 1 6, und Roscher, Lexikon unter ,Poly-
phemos' Sp. 2705.
12) Brunn, Urne etrusche 86, 2.
l) Ungenau ist bei Ziebarth nur die Angabe
„Foucart, Rev. arch. etc. = Assoc. n. 59" S. o.